Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

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Kunstgeschichte. 
Pommersche 
Reifen eingedrückt sieht; die nächste horizontal laufende Steinlage über 
dieser Wölbung ist glatt; dann folgen aber, nah unter der Bedachung und 
gewissermassen die Bekrönung bildend, zwei Lagen von Steinen, von denen 
die unteren mit leis erhabenen kleinen Halbkreisbögen (je drei auf einem 
Steine nebeneinander stehend), die oberen mit einem ähnlich gebildeten 
Zikzak-Ornament versehen sind. Die ganze, so bescheiden gehaltene Ver- 
zierung giebt hier der strengen technischen Construction das Gepräge eines 
heiteren Spieles.  Ueber dieser nördlichen Thür ist in später mittelal- 
terlicher Zeit ein hohes und breites spitzbogiges Fenster eingebrochen; 
doch sieht man auch hier noch die Reste vermauerter byzantinischer Fen- 
ster. Beide Giebel des Querschiffes hatten ursprünglich die dem byzanti- 
nischen Baustyl angemessene Höhe, den Seiten eines gleichschenkligen 
Dreiecks ungefähr entsprechend; später sind sie erhöht, doch kann man 
die ursprünglichen Linien noch deutlich verfolgen.  Endlich ist zu be- 
merken, dass unter den Dächern der alten Bautheile, als obere Bekrönung 
der Mauern, der aus kleinen Halbkreisbögen zusammengesetzte Fries hinläuft. 
Der gesammte Chor war ursprünglich ohne Zweifel in demselben Style, 
wie jene alten Bautheile und "gleichzeitig mit diesen gebaut; die später 
gothischen Formen desselben sind unbedenklich einer Erneuung des Baues 
zuzuschreiben. Die späteren, beträchtlich ausgedehnten Theile des Schiffes, 
halte ich dagegen nicht für eine Erneuung, sondern für eine Foftspfzung 
des Baues, die nach der Pause von einigen Jahrzehnten erfolgt sein mag. 
Im Allgemeinen ist ein solcher Fall nicht selten, und namentlich bei Kir- 
chen, bei denen der Gottesdienst der Geistlichen oder Mönche, nicht der 
der Laien,_die Hauptsache war, findet man es häufig genug, dass die zum 
Chor gehörigen Räume vorläufig gesondert aufgeführt wurden, indem man 
das Weitere, die Erwerbung neuer Mittel oder sonstige günstige Verhält- 
nisse von der Zukunft erwartend, dahingestellt sein liess. Im gegenwär- 
tigen Falle tritt aber zugleich der Umstand als ziemlich entscheidend hinzu, 
dass, wenn auch in den neuen Theilen des Schiffes ein neues Princip der 
Architektur vorherrscht, doch in einzelnen Motiven ein so nahes Anschljes- 
sen an die Form jener alten Bautheile gefunden wird, dass eben kein sehr 
bedetender Zeuitabstand zwischen beiden angenommen werden kann. Wäre 
aber das ganze Schiff ursprünglich in der Weise der alten Bautheile (so- 
mit auch in deren solider Technik) ausgeführt gewesen, und wäre schon 
nach einigen Jahrzehnten eine Erneuung nöthig geworden, so hätten sich, 
wie es scheint, gewiss mehrfache Reste der älteren Anlage erhalten müssen. 
Charakteristisch für die Anlage der späteren Theile des Schiffes sind 
die Bogenstellungen, welche hier die Trennung des Mittelschitfes von den 
Seitenschiffen ausmachten. Jm Allgemeinen, in der Anordnung und Be- 
handlung der Hauptformcn, sind sie den entsprechenden Bogenstellungen 
der älteren Theile ähnlich, tragen auch sie noch das Gepräge des Lieber- 
gangsstyles; doch hat der Spitzbogen an ihnen ein höheres Verhältniss und 
ist, sowie auch die Pfeiler, dieihn tragen, etwas feiner gegliedert  An 
die Stelle der starken Halbsäule tritt hier ein halber achteckiger Pfeiler, 
dessen Kapitäl indess dem der Halbsäulen in den älteren Theilen ent- 
sprechend bleibt. (Der spätere Theil des Schiffes hat anfjeder Seite 6 sol- 
cher Bogenstellnngen, so dass die Gesammt-Ausdehnung des Schiffes, mit 
Einschluss jener älteren Bogenstellungen, die bedeutende Anzahl von 8 
Bogenstellungen auf jeder Seite umfasst).  Wesentlich verschieden aber von 
der Einrichtung der älteren Bautheile ist die Beschaffenheit der Fenster über
	        
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