Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

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Kunstgeschichte. 
Pommersche 
zierlich gebildete Halbsäulchen in gewissen Entfernungen voneinander (ur- 
sprünglich die Räume der höher gelegenen Fenster von einander sondernd) 
niederlaufen. 
An den spätgothischen Theilen der Kirche ist, wie bereits angedeutet. 
nichts Bemerkenswerthes vorhanden; auch nicht an dem Therme, der sich 
in einfach viereckiger Masse über der Mitte der Westseite erhebt. Die 
älteren Theile dagegen sind sehr interessant, indem sie, wie gesagt, die 
Elemente des byzantinischen Baustyles in dem letzten Stadium seiner Ent- 
wickelung, und nur erst ganz im vereinzelten Maasse (rücksichtlieh der 
gedrückten Spitzbögen der westlichen Halle) das Eintreten neuer architek- 
tonischer Motive erkennen lassen 1). Sie sind, da ihre Bauzeit feststeht, 
als ein willkommener Anknüpfungspunkt für weitere Forschungen zu be- 
trachten.  
War an der Kirche von Bergen einer der wichtigsten Bautheile der 
ursprünglichen Anlage, die grosse Altarnische, grösstentheils zerstört, so 
finden wir eine solche, derselben Bauperiode angehörig, an der Kirche von 
Altenkirchen, auf der rügischen Halbinsel Wittow, erhalten. Ueber die 
Erbauung dieser Kirche ist keine Nachricht vorhanden; man meint, dass 
das erste christliche Gotteshaus, welches nach dem Bericht des Saxo Grani- 
maticus von dem Holzwerk des Arkonischen Swantevit-WValles aufgeführt 
wurde, zu Altenkirchen gestanden habe i). Wäre diese Meinung, die 
übrigens nichts Unwahrscheinliches hat, historisch gesichert, so würde schon 
sie genügen, um in den ältesten Theilen der gegenwärtigen Kirche von Al- 
tenkirchen Reste eines Baues vom Ende des zwölften Jahrhunderts zu er- 
kennen, da der Holzbau doch ohne Zweifel wenigstens für die Dauer von 
ein Paar Jahrzehnten zureichen musste. Der architektonische Styl dieser 
ältesten Theile entspricht der eben angedeuteten Zeit; erheblich jünger 
können dieselben auch nicht füglich sein, da das byzantinische Element an 
ihnen völlig rein und unvermischt erscheint. 
Die Kirche ist von einfacher Anla e: ein 
27K Langschiß mit niedrigen Seitenschillen? ohne 
p X Qnersclrilf, der quadrate Altarraum (Chor) in 
f   der Breite des Langsehiffes, nnd an dieser, die 
f  f hx grosse, 1m Halbkreis gebildete Nische sich 
 anschliessend. Nur der Altarraum, mit den 
J?   w ihm unmittelbar verbundenen Bautheilen, ist 
ilf J es, was der ursprünglichen Anlage des Gehäu- 
 7  i 31 i des angehört. Vom Schiff wird derselbe durch 
I] einen, aus mehreren breiten Bändern beste- 
   henden, im Halbkreisbogen geführten und von 
Wandpfeilern getragenen Schwibbogen ge- 
 trennt; ähnlich ist die Einfassung der Altar- 
Ü irische gebildet. An beiden Stellen ist das 
 Kämpfergesims der Wandpfeiler wohlgeglie- 
t i f 4 dert (und entspricht dem Gesims an der Ein- 
 ' fassung der kleinen Nischen in der Kirche 
 Die westliche Halle wird, wie dieser Fall sich so häufig tlndet, als ein 
der ursprünglichen Anlage nicht ganz gleichzeitiger. vielmehr etwas später ausge- 
führter Bauthei] zu betrachten sein. 
2) Grümbke: Darstellungen von der Insel und dem Fürstenth. Rügen II. S. 6.
	        
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