Anhang.
Benachbarte Kirchen.
Gernrode.
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Ukunrlen aufbchalten, welche die Rechte und Freiheiten des Stiftes be-
stätigen
Die Kirche ist eine Basilika mit hohein Chor, in welchem Ilrsprünglieh
das gesammte Qnerschiii der Kirche, wie in der Schlosskirche von Qnedlin-
burg, mit eingeschlossen war und darunter sich ohne Zweifel eine Gruft-
kirche von ähnlicher Ausdehnung befand. Diese Erhöhung ist nachmals
jedoch verändert worden und findet in der alten Weise nur noch in den
Krenztlügeln Statt. Der Mittelranin des Qnerschiffes ist gegenwärtig ohne
alle Erhöhung und dem Boden der übrigen Theile der Kirche gleich. Der
Raum des ehemaligen Hoclialtars ist nur um einige Fuss niedriger geworden,
als er ursprünglich war, und ruht über einem beträchtlich niedrigen Kreuz-
gewölbe, welches von viereckigen Pfeilern getragen wird. Die Kopf- und
Fnssgesimse dieser Pfeiler scheinen nicht mehr den Charakter byzantinischer
Kunst zu verrathen. Die Stufen, welche aus dem Mittelraum des Quer-
sChilTes zu dem ehemaligen Altarraume (wo gegenwärtig ein Grabmonument
des Gründers der Kirche aufgestellt ist) cmporführen, gehören der, vor etwa
fünf Jahren erfolgten Restauration der Kirche an, da der Fnssboden der-
selben mit zierlichen 'l'hont'tiesen belegt wurde; sie sind aus den in der
Kirche vorhanden gewesenen Grabsteinen (l l) zugehanen, und man erkennt
hie und da noch die Spuren vernichtcter Inschriften.
Der südliche Kreuztlügel bewahrt noch einen Theil der ehemaligen
Gruftkirchc, welche hier durch ein Kreuzgewölbe, auf vier kleinen Säulen
ruhend, gebildet wird. Die Säulen sind schlank, mit attisclien Basen und
abgerundeten Würfelkapitälen, welche von ziemlich gedrücktem Verhältniss
und anfwerschiedene Weise ornamentirt sind, Der Styl dieser Kapitale
scheint eine etwas spätere Zeit anziidenten als die Hanptanlage der Kirehe,
l:.ine Bogeiistellung mit zwei freistehenden viereckigen Pfeilern verband
diesen Flügel der Gruftkirche mit den übrigen Theilen derselben; gegen-
wärtig führt sie zu dem offenen Raume der Kirche, ist jedoch mit Brettern
Ncräclilagen. Das Käninfergcsims dieser Pfeiler besteht einfach aus einer
Platte mit Schräger Schmiege. Ueber diesem Gewölbe bildet der südliche
Kreuztltigel_ einen offenen Raum; die Altarnisclie desselben ist abgebrochen,
doch die bpur ihres früheren Vorhandenseins noch deutlieh zu erkennen
Der Tlieil der Gruftkirche, welcher sich unter dem nördlichen Kreuz-
flügel befindet, dient gegenwärtig als Grabgeivölhe. Uebcr demselben sind
verschiedene gesonderte Gemächer angeordnet, welche sich, in Rücksicht;
auf die spitzbogigen Gewölbe, mit denen sie bedeckt sind, und die Stab-
verziernng eines Fensters auf der Nordseite, als ein späterer Einbau ans
der Periode des gothiselien Baustylcs zu erkennen geben. Trotz dieses
Einbanes ist hier jedoch noch die Altarnische erhalten, welche unter ihrem
1) Vergl. J. Ohr. Beckmann: Historie des Fürstenthums Anhalt, S. 168 1T.
(Ausführliche Mittheilungen und bildliche Darstellungen der Kirche zu Gernrode
sind seit Abfassung des Obigen durch Puttrieh, Denkmale der Baukunst des
Mittelalters in Sachsen, Abth. 1., Bd. 1., Lief, 4-6, gegeben. Nach seiner näheren
Ilntvrsuchung haben sieh über den Arkaden des Innern, an den oberen Wand-
fliichen des lliittelsehißs, vermnuerte Gallerieen vorgefunden; auch ist durch ihn
das Annssere der, in das Südliche Seitenschiif eingebauten Kapelle freigelegt und
vollständig dargestellt worden. Ueber seine Nlittheilungen ist mein Bericht.
Knnsiblatt vom 30. August 1842, der später folgen wird, zu vergleichen.)