Anhang.
Kirchen.
Benachbarte
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Zunächst ergiebt es sich, dass der westlichste Theil des Schiffes in die
zweite Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts gehört, und auch das bei ihm
angewandte System stimmt eben so mit jener noch strengen Ausbildung
überein, welche der gothische Styl an den Gebäuden dieser Periode, deren
Gründungszeit bestimmt ist, erkennen lässt. Die übrigen Theile des Domes
endlich, welche den Charakter eines nicht mehr vollkommen reinen gothi-
schon Styles tragen (wie letzterer im vierzehnten Jahrhundert, namentlich
auch am Chor der Quedlinburger Schlosskirche, erscheint), gehören sonach
der letzten Bauperiode an, was denn auch für den Chor durch die Urkun-
den vollkommen bestätigt wird.
Hiedurch gewinnen wir für den Uebergang aus dem byzantinischen in
den gothischen Styl, in Rücksicht auf denjenigen Kreis, auf welchen sich
unsre Untersuchung beschränkt, zunächst einen festen Fuss. Weiter rück-
wärts begegnet uns sodann zuerst die Kirche der Conradsburg, deren Bau-
zeit, bei ihrem nahen Verhältniss zu den ältesten Theilen des Halber-
städter Domes, obgleich noch von aller fremdartigen Einmischung frei, auf
die Periode um das Jahr 1200 bestimmt werden darf, eine Periode, die
überall in Deutschland die zierlichste Ausbildung desbyzantinischen Styles
darlegt.
Wiederum etwas älter als diese erscheint der Umbau der Drübecker
Kirche, dessen Zeit wir sonach ungefähr auf die Periode um 1170 eben-
galls. dem allgemeinen Style dieser Zeit vollkommen angemessen tixjl-en
ür en. '
Von dem Umbau dieser Kirche bis zu der Zeit ihrer ursprünglichen
Anlage aber haben wir, in Rücksicht auf die angegebenen und wohl zu
beachtenden Verhältnisse, einen bedeutenden Sprung rückwärts zu machen
den wir, wie bemerkt, kaum durch eine kürzere Zeit als den Baum vori
etwa hundert Jahren hindurchführen können. Wir werden hiedilygh in
der That genöthigt, die zweite Hälfte des elften Jahrhunderts als die Pe-
riode anzunehmen, in welcher die in Rede stehende Kirche, und somit
auch die der Huyseburg, erbaut ist. Ungefähr gleichzeitig mit dem Bau
dieser Kirßhe" erscheinen, Wie angegeben, auch die Einbauten in den Kir-
chen von Gernrode und Wester-Gröningen: die auf diesen vorhandenen
alten Sculpturen, welche dem Style der bildenden Kunst urn das Ende des
elften Jahrhunderts entsprechen, stimmen nicht minder für dieselbe Periode
Auch die Kirche von Frose gehört sonach ungefähr in diese Zeit.
Hiemit aber sind wir bis zu jener Periode vorgerückt, in weleher de;
Brand der Quedlinburger Schlosskirche und der angebliche Neubau dersel-
ben (1070-1129) erfolgt ist. Der einfache Vergleich dieses Gebäudes, in
den wesentlichen Theilen seiner vorhandenen Anlage, mit den eben be-
sprochenen aber zeigt uns eine so bedeutende Styl-Verschiedenheit, dass
hier von einer gleichzeitigen Bau-Periode nicht die Rede sein kann. Ebenso
nöthigt uns der Einbau in der Kirche von Wester-Gröningen, welche lerz-
tere der Schlosskirche von Quedlinburg wesentlich gleichzustellen ist eine
Zeit der Gründung anzunehmen, welche einem solchen, die alte Anlage so
sehr beeinträchtigenden Einbau bereits fern steht. Auch hier werde]? wir
somit genöthigt, 8111911 neuen Sprung in die Vergangenheit zurück zu un-
ternehmen, und wir können demnach für die Erbauungszeit der Schloss-
kirche von Quedlinburg keine andere, als die früher besprochene Bau-
Periode von 999-1021 mit Ueberzeugung annehmen. Diese Annahme be_
stätigt nun vollkommen die bereits oben (S. 579) angeführten Umstände