Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

des Mittelalters. 
B il derh andschriften 
festigt, statt frei auf den Schultern aufzuliegen. Verschiedene Stellen des 
'l'extes nennen die kostbaren Steife, aus denen diese Kleider und ihr man- 
nigfacher Schmuck bestehen. 
Der Sattel der Pferde hat die bekannte Form mit hoher Vorder- und 
Rücklehne, um beim Lanzenrennen fest sitzen zu können; darunter eine 
Schabracke. Er ist mit einem Gurte um den Leib des Pferdes und um 
die Brust befestigt. Alles Zeug an Sattel und Zäumen ist bei dem Auf- 
zuge der Kamilla und ihrer Jungfrauen mit reichern Schmuck und Glöck- 
lein versehen. Auf den Bildern, wo die Jagd der Dido dargestellt ist, 
reitet diese seitwärts, ebenfalls mit hoher Rücklehne des Sattels, mit präch- 
tiger lang niederhängender, bunt geschlitzter Schabracke und einem kleinen 
Fusstritte statt der Steigbügel. Hinter ihr, auf dem Rücken des Pferdes, 
steht ein Hündchen, das sie am Bande hält. 
Die Burgen sind stets mit Zinnen gekrönt und mit Thürmen versehen; 
über die Zinne schaut der Wächter mit dem Horne. Die Thore sind meist 
geradlinig, auch mit schrägem, sparrenförmig stehendem Sturze. scltner mit 
rundbogiger Wölbung gezeichnet. Auf den Thüren sind die l-lespen, Rie- 
gel, Schlösser und RingeU genau angegeben Die Fenster in den Mauern 
sind meist mit kleinen Rundbögen überwölbt; zuweilen in jener blumig 
ausgeschnittenen Form, welche an niederrheinischen Gebäuden vom Schlusse 
des zwölften Jahrhunderts häufig vorkommt. Ein Bild stellt die Arbeit 
der Maurer, das Ilinzutragen der Steine und des Kalkes, das Aufsetzen und 
Richten der Steine und den Meister mit der Kalkkelle, der einen faulen 
Gesellen in den Haaren zaust, dar. Thürme werden durch den Mauer- 
brecher gestürzt, einen langen, mit Eisen beschlagenen und mit Ringen 
versehenen Balken (der jedoch nicht in Seilen hängt, sondern  wohl aus 
Unkenntniss von Seiten des Malers  von mehreren Kriegern mit den 
Händen gegen die Mauer getragen wird). An die gebrochenen Mauern wird 
Feuer angelegt durch Fackeln, die entweder znsammengebundenen Kerzen 
oder hohen Töpfen gleichen, aus welchen die Flamme hervor-schlägt. 
Bei Andeutung des Inneren von Wohnungen sind insgemein die Rund- 
gewölbe der Decke gezeichnet, mit kleinen Thürmchen zwischen den ein- 
zelnen Bögen, oder mit Angabe des Schieferdaches. Säulen, mit einfach 
wulstigem Kapitale, kommen, wiewohl selten, vor. Bei dem Hause der 
Sibylle bestehen die Säulenkapitäle aus phantastischen Thierköpfen. Die 
Schäfte scheinen hier mit gewundenen Reifen verziert. Reiehere, aber nicht 
sonderlich verständliche Architektur byzantinischen Styles zeigen die Grab- 
gewölbe des Pallas und der Kamilla, bei deren Beschreibung sich das Ge- 
dicht besonders in der Aufzählung des kostbaren Materiales wohlgefällt. 
Ueber dem Grabmal der Kamilla hängt die ewig brennende Lampe in dem 
Schnabel eines wohlstylisirten Vogels, ein einfaches bauchiges Gefäss, aus 
dem die Flamme emporschlägt. 
Zum Sitzen dienen in der Regel längere Bänke oder Sessel, auf denen 
Polsterkissen liegen; jene sind, wie es scheint, einfache viereckige 
Kastell, aber nicht selten mit reichem architektonischem Schmucke versehen. 
Auch kommen Polsterstühle mit reichgedrechselten Füsscn und Rücklehne 
vor. Vor Sessel und Stühlen ist stets ein Teppichstück ausgebreitet; auch 
Der Ring dient zum 
Klopfen, wie es im Texte heisst, 
Eine Weile klopflv sie davor 
Und rührte den Ring 
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