Kirchliche Architektur.
Styl
Byzantinischer
etc.
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verzierungen, die im Verlauf des vierzehnten und im funfzehnten Jahr-
hundert an unsern Backsteinkirchen vorkommen (vergl. unten). 10h nehme
somit keinen Anstand, sie mit den spätesten Theilen des Kirchenschifhzs
(namentlich den Fenstern der Südwand) für gleichzeitig zu halten.
Die späteren Theile des Chores der Colbatzer Kirche gehören, wie be-
reits bemerkt, dem entwickelten Baustyl des vierzehnten Jahrhunderts an_
Historische Zeugnisse sind auch für diese Bestimmung nicht weiter vorhan-
den, aber die Formen des Baues geben dafür hinreichenden Beleg. Die
Anlage des Chores ist einfach gothiseh, mit dreiseitig gebildetem Schluss.
Zwischen den hohen und weiten spitzbogigen Fenstern sind im Aeusseren
"starke Strebepfeiler angebracht, die aber zugleich auch gegen das Innere
der Kirche in Etwas vertreten und hier, als Einschluss der Fenster, Nischen
mit zierlich gegliederten Ecken bilden. Sodann springen, an diesen inneren
Seiten der Streben drei durch breite Einkehlungen gesonderte Halb-
Säulen von guter Formation vor, welche schlank in die Höhe laufen und
dazu bestimmt waren, die Gurte des Kreuzgewülbes zu tragen. Diese Gurt-
träger sind es vornehmlich, was zur Zeitbestimmuiig der späteren Chortheile
berechtigt. (Vergl. unten, über die weitere Entwickelung des gothisclien
Styles). Sonst ist an der Architektur des Chores nichts Bemerkcnswerthes
hervorzuheben; dass die Gewölbe desselben nicht mehr vorhanden sind,
ist schon oben esavt.
Von den äandigfachen Gebäulichkeiten, die aussei- der Kirche den
Glanz des weiland mächtigen und durch seine Lebensfreuden selbst im
Mährehen berühmten Klosters bekundeten, ist wenig mehr vorhanden, das
höhere architektonische Bedeutung hätte. Eine Reihe von Säulen-Kapi-
tälen, etwa 11 an der Zahl und gegenwärtig vor der Amtswohnung auf-
gestellt, dürfte dem Refectoriuin oder einem ähnlichen Prachtraume ange-
hört haben. Sie sind sämmtlich aus Kalkstein (von grau und röthlich ge-
mischter Farbe) gearbeitet, demjenigen Material, welches vorzugsweise
bei freistehenden Säulen, wie sonst auch bei anderm architektonischem
Detail, angewandt wird. Die Grundform dieser Kapitäle ist die des Kelches;
einige sind ohne besondere Zierde; andre haben Jene breiten Blätter an
den Eeken, welche in der früheren Entwickelungszeit des gothischen Styles
VQI-zukommen pgegen, andre (25. u. 2b.) sind mitufrei gebildetem Blatt-
wer-k geschmückt, noch andre ßlldllCll. mit digurlnichen Darstellungen
versehen. An dem einen der letzteren sind vier Monchslignren auf den
Ecken angebracht; an einem zweiten aber sieht man, um das Kapitäl