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Pommersche
Kunstgeschichte.
Gebäude von Culbatz, die aus klösterlicher Zeit herrühren, zwar massiv und
für die Dauer einer halben Ewigkeit gegründet, doch aller weiteren
architektonischen Ausbildung ermangeln, so zeigen sieh hier, an Pfeilern
und Gewölbgurten, die Detailformen so wohlgebildet, das Ganze so schön
und präcis ausgeführt, dass man in dem Keller wohl eine Bestimmung
für höhere Zwecke vermuthen darf. Ohne Zweifel versammelten sich hier,
wenn des Tages Last und Mühen vorüber waren, die frommen Brüder
des Klosters, aus stattlichen Fässern den Trank zu schöpfen, der die müden
Geister erquieken und zu neuem Thun kräftigen mochte. Die Bauzeit
des Kellers darf man nicht füglich früher als in das funfzehnte Jahrhundert
setzen.
Einen nicht minder wichtigen Platz unter den ältesten pommerschen
Baudenkmalen, als die Klosterkirche von Colbatz, nimmt die Domkirehe
von Cammin ein. An ihrer Stelle war, bereits im Jahr 1124, eine der
ersten pommerschen Kirchen durch Bischof Otto von Bamberg gegründet
und dem Täufer Johannes gewidmet worden. Im J. 1175 wurde diese durch
Herzog Casimir I. dem Bischofe und Domkapitel von Julin, nachdem letz-
teres durch die Dänen zerstört war, als neuer Sitz des Stiftes, welches fortan
in Cammin blieb, übergeben. Dass die älteren Theile der gegenwärtig vor-
handenen Domkirclie Reste jener Kirche seien, welche von Bischof Otto
erbaut wurde, ist, bei der Bedeutsamkeit ihrer Anlage, auf keine Weise
denkbar 1). Dass im Verlauf von funfzig Jahren ein neuer Bau an die
Stelle jenes ursprünglichen Kirchengebäudes getreten war, ist möglich, doch
fehlt es, soviel mir bekannt, an aller näheren historischen Bestimmung.
Dass aber das Kapitel gleich nach seiner Versetzung zu einem Neubau de;
Kirche geschritten sei, ist nicht eben wahrscheinlich, da demselben eine vor-
handene Kirche für seineZwecke übergeben ward. Im Gegentheil dürfte
es sicherer sein, anzunehmen, dass das Kapitel und der Bischof in den
ersten Jahrzehnten nach jener Versetzung gar mancherlei mit der Reguli-
rung äusserei- Verhältnisse zu thun hatten, und dass man erst, nachdem
diese in Ordnung gebracht und bedeutendere Einkünfte gesichert waren,
auch zur Ausführung eines stattlichen, der geistlichen Residenz würdigen
Kirchenbaues schritt. Mit solcher Annahme stimmen wenigstens die älte-
ren Bautheile der Domkirche von Cammin, was ihren Styl anbetritft, über-
ein; nur ein einzelner Theil des vorhandenen Gebäudes (das grosse Portal
auf der Nordseite) gehört, wie es scheint, in das zwölfte Jahrhundert; die
übrigen Theile können nicht füglich vor dem Beginn des dreizehnten auf-
geführt sein.
Die Domkirche von Cammin hat wiederum die Gestalt einer Kreuz-
kirche: ein Langschiff mit niederen Seitenschilfen, Quersehiif und Chor in
der Breite des Langscluiles. (Querschiff und Chor unterscheiden sich von
den übrigen Theilen durch Formen, die das Gepräge eines höheren Alters
Vergl.
Böhmer,
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UGUGIJ
Pom,
Prov.
Blättern,
203.