Einleitung.
657
Pommern nimmt diese Entwickeliingsmonientc in sich auf; es gestaltet von
ihnen heraus eine eigenthiiniliche Weise der Kunst, die, wenn auch in
gleichmassigem Fortschritt mit deiä Wekken desnln-igen peiitschlands, doch
glsbald das Geprage GIDGTS lilesfgii crn_ Etionlalitat gewinnt, die Selbstän-
igkeit des künstlerischen c a ens mit lltSCulcdCllllßlt bekundend. Zahl-
reiche Werke der Architektur wurden aufgefuhilt, in grosster Anzahl von
JBIIGI Epoche ab, da die Stadte ihre selbstandige Macht erworben hatten,
Das feste Material, dasfler fclsenlose ldoden versagte, erschuf sich das
Volk selbst, indemes die Erde zum Stein brannte. Nur bei den Bauwer-
ken früherer Zeit findet man das schwerzubehandclndc Material des Gra-
nitshtwie derselbelalsrltgiäofseä Geriille üger gomänern verstreut ist ,l angle-
Wari s äter ersciei lr rani nur er un amenten sowie sciwe i-
scher kalrkstein bei den Gesimsen der Fundamente. Einfache, ernste und.
mächtige Formen wurden in den Hanptmassen der Architektur, besonders
im Aeusseren, vorgezogen; aber ein lebendiger organischer Hauch erfüllte
die Formen des Inneren; und wo das Innere in das Aeussere übertrat,
vornehmlich an Thüren und Portalen, entwickelte sich ein reichgestaltetes
Leben architektonischer Glieder. Mit der ernsten und ruhigen Grund-
stimmnng der pommerschen Architektur, obwohl sich ihr in späterer Zeit
mannigfacher Schmuck zugesellte, hängt es sodann zusammen, dass sie
fast nirgend mit Bildwerk geziert erscheint; es sollte die Darstellung des
individuellen Lebens von derjenigen, welche die allgemeinen, die festen
und nnveränderlichen Grundgesetze des Lebens zuwergegenwärtigen hat,
getrennt bleiben: Um _s0 eigenthumlicher und freier aber gestaltete sich
die Kunst der Bildnerer, dieuiun zum prachtvollen Schmuck des Inneren
grärgvnanytlitirxääiädähd lääitSäzlgüflfäeaiälllllilWefke hlll Häilz, mit arirhiteätoni-
1 . ge ung verse en ie in röss cm
thiini angewandt, in maniiigfach wechselnder Weise ausgebildet erschdilddln
und unter denen sich Werke von höchster Schönheit voründen. Es scheint,
dass alles bildende Vermögen soganz in diese Gattung der Kunst aufge-
gangen war, dass für andre Zweige künstlerischer Darstellung nur wenig
Kräfte übrig bleiben konnten. Wenigstens ist von selbständigen Werken
der Malerei nur sehr Vereinzeltes zu knennen.
Bis zum Schlusse des Mittelalters, bis zu den Zeiten der Reformation
hielt dieser rüstige künstlerische Verkehr an; auch noch das nächste Jahr-l
ÄEZTÄÄÄZZ" ZiiafäilfäiäicleeüfiiiriiäiieiätSeiriifülifiii Zwiälile"
s en. r,
soviel sich,auch aus den vier Jahrhunderten eines glücklichen und bie-
wegten Volkslebens erhalten hat, so ist doch Vieles, gar Vieles verloren,
und wir sehen heutiges Tages nur Fragmente jener grossen Tage vor uns.
Keine einzige der Haiiptkirchen Poinmerns ist in ihrer ursprünglichen Ge-
Stalt oder mit der ganzenrllfgllle ihrer fäüheäen äilinäichtluägerö erhalten. Die
mächti eni orstri-bendcn ürme wur en än 'g urc ie rkane, welche
von deä Seephereinbrauseten, gebrochen oder durch die Flammen des Him-
Wur en an me r, aS all II r 1 u er 1 erstürmer
vernichtet. Furchtbarer als alles dies aber war das Elend des Krieges,
Welches fast das ganze siebzehnte Jahrhundert hindurch Pommern heim-
Suchte, so dass diese Zeit eine nur _zu fühlbare Scheidewand zwischen
Seiner alten und seiner neuen Geschichte ausmacht. Pasewalk ward in
einen Aschenhanfen verwandelt, Stettin ebenso, Ueckermünde war so hart
Kiigler, Kleine Schriften. l. 42