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Quedlinburg
Schlosskirche zu
milde gegen die Kirche, und zierte sie mit schönen Messgewanden und
Ornaten."
Eine ganz andere Richtung nahm aber die Frömmigkeit im löten Jahr-
hundert durch die Reformation , welche im Jahr 1539 nach dem Tode des
Herzogs Georg von Sachsen in Quedlinburg eingeführt wurde. Sie ver-
änderte nach und nach das ganze Innere der Kirchei). Die Menge der
Altäre verschwand und verlor ihre Bedeutung; dagegen entstanden Stühle
für die Zuhörer der Predigt. Schon Anna die Zweite richtete den Kirchen-
stuhl der Aebtissin ein, baute die erste kleine Orgel und begann das Innere
auch sonst umzugestalten. Anna die Dritte veranlasste den Bau einer neuen
Orgel und liess den abteilichen Kirchenstuhl verbessern. Anna Sophie die
Pfalzgräizin „liess ihr Kirchenstübchen sagt. ein Chronist von Neuem
zierlich aus geschnitzten Passionsbildern schmücken, auch die Decke darin
malen, auf welcher der Oelberg dargestellt wurde, und das Fensterblei ver-
golden." Und nach einer andern Chronik hat-sie mit eigener Hand sehr
künstliche, feine Blumen zum Schmucke des Altars verfertigt; ferner
schenkte sie im Jahre 1678 einen messingenen Kronleuchter, der zuerst am
25sten December jenes Jahres die Kirche zierte, und liess die gewölbte
Decke im Jahr 1674 mit Wolken und Sternen malen und 1678 eine schöne
künstliche Orgel verfertigen, für welche ansehnliche Beiträge eingesammelt
worden waren. Auch die jetzige Kanzel liess sie 1662 setzen und den
Altar, der noch gegcnwvärtig die Kirche ziert, verfertigen. Zu Anfange des
achtzehnten Jahrhunderts endlich gab Aurora von Königsmark dem Kirchen-
stuhle der Pröpstin ihre jetzige Gestalt; auch sonst hat sie für den inneren
Ausbau der Kirche in den Jahren 1712 und 1713 Manches geleistet.
Eine andere Zierde der Kirche darf schliesslich ebenfalls nicht über-
gangen werden, wenn gleich sie jetzt ihrer neuen Bestimmung wegen aus
ihrem vorigen Lokal hinweggenommen ist, die von Anna Dorothea, einer
Prinzessin von _Weimar, im Jahr 1686 gegründete Bibliothek. Nach dem
Beispiel ihres Bruders, des Herzogs Wilhelm von Weimar, sammelte diese
Aebtissin die vorhandenen handschriftlichen und gedruckten Bücher, that
aus ihrem eigenen Vorrathe Manches hinzu, vermehrte es durch Ankäufe
aller Art und wurde auch von Fürsten und Gelehrten mit schätzbaren
Werken beschenkt. Die Gnade Sr. Majestät des Königs hat diesen kleinen
Bücherschatz der Stadt erhalten; er ist gegenwärtig im Besitz des Königl.
Gymnasiums; zugleich aber mit den Bibliotheken des Magistrats und der
St. Benedictikirche vereinigt, vertritt er die Stelle einer Stadtbibliothek.
Diese ist gegenwärtig in dem Schlosse selbst aufgestellt.
A
Kunsthistorisohä
Untersuchung
und Beschreibung
Kirchen.
mehrerer
benachbarten
der
Es wurde oben bemerkt, dass zur genaueren Bestimmung des Alters
einzelnen Theile der Quedlinburger Schlosskirche eine nähere Ver-
1) Die Beweisstellen für das Folgende tlnden
Geschichte von Quedlinburg, Bd. II.
in Fritsch
sich sämmtlich