Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

Einleitung. 
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Pommern nimmt diese Entwickeliingsmonientc in sich auf; es gestaltet von 
ihnen heraus eine eigenthiiniliche Weise der Kunst, die, wenn auch in 
gleichmassigem Fortschritt mit deiä Wekken desnln-igen peiitschlands, doch 
glsbald das Geprage GIDGTS lilesfgii crn_ Etionlalitat gewinnt, die Selbstän- 
igkeit des künstlerischen c a ens mit lltSCulcdCllllßlt bekundend. Zahl- 
reiche Werke der Architektur wurden aufgefuhilt, in grosster Anzahl von 
JBIIGI Epoche ab, da die Stadte ihre selbstandige Macht erworben hatten, 
Das feste Material, dasfler fclsenlose ldoden versagte, erschuf sich das 
Volk selbst, indemes die Erde zum Stein brannte. Nur bei den Bauwer- 
ken früherer Zeit findet man das schwerzubehandclndc Material des Gra- 
nitshtwie derselbelalsrltgiäofseä Geriille üger gomänern verstreut ist ,l angle- 
Wari  s äter ersciei lr rani nur er un amenten sowie sciwe i- 
scher kalrkstein bei den Gesimsen der Fundamente. Einfache, ernste und. 
mächtige Formen wurden in den Hanptmassen der Architektur, besonders 
im Aeusseren, vorgezogen; aber ein lebendiger organischer Hauch erfüllte 
die Formen des Inneren; und wo das Innere in das Aeussere übertrat, 
vornehmlich an Thüren und Portalen, entwickelte sich ein reichgestaltetes 
Leben architektonischer Glieder. Mit der ernsten und ruhigen Grund- 
stimmnng der pommerschen Architektur, obwohl sich ihr in späterer Zeit 
mannigfacher Schmuck zugesellte, hängt es sodann zusammen, dass sie 
fast nirgend mit Bildwerk geziert erscheint; es sollte die Darstellung des 
individuellen Lebens von derjenigen, welche die allgemeinen, die festen 
und nnveränderlichen Grundgesetze des Lebens zuwergegenwärtigen hat, 
getrennt bleiben: Um _s0 eigenthumlicher und freier aber gestaltete sich 
die Kunst der Bildnerer, dieuiun zum prachtvollen Schmuck des Inneren 
grärgvnanytlitirxääiädähd lääitSäzlgüflfäeaiälllllilWefke hlll Häilz, mit arirhiteätoni- 
1  . ge ung verse en ie in röss cm   
thiini angewandt, in maniiigfach wechselnder Weise ausgebildet erschdilddln 
und unter denen sich Werke von höchster Schönheit voründen. Es scheint, 
dass alles bildende Vermögen soganz in diese Gattung der Kunst aufge- 
gangen war, dass für andre Zweige künstlerischer Darstellung nur wenig 
Kräfte übrig bleiben konnten. Wenigstens ist von selbständigen Werken 
der Malerei nur sehr Vereinzeltes zu knennen. 
Bis zum Schlusse des Mittelalters, bis zu den Zeiten der Reformation 
hielt dieser rüstige künstlerische Verkehr an; auch noch das nächste Jahr-l 
ÄEZTÄÄÄZZ" ZiiafäilfäiäicleeüfiiiriiäiieiätSeiriifülifiii Zwiälile" 
s en. r, 
soviel sich,auch aus den vier Jahrhunderten eines glücklichen und bie- 
wegten Volkslebens erhalten hat, so ist doch Vieles, gar Vieles verloren, 
und wir sehen heutiges Tages nur Fragmente jener grossen Tage vor uns. 
Keine einzige der Haiiptkirchen Poinmerns ist in ihrer ursprünglichen Ge- 
Stalt oder mit der ganzenrllfgllle ihrer fäüheäen äilinäichtluägerö erhalten. Die 
mächti eni orstri-bendcn ürme wur en än 'g urc ie rkane, welche 
von deä Seephereinbrauseten, gebrochen oder durch die Flammen des Him- 
    
Wur en an me r, aS all II r 1 u er 1 erstürmer 
vernichtet. Furchtbarer als alles dies aber war das Elend des Krieges, 
Welches fast das ganze siebzehnte Jahrhundert hindurch Pommern heim- 
Suchte, so dass diese Zeit eine nur _zu fühlbare Scheidewand zwischen 
Seiner alten und seiner neuen Geschichte ausmacht. Pasewalk ward in 
einen Aschenhanfen verwandelt, Stettin ebenso, Ueckermünde war so hart 
Kiigler, Kleine Schriften. l. 42
	        
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