der Schlosskirche,
Geschichte
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Schutz nehmen sollten, dass man aber gern bald den einen, bald den andern
zu nennen pflegte und trotz der verSßhlßdenen Bezeichnungen immer den
einenAltar meinte. Den Altar, V0? Wßlßheül Heillrißh beerdigt war, nannte
man den Altar des heiligen Petrus; Jenen, Wo Mathilde neben Heinrich
ihr Grab fand, nennt Ditmar von Merseburg den Altar des heiligen Ser-
vatiusl]. ln Otto des Ersten Urkunden vom Jahr 937 und 955 wird
Maria und mit ihr Servatius genannt; im Jahr 956 Petrus in zwei Urkun-
den; im Jahr 961 und 974 Servatius; im Jahr 993 Gott und Servatius;
endlich in der Bestätigungs-Urkunde des Papstes Sylvester aus dem letzten
Jahrzehend dieses Jahrhunderts werden Gott und Servatius als die Patrone
des Stifts verbunden z). Nach beiden folglich, nach Petrus und Servatius
kann die erste Kirche sammt ihrem Altar mit vollem Rechte benannt
werden.
Wenn man Alles zusammenfasst, was bisher dargestellt worden ist, so
kann darüber nicht der geringste Zweifel mehr obwalten, dass Heinrich
und Mathilde in der Schlosskirche zu Quedlinburg, welche sie gegründet,
auch ihr Grab gefunden haben; zumal ausdrücklich Otto der Erste eine
seiner frühesten Schenkungen an das Stift gerade dadurch motivirt3). Mit
Recht hat daher Fritsch jedes Bedenken der Art zurückgewiesen4). Man
hat aber auch den Versuch gemacht, sich durch den Augenschein selbst
von dieser Thatsache zu überzeugen und die Gräber dieser grossen T odten
nicht unberührt gelassen. Ueber eine Oeifnung der Gräber im vorigen Jahr-
hundert haben wir eine doppelte Nachricht, eine gedruckte von Wallmann,
eine ungedruckte von Quenstedt. Jener erzählts): "Das Grab Heinrich's
ist ausgemauert und nicht tief; es hat auch nur die Länge und Breite eines
mittelmässigen Mannes. Es ist mit keinem gewölbten Bogen vergehen
sondern nur mit einer eichenen Bohle gedeckt. In dem Grabe selbst steht
ein aus einem Sandsteine, wie eine Krippe ausgehauener Sarg, der einen
runden, von dergleichen Steine gefertigten schweren Deckel hat. Der Deckel
ist viele Centner schwer und muss wegen seines grossen Gewichts durch
starke Männer mit dem Kloben gehoben werden, wenn die Gebeine gesehn
werden sollen. In dem Sarge sind nicht viel Knochen von dem Gerippe
des Königs vorhanden, und es ist sonst weiter Nichts zu sehen. Man findet
darinnen keine Kleidungsstücke, kein Rüstzeug, keine Kostbarkeiten, noch
andere Sachen; weshalben auch zu vermuthen ist, dass der König Heinrich
von seiner Gemahlin, die eine grosse Demuth jederzeit geliebt und ausge-
übt hat, nackend und bloss in Linnen gewickelt, wie der Heiland in die
Gruft gelegt ist, in dieser Krippe beerdigt worden. Diese Beschaffenheit
des Grabes weiss ich gewiss, woher ich es aber weiss, das werde ich für
dies Mal nicht melden." Diese Worte sind im Jahr 1782 geschrieben
worden.
Ungleich offener und wichtiger ist die zweite Nachricht, welche sich
1) II, p. 334. Leibu.
2) Sämmtliche Urkunden bei Erath.
3
) "Monastenum Quldlllngaburg constructum, ubi dominus et
pi gvnltor noster
Jaäär glflnorxae rex Henncus extat tumulatusß bex Emth S. 5. Urkunde vom
i) Fritsch, Gesch. von Quedl. I, S. 47 folgd,
)Wallmann Beiträge zur Aufklärung de G
Quedlinburg, S. 82: vgl. Fritsch a. a. o. s. M; eschlchte des RßlßhaStlftS