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Beschreibul
Ig der
Kunstschätze
VOI
Berlin
und
Potsdam
stünde hofft der Verfasser durch die angehängten, nach dem Material und
der Beschaffenheit der Gegenstände angeordneten Register zu entschädigen.
Da der Verf. sonach nicht die Absicht hatte, ein Verzeichniss des he-
ircffenden Theiles der Kunstkammer zu liefern, so konnte es auch nicht
in seinem Plane liegen, alles Einzelne namhaft zu machen. Verschiedene,
zum Theil zahlreich besetzte Fächer, deren Ausdehnung ebenso wie ihre
Beschaffenheit, für die Periode, der sie angehören, bezeichnend ist, waren
mit verhältnissmässig kurzen Worten zu charakterisiren ; bei manchen schien
sogar die blosse Andeutung ihres Vorhandenseins genügend. Je bedeuten-
der indess das künstlerische Element in den einzelnen Werken hervor-trat,
um so mehr war eine ausführliche Darstellung ihrer Eigenthürnliehkeit
nothwcndig, auch wenn sie äusserlich von untergeordnetem Werthe schei-
nen mochten. So sind namentlich auch Abgüsse plastischer Werke, die,
zum grösseren Theile wenigstens, nicht als die Originale gelten können,
mit aufgeführt, in einzelnen Fällen einer spcciellen Untersuchung gewür-
digt werden. Diese bestehen sowohl in Bronze-Abgüssen (indem der Fall
nicht selten ist, dass mehrfach vorhandene Exemplare auf Ein, wiederholt
benutztes Original zurückdeuten), als vornehmlich in Blei-Abgüssen ; in dem
letzteren Material wurden in früherer Zeit gewöhnlich verschiedene Abgüsse
genommen, und sie sind häufig, bei dem Untergange der Originale, von
grosser Wichtigkeit für die Kenntniss der betreffenden Kunstzweige. Unter
diesen Umständen durfte der Verfasser auch keinen Anstand nehmen, einige
wenige vorhandene Gyps-Abgüsse plastischer Arbeiten an der nöthigen
Stelle einzureihen, indem sie den Kreis der Anschauungen auf belehrende
Weise erweitern halfen. Im Gegentheil scheint es ebenso wünschenswerth
wie leicht ausführbar, dass mit der in Rede stehenden Sammlung zugleich
eine möglichst vollständige Sammlung v on entsp rech e n den Gyp s-
Abgüssen eingerichtet werden möchte; hiedurch würde man alles Vor-
züglichste, alles historisch Wichtige, was an andern Orten vorhanden ist,
in vollkommen getreuer Nachbildung vereinigen und eine so umfassende
Uebersicht für ein ganzes Fach der Geschichte der Kunst gewinnen können,
wie solche, in andrer Beziehung, allein durch die Kupferstichsammlungen
dargeboten wird. Den Kunstwerken des classischen Alterthums ist diese
Gunst schon häufig genug zugewandt worden; für Werke des Mittehuers
und der neueren Zeit würde sie gewiss von nicht minder erfreulichem Er-
folge sein.
Der Verfasser hat den eben besprochenen Punkt mit Absicht hervor-
gehoben, indem ihm, bei der Abfassung der nachfolgenden Beschreibung,
bei der historischen Anordnung des reichen Vorrathes, bei dem Wunsche,
die einzelnen Werke auf bestimmte Zeiten und Lokale, auf namhafte
Meister und Schulen zurückzuführen, die eigenthümlichen Schwierigkeiten
einer solchen Arbeit in ihrer vollen Ausdehnung gegenüber getreten sind.
]n der That gehören die Kunstfächer, aus denen die Sammlung der Kunst-
kammer besteht, zu den, noch am wenigsten aufgeklärten Theilen der Kunst-
geschichte; die literarischen Zeugnisse über dieselben sind gering, zumeist
in unerspriesslichet- Allgemeinheit gehalten; die Arbeiten selbst sind selten
mit dem Namen oder der Chiffre des Meisters und mit der Jahrzahl ver-
sehen; die vorhandenen Chitfren sind grossen Theils unbckanntl). Der
Diejenigen Monogramme und Kiinstlerzeiehen, die sich in der neuen AnS-
gabe von Brulliots' Monogrammen-Lexicon gar nicht oder nicht in gleicher Form
vorfinden, sind auf der angehängten lliorlogramtnen-Ylütfel mitgetheilt.