der Schlosskirche.
Geschichte
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schon jene Urkunde, die noch im Jahr 961 nichts von einem Kloster weiss,
streitet dagegen; und die Biographen Hmbaws Wlssen Wohl VOR dem
Aufenthalte desselben auf dem Petersbergev WO 61' Selbst ein Klßster an-
gelegt hatte, aber durchaus nichts daVQn, dfiSS 91' jßmal? längere Zeit in
Quedlinburg gewohnt habe. 1) Ausdrücklich wird dagegän In glaubwürdiger
Weise die Gründung des Wipertiklosters der KvfllälnMathllde Zugesßhflebenz),
und kann also nicht von Haimo ausgegangen 591m Man hat Versuchit dm ganze
Erzählung aus einem Irrthume zu erklärend). Da nämlich das Quedlinburgische
Cni-unicun unter dgynJahre 849_die einfache Nachricht enthalt, dass die
Wipertikirnhe geweiht werden S814), so konnte man dies falschlich für die
Wipertikirche zu Quedlinburg genommen, und so auf diese übertragen
haben, was eigentlich von der Wipertikirche zu Hirschfeld zu verstehen
wuu Auein daraus geht eine vollständige Aufklärung der Sache noch
nicht hervor, du an dieser Stelle nur von einer Wipertikirche, nicht von
einem Kloster die Rede ist, und jene Sage ausserdem hinzufügt, Hairno habe
Benediktinerrnönche aus Hirschfeld dorthin geführt. Es muss daher hier
noch etwas Anderes zu Grunde liegen; und wirklich wird schon im zehn-
ten Jahrhundert in einer bisher noch ungedruckten, sichtbar 1m Interesse
des Klosters Hirschfeld verfassten Schrift die Behauptung ausgesprochen,
dass der Ort Quedlinburg ursprünglich ein Eigcnthum des heiligen Wig-
pertus sei und zu den Besitzungen des dortigen Klosters gehört habe. Diese
Schrift handelt von den Wunderthaten des heil. Wigpertusä), dem das
Kloster Hirschfeld geweiht war, und dessen Verehrung er lebte im ach-
ten Jahrhundert vorzüglich von dort aus sich verbreitete. „Est locus,"
heisst es hier, "Quidiligonburch nominatus, nunc in Saxonum reguo propter
regalis sedis honorem sublimis et famosusß), quondaizz atttem istius congre-
gationis utilitati subditus, videlicet quia Sancti Wigjverti extitit proprius:
atque ideo etiam adhuc ex eins reliquiis habetur a multis honorandus."
Dann wird der Heilige selbst redend eingeführt; „Dic0r Wigbertus, cuius
iste locus ex traditione jidelium est proprius, cuius et a deo sum provisor
ordinatus." Dies genügt, uni jener Sage eines wirklichen Zusammenhanges
der beiden Wipertikirchen zu Hirschfeld und Quedlinburg eine Grundlage
Zu geben. Sei es nun, dass in der That die Quedlinburgische Kirche eine
Tochterkirehe von Hirschfeld war, oder dass man dies, nur weil sie
dem NVigpertus als Schutzpatrongehörte; behaupten zu können glaubte;
jedenfalls scheint das Kloster zu Hirschfeld an der weitern Ver-
breitung jener Erzählung wie das grösste Interesse. so den bedeutendsten
Antheil gehabt zu haben. Wie dem aber auch sei, zweierlei dürfen wir
ohne Zweifel als wahr ansehen, einmal, dass die Wipertikirche wirklich
1) So Rodolph, Hrabavfs Schüler, in seiner vita Hrabani, am Ende; vgl,
Bach, in Zimmermands Zeitschrift für Alterthumswissenschaft, Jahrg. 1835,
S. 652.
z) S. Annal. und Chronogr. Saxo ad a. 968. (Vita Math. XII, p. 570,Pertz.)
3) S. Erath und Ranke a. a. O.
4) "Basilica S. Wigberti confessoris dedicata est" vgl. mit Lamb. Schaifn.
Zll demselben Jahre.
5) Die Handschrift befindet slch m wolifenbüttel, cod. Guelph. 76, 14,
P- 38 sqq. unter dem Titel: „Quaedam Vlgberti meritorum gesta beati; vilis
Scriptoris titulat prescriptio vilis." (Jetzt im Auszug gedr. bei Pertz, M0numm_
Germ. VI, p. 224. sqq.).
G) Diese Worte we1sen entschreden darauf 111D, dass dm Schrift dem zehnten
Jahrhundert angehört.