646
der Kunstschätze von
Beschreibung
und
Berlin
Potsdam.
beinarbeiten, unter denen einzelne mit dem grössten Raffinement des Kunst-
handwerkes ausgeführt sind; kostbare Stickereien; mannigfaches Geräth,
besonders merkwürdige Bronzegefässe von fabelhaften Formen (wohl zu
Tempel-Räucherungen bestimmt) u. dergl. m. Von reiner Schönheit und
dem wohlthuendsten Eindruck auf das Auge des Beschaucrs sind einige
Metall-Gefasse arabischer und persischer Kunst; sie sind sämmtlich
reich ornamentirt, zum Theil mit niellirten Verzierungen auf silbernem
Grunde, zum Theil mit in Bronze eingelegtem Silber; hier zeigen sich
die schönsten Bandverschlingungen, das zierlichste Blattwerk, wie diese
Gegenstände der Kunst der genannten Nationen so besonders eigenthümlich
sind. Von australischen Völkerschaften sieht man kunstreiche Feder-
arbeiten, Webereien, Flechtwerke, mannigfaches Waffengeräth, etc.;vVieles
von alten und neuen Arbeiten der Bewohner Mexicds, u. s. w., u. s. w.
Die Vereinigung dieser heterogenen Sammlungen zu dem Einen Ganzen
der nliunstkammer," welche gegenwärtig noch Statt findet, erklärt sich
durch die Geschichte dieses Instituts 1). Schon oben ist der Periode der
Begründung desselben, in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts,
gedacht worden. Dies Jahrhundert war es, in welchem überhaupt zuerst
Sammlungen von grösserer Bedeutsamkeit und weiterem Umfange angelegt
wurden; aber ohne einen tieferen, wissenschaftlichen Plan ging man hiebei
vorzugsweise darauf aus, alles Merkwürdige, Interessante, die Neugier und
das Nachdenken Fesselnde, soviel man dessen habhaft werden konnte,
Erzeugnisse der Natur nicht minder wie Arbeiten menschlicher Hand,
auf einem und demselben Schauplatze zusammenzustellen. So war auch
die Kunst- oder „Raritäten"-Kammer von Berlin aus den verschiedensten
Gegenständen: Prachtgeräthen, Curiositäten, Antiken, Münzen, Naturalien,
ethnographischen Merkwürdigkeiten, mathematischen und physikalischen
Instrumenten u. dergl. mehr zusammengesetzt. Erst in neuerer Zeit, bei
dem mehr anwachsenden Reichthume der einzelnen Abtheilungen, bei dem
gesteigerten Bedürfnisse nach wissenschaftlicher Behandlung, ist die wirk-
liche Trennung des den verschiedenen Disciplinen Angehörigen erfolgt.
Nachdem zunächst die genannten Instrumente, sodann die Naturalien-Samen-
lung, als das zumeist Abweichende, ausgeschieden waren, erfolgte Aehu-
liches bei der Errichtung des neuen Museums, indem auch verschiedene
Fächer der Kunstgegenstände an dessen verschiedene Abtheilungen über-
gingen und das, was in der Kunstkammer zurückblieb, dem umfassenden
Institute des Museums untergeordnet wurde.
Die Kunstkammer ist demnach, trotz der so ausserordentlichen neueren
Bereicherungen ihrer einzelnen Abtheilungen, in dem Ganzen ihrer gegen-
wärtigen Zusammensetzung noch immer als ein Rest ihrer ursprünglichen
Beschaffenheit zu betrachten. Wenn dies nun allerdings kein Hinderniss
sein kann , die einzelnen Abtheilungen der Kunstkammer in ihrer selb-
ständigen Bedeutsamkeit aufzufassen, so dürfte es für den vorliegenden Fall
in Rücksicht auf die „Abthei1ung für Kunst" gleichwohl nicht
zu übersehen sein, dass einige der von ihr getrennten und in das Lokal
1) Vergl. "Geschichte der König]. Kunstkarnmer in Berlin, von L. v. Lede-
bur. Berlin 1831." (Aus dem Allg. Archiv für die Geschichtsk. des Pr. Staates
besonders abgedruckt); und über die früheren Kunstkammern im Allgemeinen:
uzllr Geschichte der Sammlungen für Wissenschaft und Kunst in Deutschland,
von Dr. G. Klemm. Zerbst 1837."