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Schlosskirche
Quedlinburg etc.
Einweihung erwähnt, redet auf das Bestimmteste davon, dass Arnulf die
vollendete Kirche geweiht habet). Dennoch erzählt derselbe Quedlinburgische
Chronist unter dem Jahre 1021 von einer zweiten Einweihung der KifChei
ohne zu erwähnen, dass zwischen 997 und 1021 irgend ein Unglücksfall
der Stiftskirche gefährlich geworden wäre, oder gar ihr den Untergang ge-
bracht und einen Neubau nothwendig gemacht hätte.
Jm Jahr 1021, sagt er z), war Kaiser Heinrich der Zweite in Halber-
stadt. Hier entschloss er sich, wiewohl es ihm unerwartet und wider
Vermuthen geschah, die Aebtissin Adelheid, seine Enkelin, zu besuchen
und bei der dortigen Weihung der Hauptkirche gegenwärtig zu sein. Mit
ungemeinem Glanze wurde diese im Beisein des Kaisers und seiner Ge-
mahlin und in Gegenwart der vornehmsten Fürsten und Prälaten des Reichs
und einer grossen Menge Volks und zwar am 24. September vollzogen.
Arnulf, Bischof von Halberstadt, weihte den Tempel und den Hochaltar zur
Ehre der heiligen Dreieinigkeit, der Jungfrau Maria, Johannes des Täufers,
des Apostels Petrus, des Stephanus, Dionysius und Servatius. Der Erz-
bischof Gerowon Magdeburg weihte in der Mitte der Kirche den Altar
des heiligen Kreuzes, welcher zugleich vielen Heiligen gewidmet war, näm-
lich dem Laurentius und Pergentinus, Laurentius und Vincentius, Blasius,
Christophorus, Erasmus, Cosmes und Damianus, Clemens und Mauritius.
Den südlichen Altar weihte Meinwerk, Bischof von Paderborn, zur Ehre
des heiligen Liborius, aller Heiligen und Auserwählten Gottes, des h. Vic-
tor, Candidus, Exuperius, Mauritius, Hippolytus, Pantaleon, Cyriacus, und
Adrianus. Den nördlichen Altar weihte Bischof Elward von Meissen zur
Ehre des Apostels Bartholomäus und aller Apostel, Evangelisten und Schüler
des Herrn. Im Westen waren zwei Altäre, einer südlich, ein anderer nörd-
lieh. Jener war dem heiligen Remigius und Cyriacus und andern Heiligen,
dieser den heiligen Jungfrauen Stephana, Laurentia, Justa, Pusinna u. a.
geweiht. Jeder Altar bekam einen reichen Schatz von Reliquien, welchen
der Chronist ausführlich und genau beschreibt. Zum Andenken an seine
Gegenwart bei dieser Feierlichkeit machte der Kaiser dem Hauptaltar, den
er selbst kurz als den Altar Gottes des Allmächtigen, des heil. Servatius
und vieler anderen Heiligen nennt, ein nicht unbedeutendes Geschenka).
Da diese Einweihung nur einige zwanzig Jahre später erfolgte, als die
vorige, und wie gesagt, nicht das Geringste von einem Unfalle, der die
Kirche injener Zeit betroffen hätte, bekannt ist, während doch die Quedlin-
burgische Chronik in jener Zeit unversehrt auf uns gekommen ist, und jede
Kleinigkeit aufgezeichnet hat, die das Stift betraf, so haben wir hier nur
die Wahl zwischen zwei Erklärungen. Entweder bezieht sich die im Jahr
997 erwähnte Einweihung nur auf die Gründung des Neubaues (und dabei
würde anzunehmen sein, dass die Halberstädtische Chronik ihre Nachricht
1) „Eodem anno monasterium in Quidelingeburg latiori et altiori modo,
quam prior fuisset structura, perfectum, Arnolphus Episcopus, confaveutibus
Archiepiscopis et Episcopis compluribus, VI Jdus INIart. divina favente clementia
dedicavit." II, p. 119 Leibu.
z) Chron. Quedl. II, p. 292 saq. Leibn.
3) "altari in honore Dei omnipotentis et S. Servatii confessoris alißfumqll?
plurimorum sanctorum consecrato, cuius dedioationi interfuimns." Urkunde bßl
Erath, S. 61.