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Vaterlandes gesehen und eine dunkle Erinnerung daran bewahrt; über
Manches Wm. m1,. eine mehr oder wvemger bestimmte Nachricht zugekorn-
men, so dass sich wohl sehliesscn liesI-in (leryersurah werde nicht gerade
fruchtlos ablaufen; einen, m" "Scvndwle bcstimmm" Wegweiser hatte ich
gleichwohl nicht vor mir, Aber der Erfolg ubei-nraf lnrwartungen bei
Wnitenl Fort und fort stiess ich auf neue und eigenthumliche Werke der
Kunst, und hatte ich zuweilen auch Tagerersen ohne Ausbeutezurückzn-
legen (in Gegenden, die, entfernt ron den Schauplatzen des historischen
Leben; auch keine Erinnerung an ein solches bewahren konnten), so fan-
den sich doch stets in kurzer Frist wiederum neue Ueberraseltungen. Der
läeichthum meiner Notizen schien mir endlich zu bedeutend, als dass es
Zwgckmässig gewesen wäre, sie als blosses Verzeichniss, nach den Lokalen
geordnet, auszuarbeiten; es schien mir im Gegentheil doppelt vortheilhaft,
die Kunstmonumentc, soviel es sich irgend bestimmen liess, nach dem
Gange 11er historischen Entwickelung aufeinander folgen zu lassen. Denn
eines Theils liess sich aus solcher Zusammenstellung ungleich klarer, als
es Ohne dies möglich gewesen wäre, eben dieser Gang der historischen
Entwickelung, somit das verschiedene Alter der Monumente, darstellen;
andern Theils aber gestaltete sich meine Arbeit in solcher Art zu einem
ungleich besser benutzbaren Material für die weiteren historischen For-
schungen. S0 durfte ich es denn auch wagen, da die vorhandenen Monu-
mente eben die einzigen namhaften Urkunden für das frühere Kunstlebcn
in Pommern sind, meine Arbeit mit dem Titel einer „pommerschen Kunst-
geschichte" zu versehen und sie als ein Glied der allgemeinen Geschichtc
der Kunst hinzustellen.
Ich kann es mir indess vorstellen, dass der Titel, den ich gewählt,
von manch Einem und wohl nicht allein von solchen, die mit Pom-
mern unbekannt sind, werde belächelt und eines in ihm selbst enthal-
tenen Widerspruches bezüchtiget werden. Wann hat man je von einer
pommerschen Kunst gehört! und wann gar von einer so eigentümlichen
Gestaltung derselben, dass sich ihre Geschichte hatte schreiben lassen!
Was Fiorillo auf zwei Seiten seiner vierbändigen „Geschichte der zeich-
nenden Künste in Deutschland" über Pommern zusammengetragen, lässt
hier nichts der Rede Werthes vermuthen; und unter den Millionen der
Künstlernamen, welche Füsslys grosses Künstler-Lexicon enthält, findet
sich nur ein einziger Pommer, der Baumeister Heinrich Brunsberg
von Stettin, angeführt, dessen Name eben auch nur dadurch bekannt ist,
dass er ausserhalb seiner Heimat, in Brandenburg, baute 1). Im Gegentheil
gefällt man sich in herkömmlicher Weise darin, die edlere Geschmacks-
bildung ebenso wie die feinere Lebenssitte für unvereinbar mit dem pom-
merschen Namen zu halten.
1) Es ist die schöne Katharinenkirche von Brandenburg, welche durch den
Stettiner Meister aufgeführt wurde, wie dies eine Inschrift an der Nordseite der
Kirche bezeugt. Sie lautet: "Anno domini MGCCGI constructa est heo ecclesia in
die assmmionis Marie vfrginis per Magistrum Hinricurn Brunsbergh de Stettin."
Ein Paar Jahre später erscheint auch noch ein zweiter Stettiner Baumeister zu
Brandenburg. An dem Th0rthurme,_ welcher neben dem Mühlenthor, auf der
Nordseite der Neustadt, steht, findet sich nämlich die folgende Inschrift: "Anno
dornini MCCOCXI ediücata est hec turris per Magistrum Nicolanxn eraft d' Stettin."
Die Bedeutung, welche beide Meister etwa für die heimischen Bauunterneh-
mungen haben, vermag ich leider nicht nachzuweisen.