Geschichte der Schlosskirche.
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nöthig. Da aber die Einkünfte der Abtei, wie bei allen ähnlichen Stiftungen
im Mittelalter geschehen ist, durch verschiedene Umstände allmählich im-
mer tiefer sanken, von den Kaisern aber keine weiteren Schenkungen ge-
macht zu werden pflegten, sah man sich_0ft gezwungen, zu llldlllgenzen
und auch zu Verkäufen zu schreiten. Die Indulgenzen oder Ablassver-
kündigungen fangen im 13ten Jahrhundert an überhand zu nehmen, um den
Besuch des Münsters und seiner Altäre an den hier gefeierten Festen zu
fördern, und die für die Kirche nothwendigen Summen durch die Einnahmen
zu bestreiten, welche bei solchen Besuchen dem Stifte zu Gute kamen.
Bald sind es die Feste der Weihung des Münsters, bald die der Patrone
des Stifts, bald die einzelnen Altäre, mit welchen sich nach und nach die
Kirche füllte, für deren Besuch der Papst oder einzelne Erzbischöfe und
Bischöfe einen Ablass auf 40 oder mehrere Tage ausschrieben. Gleiche
Belohnung wird allen denen zugesichert, welche irgend etwas nicht nur zur
Erbauung, sondern auch zur Ausstattung von Altären beitragen, sei es zu
WVachslichtern, zu Altarbedeckungen, sei es zu anderem kirchlichen Be-
dürfniss. Dic darüber ausgestellten Urkunden , deren eine ziemliche An-
zahl vorhanden ist, würden eine noch ergiebigere Quelle wichtiger Notizen
für uns sein, wenn nicht oft die Ausdrücke, in denen sie abgefasst sind,
allzu zweideutig und dunkel wären. Wenn wir z. B. im Jahr 1346 in den
Urkunden zugleich eine Ablassverkündigung des Erzbischofs Otto von
Magdeburg und einen Güterverkauf der Aebtissin Jutte 1) finden, weil, wie
sie bestimmt sagt, das Münster den Einsturz drohe und die Einkünfte der
Abtei zur Wiederherstellung desselben nicht hinreichten: so ist man dar-
über in Ungewissheit, ob unter dem Münster hier die Kirche oder die
sonstigen Klostergcbäude zu verstehen sind. Dass an der Kirche in jener
Zeit gebaut worden ist, haben wir schon angegeben; dass aber auch an
dem Kloster gebaut werden musste, lässt eine Inschrift vermuthen, welche
rechts an dem Eingangsthore unter dem Stiitswappen steht und zwar zum
Theil verwittert ist, aber doch die Zahl 1400 deutlich enthält. Auch aus
dieser Zeit haben Chronisten die an sich unbestimmte, durch diese Inschrift
aber verständliche Nachricht, dass die Aebtissin Ermgard von Kirchberg
einen Theil des Münsters wieder bauen liess 2). Diese starb aber im Jahr
1405. Auch Anna von Planen, von 1435 bis 1457, setzte den Bau des
Klosters fort.
Im Jahr 1511 drohte dem Kirchengebäude eine grössere Gefahr, indem
im Kirchenstuhl der Aebtissin Hedwig ein Brand ausbrach, welcher aber
durch schleunige I-lülfe schnell gelößCht, den Gebäuden selbst keinen Scha-
den zugefügt hat. Nur einige stiftische Urkunden sind bei dieser Gelegen--
heit durch das Feuer vernichtet worden 3).
Ein ähnliches Unglück geschah im Jahr 1567, als am 12ten März ein
Blitz den Thurm traf und anzündete. Auch im Jahr 1678 wird von einer
Ausbesserung desselben berichtet. Noch einmal wurde der Thurm im Jahr
1
) S, Erath p. 471. n. 260 u. 262. "cum monasterium nost d
propinquum et nreeuperabilem dispositum videremus." Ganz 5111311 Z0 räglam
aber schon früher mcht selten, z. B. bei der Aebtissin Agnes die auch Manch:
f" d B de m t '
z) Winnigstädt bei Abel S. 505.
3) Winnigstädt bei Abel S. 510.