im
Alterthümer
Schlosskirclue
der
Zitter
Zll
Quedlinburg.
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tend und mit den Weihnachtstexten beginnend. Lange schrieb man (schon
zu Kettnelns Zeit, S, 4 a. u. Wallmann, S. 101.) dieses Buch derxAeb-
tissin Agnes, die um das Ende des zwölften Jahrhunderts regierte, zu-
allein der Charakter der Schrift und ebenso die zierlich gemalten blumigen
Arabesken, womit die Initialen derselben geschmückt sind, widersprechen
einer solchen Annahme und deuten vielmehr auf die Zeit um das Ende.
des funfzehnten Jahrhunderts. Den Styl eben dieser Periode trägt auch
die Arbeit des starken mit Silberblech überzogenen vorderen Deckels. In
der Mitte desselben sieht man nemlicb die in Silber getriebene und mit
vergoldetem Mantel versehene Gestalt Christi, in Haut-Relief und von
tüchtiger Arbeit; auf dem, Rahmen umher ein silbernes, reich und ge-
schmackvoll gebildetes Rankengetlecht; in den Ecken die symbolischen Ge-
stalten der Evangelisten mit den beigeschriebenen Namen der letzteren,
und zwischen ihnen die. Bilder der vier Kirchenlehrer in flachem Relief,
diese in einem sehr tüchtigen Style ausgeführt, Alles aber, wie bemerkt,
das Gepräge der Kunst um den Schluss des funfzehnten Jahrhunderts tra-
gend. Hiemit stimmt endlich auch eine (gegenwärtig fragmentirte) Inschrift
überein, welche auf den Silberplatten an den Rändern des oberen Deckels
vorhanden ist; die Jahrzahl MVCXlll und die Worte: „Sub Laurentio pre-
posito", sowie ferner: „Awe Maria gratia plcna dominusu sind von der-
selben noch erhalten. Und da wir wissen, dass im Jahr 1515 Laurentiirs
Gobingk Probst des Klosters Wiperti war (s. Erath p. 597.), und hiemit
jene Jahresbezeichnung 1513 übereinstimmt, so wird man kein Bedenken
tragen, dies Buch für das Altar-Evangelienbuch jenes Klosters anzusehgm
Kleinere
Reliquienkasten.
1. Der angebliche Reliquienkasten Heinrichls I. (N0.
von länglich viereckigern Format. aus Holz, mit Elfenheinplatten, welche
geschnitzte Reliefs enthalten, und mit in vergoldetem Silberblech geprägten
Darstellungen belegt; dazwischen Filigran-Arbeit mit eingesetzten Edel-
steinen, namentlich einer bedeutenden Anzahl von Rubinen. Die Elfen-
beinschnitzwerlte sind hier von grossem kunsthistorisehem Werth, aber sie
gehören augenscheinlich zwei verschiedenen Stylen, somit zwei verschie-
denen Epochen der Kunst-Entwickelung an. Die älteren und vorzüglich
interessanten Reliefs sind auf den grösseren Platten befindlich, zwei auf
dem Deckel, zwei an den schmaleren Seiten; jene stellen die drei Marieen
am Grabe des Herrn und Christus, welcher die Jünger segnet, diese die
Fusswaschung Petri und die Verklärung Christi, dar. Die letztere Dar-
stellung, in der Weise, wie Christus mit Moses und Elias auf Wolken
steht und uuterwärts die drei Jünger in verschiedenartiger Stellung auf
dem Boden liegen. entspricht vollkommen dem besonderen Typus, in wel-
chem diese Scene durch die ganze Zeit christlicher Kunstausübung, von
den ältesten Zeiten bis Giotto und bis auf Raphaels hohes Meisterwerk,
behandelt worden ist. Die in Rede stehenden Reliefs sind übrigens sämmt-
lich von grösster Rohheit in der Ausführung, von einer ausserordentlichen
Ungeschicklichkeit in der Handhabung des Messers, welche besonders der
Formation der Köpfe, sowie den durch blosse Einschnitte hervorgeht-achten
Falten der Gewandung nachtheilig geworden ist; auch das kurze, plumpe
Gesammt-Verhältniss der Figuren ist nichts weniger als angenehm. Bei