Kirchliche Architektur.
des
Gothischer Styl
Jahrhunderts.
717
lich eine alte Inschrift, die in dem ersten Pfeiler auf der Südseite des
Kirchenschiges eingemauert war, mit folgenden Worten: "Anno dni M0,
cccc". lvj" cecidit ista turris vna cu(m Orläalm Ü" Der Zusatz des
Wortes ista dürfte nicht ganz ohne Bedeutung sein. Wäre damals über-
haupt nur Ein Thurm vorhanden gewesen, so hatte man ohne Zweifel eine
allgemeinere Bezeichnung (etwa turris S. Jacobi) gesetzt; so aber scheint
durch jenes ista ein südlicher Thurm von einem nördlichen unterschieden
zu sein. Dazu kommt, dass man bei dem kolossalen Neubau des vier-
zehnten Jahrhunderts den westlichen Räumen der Kirche schwerlich die
unharmonische Einrichtung gegeben hätte, welche sie gegenwärtig haben,
indem das südliche Seitenschiff und auch das Mittelschiff mit hoher Vor-
halle beginnen, während vor der Westseite des nördlichen Seitenschiffes
die oben besprochene Einrichtung statt findet; gewiss hätte man, wäre
nichts mehr als diese von dem älteren Bau benutzbar geblieben, auch sie
in Uebereinstimmung mit der Hauptanlage umgeändert. Endlich scheint
auch der Umstand auf den späten Ursprung der Westseite in. ihrer gegen-
wärtigen Gestalt zu deuten, dass die Fensterblenden, welche, wie am Thurme
selbst, so auch am Unterbau angebracht sind, innerhalb des grösseren Spitz-
bogens, der sie umfasst, schon Halbkreisbögen zur Verbindung des Stab-
werkes haben. Vollendet wurde der neue Thurmbau im Jahre 1504, durch
Hans Böneckez).
Melslglie Haupträume im Inneren der Kirche haben hohe und weite 'Ve1'-
hältnisse. Sie zählt im Ganzen 18 freistehende Pfeiler. Ein starkes Pfei-
lerpaar in der Mitte der Kirche, quer über das Mittelschiff durch einen
gtarkgn Schwibbogen verbunden, scheidet einen Chorraum von dem eigent-
lichen SchiiTe; letzteres hat auf jeder Seite drei Pfeiler. Der Chor ist
fünfseitig geschlossen, doch sind die Seitenschiffe in gleicher Höhe als Um-
gang um den Chor herumgeführt, eine Einrichtung, die bei pommerschen
Kirchen nicht gerade häufig und zumeist nur als eine Eigcnthümlichkeit
jüngerer Anlagen zu betrachten ist. Die Pfeiler sind einfach achteckig,
die des Chores sind an ihrer unteren Hälfte von noch einfacherer. vier-
, l , eckiger Gestalt; die Schwibbögen, welche
VVWÖW j die Pfeilerreihen verbinden sind an
f Ä X H! l ihren schrägen Flächen nur durch gerad-
f 2,1! f linige Einschnitte gegliedert. (Sollten auch,
bei der späteren Verwüstung der Kirche,
KZ, in welcher sie sämmtliche Hauptgewölbe
verlor, mehrere dieser Schwibbögen zerstört
rnach in der an e ebenen Weise wiederhergestellt
ggfdgllle szeiästogtänzägt sich dochnirgegnä eine edlere Gliederung.) Von
Gurtträgern habe ich nichts bemerkt. Alles dies scheint sehr bezeich-
nend für die in Anspruch genommene Bauzeit (die spätere Zeit des vier-
Zehnten Jahrhunderts). Am Umgange des Chores treten die Strebepfeiler.
ausserhalb nur durch flache Wandstreifen bezeichnet, nach innen vor und
i) Der Stein, auf welchem die Inschrift ein e
neueren Reparatur der Kirche zerbrochen und heäaälegzglämlxjateyn wäge f? gmf"
seinen Stücken erhalten. Friedeborn, Hist. Beschl-bg d Sk AlteJn .1"
S. 115, giebt irrthümlicher Weise das Jahr 1469 als das alif der I h fättmy
nannte an. z) Friedehorrl, a. a. O. D50 nft ge"