Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

Schlosskirche. 
Geschichte der 
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schlossenheit hat; auch sind die Ausbauten unter den Flügeln des Quer- 
schiifes (AB und CD) nicht als eine spätere Anfügnng zu betrachten, indem 
sie in ihren Details, wie oben bemerkt, denselben Styl haben, wie die an- 
deren 'l'heile der Unterkirche. Noch wichtiger sind einige andere Verhält- 
nisse der Construction, welche nur dadurCh Erklärt werden können, dass 
sie von vorn herein mit bestimmter Rücksicht auf einen Oberbau ausgeführt 
sind. Die grosse Altarnische zunächst hat eine Form, "Welche Sie durchaus 
nur als den Unterbau einer (durch den gothischen Ueberbau vernichteten) 
Nische des Hochaltares im Chore der Oberkirche erscheinen lässt; sollte 
sie für sich eine eigne Gültigkeit haben, so müsste sie, wie dies überall in 
ähnlichen Fällen gefunden wird, entweder schmaler sein und nur dem 
Mittelschiff der Unterkirche an Breite gleich kommen, oder  wenn man 
hier eine Ausnahme voraussetzen W0llt6  biS an die Seitenwände zurück- 
treten; auf keine Weise aber dürfte sie, wie es gegenwärtig der Fall ist, 
mit ihren Ecken (9 und a) mitten in die Seitenschitfe vorspringen. Auch 
das Kreuzgewölbe, mit dem sie bedeckt wird, ist für eine selbständige 
Altar-Nische etwas durchaus Ungewöhnliches, da eine solche stets mit 
einem halben Kuppelgewölbe bedeckt wurde. Sodann sind die beiden 
breiten Wandpfeiler, an denen die Halbsäulen ß und n: hervortreten und 
die mit der Mauer im vollkommenen Verbande stehen (also gleich alt sind), 
für die Unterkirche an sich ganz zwecklos-und erklären sich wiederum nur 
dadurch, dass sie die untere Fortsetzung jener Wandpfeiler der Oberkirche 
bilden, welche in der Durchschneidung des Kreuzes hervortreten. Ferner 
ist der Styl, in welchem die Unter- und die Oberkirche ausgeführt sind, 
vollkommen übereinstimmend, _ja die Details der letzteren fast noch eher 
auf ein höheres Alter hindeutehd. Endlich scheint auch der oben mitge- 
getheilte Bericht Quenstcdtls, dass ein Theil des Sarges der Königin Ma- 
thilde unter einem Pfeiler des Gewölbes (entweder der einen Säule der 
Altar-Nische, oder der Ecke der Nische selbst) befindlich war, auf ein 
späteres Alter dieses Baues schliessen zu lassen. Was gegen diese, so voll- 
kommen begründete Ansicht, ausser den obigen Angaben, vorgebracht ist, 
hat weiter keine Haltbarkeit. Man meint, dass der Bau für eine Unter- 
kirche zu ausgedehnt sei, obgleich deren ebenso auch bei andern Kirchen 
(z. B. eine sehr grosse im Dome zu Speier) vorkommen; man meint, dass 
der Chor, durch die Höhe der Unterkirche, eine Höhe über dem Boden des 
Schiffes der Oberkirche erhalten habe, welche ganz aussergewöhnlich sei, 
obgleich es hiefür ebenfalls nicht an den verschiedensten Beispielen fehlt. 
Auch der Umstand, dass der Boden der Unterkirche nicht, wie gewöhnlich, 
in die Erde vertieft, sondern um Einiges höher ist, als der zunächst ge- 
legene Theil des Schlosshofes, ist an sich kein Gegenbeweis gegen unsere 
Annahme; denn eines Theils konnte der Felsboden, darauf die Kirche steht, 
eine solche Einrichtung schwierig machen, anderen Theils aber ist eben 
das gcsammte Terrain gegen den Chor hin abschüssig, und der Boden des 
eigentlichen Kirchenschiffes hiedurch in der That um fünf Stufen höher, 
als der der Unterkirche (s. die Stufen bei der Thür h, Grundr. der 
Unterkirche). 
Bei alledem aber dürfen wir keinen Anstand nehmen, den Platz, auf 
welchem die Unterkirche steht, als dieselbe Stelle zu bestimmen. welche 
die Kirche Heinrichs I. einnahm. Ja, der in der grossen Nische belind- 
liche Altar ist unzweifelhaft derselbe, welcher schon für jene als Altar 
Ktigler, Kleine Schritten. I. 37
	        
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