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Schlosskirche zu
Quedlinburg etc.
1705 am 27ten November vom Blitze getroffen und stärker beschädigt; im
äahr" 1706 wurde er schon wieder hergestellt und bekam damals seine jetzige
estaltl).
Bald darauf machte die südliche Mauer der Kirche einen bedeutenderen
Bau nothwendig, welcher im Jahr 1708 unter der Zwischenregierung der
Gräfin Aurora von Königsmark ausgeführt wurde. Zugleich begann sie
jenes Gewölbe, 6 Ellen breit, 6 Ellen hoch und 30 Ellen lang zu bauen,
welches jetzt die Fürstengruftgenanntwird. (S. oben, S. 554 Anm. 1.) Beim
Aufgraben desselben sticss man auf zwei kupfcrne Särge 2).
Dies sind die wichtigsten Schicksale der zu Quedlinburg von Heinrich l.
und Mathilde aus Frömmigkeit und Dankbarkeit gegen Gott gestifteten
Kirche. So ist sie durch neun Jahrhunderte hindurchgegangen, einst ein
Lieblingsaufenthalt deutscher Könige, die dem deutschen Namen ewige
Ehre gebracht haben, und mit dem Schönsten geschmückt, was sie besassen,
jetzt einer evangelischen Gemeinde Gotteshaus, und so noch immer, der
ersten Bestimmung gemäss, ein Ort christlicher Weihe 3).
Doch sind noch mehrere Gegenstände der Erwähnung werth, welche
das Innere der Kirche betretfen. Glocken besass bereits, wenn wir den
vorhandenen Andeutungen trauen dürfen, die älteste Kirche zur Zeit der
Königin Mathildet). Erst unter Anna von Planen in der ersten Hälfte des
14ten Jahrhunderts wurde die sogenannte grosse Glocke gegossen. Im
Jahr 1705 üel sie bei dem erwähnten grossen Thurmbrande herunter und
zersprang; auch sie wurde im Jahr 1706 wieder hergestellt; neben ihr gab
es noch zwei anderes).
Altäre waren in immer anwachsender Menge vorhanden. Ursprünglich
gab es nur einen, den Hochaltar; im Jahr 1021 wurden fünf Altäre im
neuen Münster geweiht; aber am Ende der katholischen Zeit zählte man
ihrer, die Kapellen mit eingeschlossen, zwei und zwanzigü). Mit Reliquien,
und schönen Behältnissen für dieselben, kostbaren Teppichen, goldenen und
silbernen Crucifixen wurden die Altäre geschmückt. Was Anfangs in dieser
Rücksicht geschehen ist, ist weniger bekannt. Ein altes Evange1istarium7)
scheint ein Verzeichniss dessen zu enthalten, was um das J. 1000 vorhan-
den war, und nennt u. a. 8 Kreuze von Bernstein, 5 von Gold, 6 von Silber,
12 mit Edelsteinen geschmückte Flakons, ein silbernes zum Theil ver-
1) Fritseh, Gesch. von Qnedl. II, S. 219. Gemeinnütziges Wochenblatt zu
Quedl. Jahrg. 1835.
2) Chronik, im Besitz der Frau Räthin Fügemann. S. 501.
3] [In der neuesten Zeit ist durch den Brand der Probstei die Kirche dem
Blicke zugänglicher geworden und gewährt jetzt, noch mehr als zuvor, von allen
Seiten dem Beschauenden eine grossartige Ansicht. 1853.]
4] vpraecipite" sagt Mathilde im Leben des Ungenannten, bei Erath p. 943
nsigna ecclesiae pulsari et pauperes congregari."
5] Fritsch, II, S. 219.
6) So das Calendarium S. Servatii, dessen wir oben gedacht haben.
7) S. unten die Beschreibung der Alterthürner. Das Verzeichniss steht am
Ende des Evangelisten Lukas.