Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

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Sohlosskircho 
ZU 
Quedlinburg etc. 
dorthin zu verlegen, und sein Werk durch andere Schenkungen für die 
Zukunft zu sichern l). Diese Schöpfung hatte für die Vornehmen und 
Grossen selbst ein bedeutendes Interesse. Sie war für dieTöchter dersel- 
ben bestimmt, denen sie einen sorgenfreien, würdigen und stillen Aufent- 
halt in einem Gott geweihten Hause gewähren sollte. Dem König aber 
lag es vorzüglich am Herzen. hier in der Mitte seiner Stammgüter, wo er 
gern und oft gelebt hatte, eine Kirche zu weihen, die nach seinem Tode 
seine und seiner Gemahlin Gebeine bewahren könnte. Auch den Töchtern 
aus seiner eigenen Familie kam die Stiftung zu Gute. 
Aber noch war die Vollendung des beabsichtigten Werkes nicht "weit 
gediehen, als das Leben des Königs zu Memleben endete und die Fort- 
setzung und Ausführung desselben der Königin Mathilde und ihrem Sohne 
Otto I. überlassen blieb 2). Nachdem sein Tod schon in Memleben von der 
Königin Mathilde und allen Anwesenden betrauert und nach gewohnter 
Sitte durch Gottesdienst gefeiert worden war, wurde der Leichnamii) seiner 
eigenen Bestimmung zufolge nach Quedlinburg geleitet und dort in der von 
ihm erbauten Kirche des heiligen Petrus vor dem Altare desselben feierlich 
beerdigtl). Dies ist zugleich die erste Erwähnung der Kirche selbst. Als 
Ludolf, Heim-ich's Grossvater, gestorben war, konnten seine irdischen Ueber- 
reste, wie bestimmte Nachrichten lehrens), nicht sogleich in der von ihm 
gestifteten Kirche zu Gandersheim bestattet werden, weil diese noch un- 
vollendet war, sondern wurden erst später dahin gebracht. Otto der Er- 
lauchte, Heinrichs Vater, ruht neben ihm. Dagegen ist auch nicht die 
geringste Andeutung aus jener Zeit auf uns gekommen, dass mit Heinrich 
etwas Aehnlichcs vorgegangen sei. Wir dürfen daraus schliessen, dass die 
Kirche im Juli 936 im Ganzen vollendet war. Da auch die Stiftungs- 
urkunde der Abtei vom Jahr 937 die Vollendung der Kirche und die An- 
stellung von Geistlichen an derselben voraussetzts), so muss die Nachricht 
Winnigstädüs, dass sie erst 937 vollendet worden und vorn Bischof Bern- 
hard von Halberstadt geweiht sei 7), wie so viele seiner Nachrichten aus 
jener Zeit auf sich beruhen und für unverbürgt gelten oder auf die ganze 
Stiftung bezogen werden. Wann aber ihr Bau angefangen und die Weihung 
geschehen sei, ist in den historischen Quellen nicht überliefert. Nur wissen 
wir aus dem Calendarium der Kirche, dass man späterhin die Einweihung 
des sogenannten alten Münsters, welches Heinrichs Grab enthält, am 
29. December alljährlich feierte 8). Da dies nun sicher auf Ueberlieferung 
i) Vita Mathild. (bei Pertz, Monumm. Germ. VI, p. 288.) p. 930. bei Erath. 
2) „Mechtild, inclita regina, obeunte coniuge suo, praefato scilicet rege Hein- 
rico, coenobium in monte Quedelingensi, ut ipse prius decreverat, sancta devo- 
tione construere coepit." Chron. Quedl. ad a. 937. 
3) Dass man seine Eingeweide in Memleben beerdigt habe, ist eine erst späte, 
doch nicht ganz unwahrscheinliche Erzählung. Fabric. Saxon. ad a. 936. 
4) "Translatum ast antem corpus eins a iiliis suis in civitatem, quae dicitur 
Qnidelingeburg et sepultum in Basilica Sancti Petri ante altere cum planctu et 
lacrymis plurimarum gentium." Wittekind Corbeiens. I, p. 641. cfr. Luitprand 
Histor. II, p. 186. (Ekkeh. Chron. univ. bei Pertz, VIII, p. 183.) 
 
G) "et quidquid Clericis in eodem loco domino servientibus prius concessum 
habuimus." Erath. cod. dipl. p. 3. 
7) S. Winnigstädt bei Abel, S. 483. 
s) S. bei Erath S. 913 "dedicatio autiqui monasterii."
	        
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