Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

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zu Quedlinburg etc. 
Schlosskirche 
tinischen Architekturen (wie man deren auf älteren Siegeln findet) die Hei- 
ligen Petrus und Andreas, welche in der einen Hand Spruchbänder mit 
lnschriften tragen und mit der andern auf den Gekreuzigten hinweisen. 
Ueber den letzteren, in den oberen Ecken des Deckels, sieht man die 
Halbtiguren des Hiob und Esra, ebenfalls mit Spruchbändern in den Hän- 
den; sie sind durch ein Kreisstück, aus dem sie herabschauen, von der 
übrigen Darstellung abgesondert; hiedurch wird, wie sehr häufig in Dar- 
stellungen byzantinischen Styles (z. B. bei den Erscheinungen von Engeln) 
der himmlische Aufenthalt seliger Wesen angedeutet. Die künstlerischen 
Verdienste dieser Arbeit sind ebenfalls von grossem Werth; zwar herrschen 
hier noch die Motive des byzantinischen Stylcs in aller Strenge vor, was 
namentlich bei der Christusgcstalt (in der die getriebene Arbeit leider sehr 
verdrückt und somit verdorben ist) ersichtlich wird; aber es ist hiemit 
zugleich eine grossartige Würde, ein freier, lebenvoller Ausdruck des Ge- 
fühles verbunden, welche im Einzelnen die anzichendsten Resultate zu 
WVege bringen und die Zeit. in welcher diese Arbeit gefertigt wurde, wie- 
derum auf die lebenvnlle Periode um den Schluss des zwölften Jahrhun- 
derts bestimmen. Vornehmlich die erhabene 'l'rauei- in den Gestalten der 
Maria und des Johannes ist sehr glücklich ausgedrückt und ihre Gewan- 
dung in würdevollen Linien angeordnet. Dieselben Verdienste haben auch 
die kleineren Darstellungen an den Seitenwänden des Kastens; an der einen 
der schmaleren Seiten sieht man hier nemlich die Gestalt des verklärten 
Erlösers in der Glorie, die rechte Hand zum Schwure des neuen Bundes 
aufgehoben und von den symbolischen Figuren der Evangelisten umgeben; 
an den übrigen Seiten die zwölf Apostel. Letztere sind sämmtlich, in 
verschiedener Geberde. auf langen Bänken mit byzantinisch verzierten 
Rücklehnen sitzend und Bücher in den Händen tragend dargestellt.  Die 
sämmtlichen Flächen des Kastens sind mit der saubersten und geschmack- 
vollsten Filigranarbeit, sowie mit zierlich getriebenem Blattwerk eingefasst. 
Verschiedene 
Gegenstände 
des 
früheren 
Mittelalters. 
Der sogenannte Bartkamm König Heinrichs I. (Nr.  ein 
starker Kamm aus Elfenbein mit hohem, doppelgehörntem Griff, mit aus- 
gesehnitztem Ranken- oder Blätterwerk und Einfassungen von Gold und 
Edelsteinen. Die angenommene Bezeichnung desselben, und so auch die 
oben (S. 572.) mitgetheilte Verrnuthung Quenstedüs: dass er im Sarge des 
Königes bei der ersten Untersuchung desselben gefunden worden sei, ist 
jedoch nicht passend, da König Heinrich, wie aus seinen Siegeln hervor- 
geht, keinen Bart getragen hat; auch deutet der Styl des Schnitzwerkes 
bereits auf eine spätere Periode. Nach der bequemsten Handhabung des 
Kamrnes zu urtheilen, war derselbe indess ohne Zweifel als Bartkamm be- 
nutzt werden. 
Ein geistlicher Hirtenstab (N0.  zwei und eine viertel Elle 
lang, einen Zoll dick, am oberen Ende einfach gekrümmt. Er war ur- 
sprünglich mit schwarzem Samlnt bekleidet, von dem jedoch nur noch ge- 
ringe Reste erhalten sind; darüber, der Länge nach, vier breite Streifen 
von feinem Goldblech und diese in gewissen Abständen von ähnlichen 
Goldblech-Ringen umfasst; der ganze Goldüberzug mit einfachem Filigran
	        
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