Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

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Beschreibung der 
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Zusammenhang mit dem entsprechenden Handwerke her-vertritt, von dem 
Kreise dieser Anschauungen: nicht ausgeschlossen uu-rrilen darf. So umfasst 
denn die Kunstsammlung der Kunstkammcr, nächst den wirklichen Pracht- 
geriithen, eine Reihe, von plastischen und der zeichncndtzn Kunst angehöri- 
gen Arbeiten, Beides aber von vorherrschend kleinerer Dimension. Nur 
einige wenige grössere NVerke reihen sich diesen, als besondre Ausnahmen, an. 
Die Begründung dieser Sammlung gehört in die zweite Hälfte des sieb- 
zehnten und in den Anfang des achtzehnten Jahrhunderts, in die Zeiten 
des grosseil Kurfürsten von Brandenburg, Friedrich Wilhelm, und seines 
Nachfolgers Friedrich lll- (nachmaligerl Königes Friedrich  Viele der 
vorzüglichsten Stücke unter den gegenwärtig noch vorhandenen sind in 
dieser Periode der Kunstkammcr einverleibt werden; doch eröllnen diesel- 
ben, bis auf einzelne Ausnahmen, keinen sonderlich weiten Ueberbliek 
über das Ganze der irunsthistorisrhen Entwickelung, indem sie zumeist in 
der genannten Periode selbst oder in der nächst vorangegangenen gefertigt 
sind. Was ihnen in historischer Beziehung mangelte, ist durch Ankäufe 
der neuesten Zeit, welche man der Gnade Sr. liiajestät des jetzt regieren- 
den Königes verdankt, auf die grossartigste Weise ausgefüllt werden. Unter 
diesen ist als der wichtigste. Ankauf der der Sammlungen Sr. Exeellenz 
des Staats-Ministers und General-Postmeisters Herrn von Nagler anzuführen; 
für die Kunstkammer haben letztere eine grosse Anzahl vorzüglicher 
Schnitzwerke aus Elfenbein, den verschiedenste-xi Epochen christlicher C111- 
tur angehörig, den griisstcn Theil der merkwürdigen Holzsehnitzwerke aus 
dem Anfange des sechzehnten Jahrhunderts, mannigfach andre plastische 
Arbeiten, sämmtliehe so äusserst seltne Ernail-Malereien des sechzehnten 
Jahrhunderts, sowie die Mehrzahl späterer Emaillen, die grössere Mehrzahl 
der kunstreichen Glasgeriithe, u. a. m. geliefert. Unter diesen Verhältnissen 
steht die genannte Sammlung gegenwärtig in einer Bedeutung für die Ge- 
schichte der Kunst und des Kunstbetriebes da, welche es schwer machen 
würde, ihr eine zweite Sammlung von ähnlicher Ausbreitung des Ganzen 
und ähnlicher Trefflichkeit des Einzelnen an die Seite zu stellen. Ihre 
Betrachtung gewährt durchweg die wichtigsten Aufschlüsse über das Kunst- 
leben der verschiedenen Epochen. 
Ausser dieser Kunstsammlung schliesst die Knnstkammer noch einige 
andre Sammlungen in sich ein, auf welche indess, da sie wesentlich ver- 
schiedene Zwecke haben, die folgende Beschreibung im Allgemeinen nicht 
näher eingehen durfte. Doch scheint es zweckmässig, dem Besucher der 
Kunstkammcr durch einige kurze Notizen über dieselben Wenigstens den 
Gesichtspunkt für die Zusammensetzung des Ganzen vorzulegen. 
Die eine dieser Sammlungen wird als die „Abtheilung für Ge- 
schichte" bezeichnet; sie umfasst Gegenstände, deren Interesse nicht so- 
wohl in ihrer besonderen Bildung, nicht in der Rücksicht auf das etwaige 
künstlerische Vermögen ihres Verfertigers als vielmehr darin beruht], dass 
sie, was ihre ursprüngliche Bestimmung, ihren früheren Gebrauclfanbe- 
trifft, mit namhaften Erinnerungen an denkwürdige Zeiten und berühmte 
Personen, vornehmlich an das Königliche I-Ierrscherhaus und das Vaterland, 
verknüpft sind. Auch unter ihnen finden sich die unschätzbarsten Stücke  
1) Den bedeutenderen Theil dieser Abtheilung für Geschichte hat derjgßgefl" 
wärtige Direktor der Kunstkaulmer, Hr. L. v. Ledeb ur, in dem von" ihm hör; 
ausgegebenen "Allgemeinen Archiv für die Geschichtskunde des Preuss. Staates,-
	        
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