Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

der 
Geschichte 
Schlosskirche. 
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welche Wallmann gegeben, vorzuziehn. So geht denn, Wie nach den V01'- 
handenen urkundlichen Nachrichten zu erwarten war, aus der vorliegenden 
Emähmng 1,12m hervor, dass hier König Heinrich und seine Gemahlin be- 
graben worden sind, wie man auch über _das Verschwinden des Sarges 
Heinrichs des Ersten und die Aufnahme seiner Gebeine lIl den Sarg Ma- 
thildens unheilen möge. Ausserdem wird aber auch gegen die jetzt in 
Quedlinburg verbreitete Ansicht Kettner's Angabe als die richtige erwiesen, 
dass das Grab Mathildens rechts oder südlich, nicht links oder nördlich 
vom Grabe Heinrich's zu suchen ist, und dass folglich der links von Hein- 
rich's Grabe befindliche Grabstein einem andern, als der Königin Mathilde 
angehören müsse. Kettner nennt Heinrichs Tochter, Mathilde 1), deren Da- 
sein aber unerweislich und höchst zweifelhaft isti). 
Schon im crsten Jahrhundert ihres Bestehens wurde mit der Kirche 
eine bedeutende, wesentliche Veränderung vorgenommen. „lm Jahr 997," 
sagt der Quedlinburgische Chronist 3), „wurde die Erneuerung der heiligen 
Hauptkirche des Stifts auf Befehl der Kaiserstochter, Aebtissin Mathilde, 
mit allem Eifer betrieben. Da sie bei der Menge des daselbst zusammen- 
strömenden Volkes erkannte, dass die Kirche, wie sie ihr Grossvater und 
ihre Grossmutter, Heinrich und Mathilde, erbaut hatten, zu eng war, als 
dass sie so grosser Erhabenheit entspräche, liess sie aus angestammter und 
angeborner Güte um der Vergrösscrung der Kirche willen zur Ehre des 
heiligen Servatius ein Gebäude von höherem und breiterem Bau hinzufügen, 
welches der Bischof Arnulf im Beisein andrer Prälaten und Bischöfe am 
10. März des genannten Jahres weihen musste." 
So klar und deutlich der Chronist zu reden scheint, so drängen sich 
doch bei Erklärung seiner Worte einige Schwierigkeiten auf. Denn einmal 
fragt sich, 0b die Erneuerung darin bestand, dass das ganze Kirchengebäude 
Heinrichs und Mathildens hinweggenommen und ein ganz neues an die 
Stelle gesetzt wurde, oder 0b man das Kirchengebäude Heinrichs stehen 
liess und nur zunächst ein zweites Gebäude, etwa die jetzige Oberkirche, 
hinznfügte. Letzteres scheint am einfachsten dasWort apponere zu bezeichnen, 
welches der Chronist gebraucht. Zweitens aber ist auch dies nicht ganz klar aus- 
gesprochen, ob diese Einweihung der Kirche nachV ollendnng d erselben, 
oder beim Anfang des Neubaues geschah; denn auch da pflegte nach alter 
christlicher Sitte die Weihe eines heiligen Gebäudes vorgenommen zu werden 4). 
Die Worte unser-s Chronisten, z. B. peragitur, lassen in der That an Vollen- 
dung des Neubaues denken; ja die Halberstädtische Chronik, die dieselbe 
 Kirchen- und Reformation-Historie S. 290. 
2) Fritsch, Gesch. von Quedl. I, S. 52. 
3) "Hoc anno instauratio saußtae Metropolitanensis ecclesiae in Qnidi- 
lingensi castello iussu Imperialis iiliae, Mathildis Abbatissae omni studio pgrggi- 
tur: quam cum ab aVO aviaque , Regibus scilicßt Henrico et Machtilde construc- 
tam, arctiorem, quam tantae celsitudinis ius exigebat, propter coniluentis populi 
frequentiam cerneret, innata ac concreta sibi benevolentia ad augmentum eiusdem 
in honope S, Servatii Arch. et conf. latioris et altioris structurae aediücium ap 
ponere curavit: quod etiam, totius converxtu cleri ac poplrli, ab Arnulfo, Halber- 
stadßnsi Episcopo, nuper ordiuato, cum aliis Archipraesulibus et Episcopis, quog 
modo nominatim evolvere longum est, eongruenter ad decorandam dei domum V1 
Jdus Mal-L dedicari fecit." Ohrqn. Quedl. ad a. 997. (Pertz, M, G, v, P_ 74_) 
4) 5_ die Beweisstellen be1 du Fresne Glossar. med. latinit. s. v. crux. und 
Bingham Origg. T. III, p. 323. ed Grischow.
	        
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