Aeussero der Schlosskirche.
Das
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statt des attischen Basarnents nur ein roh abgeschrägtes Fussgesims; auch
hat sie unterwärts ein kleines Fenster, "Vährßnd an def Südlichen Nische
ein grösseres (nachmals vermauertes) Fenster das Licht in die Unterkirche
zu führen bestimmt war. Der ganze Bau dieser nördlichen Nische trägt
indess noch das Gepräge des byzantinischen Styles und diirfte mithin, wenn
auch keinesweges der ursprünglichen Anlage, so doch wiederum elner alten
Restauration derselben angehören.
Endlich ist es nneh übrig, den Aussenbau des Chores selbst zu be-
trachten. Derselbe zeigt gänzlich die Formen der späteren, gotlnschen
Afßhilektllr, indem auch die Mauern der Unterkirche soweit verstärkt wor-
den sind, (1395 die Grundlinien der älteren Anlage im Aeusseren nicht mehr
sichtbar werden. Statt der ursprünglichen Rundung der Altarnische tritt
hier der Chorschluss in drei Seiten (eines nicht regelmässigen Achtecks) her-
vor, an deren Ecken starke Strebepfeiler emporsteigen. Hohe spitzbogige
Fenster werfen das Licht in die Oberkirche. Doch ist das gothische System
hier fast von all jenem reicheren Schmucke entblösst, welcher demselbenin
andern Fällen ein so bedeutsames Gepräge zu geben pflegt; es hat hlel"
etwas Nüchternes, was freilich dadurch noch in bedeutendem Maasse er-
höht wird, dass sämmtliche Fenster der Oberkirche, mit Ausnahme des nach-
mals vermauerten in der Mitte des Chorschlusses, die Stabverzieruxrgen
verloren haben, mit denen sie ursprünglich ohne Zweifel versehen waren.
Aber auch die erhaltenen Stabverzierungen jenes Mittelfensters, namentlich
die innerhalb des Spitzbogens befindlichen Füllungen, sind in einer Weise
behandelt, welche nicht mehr dem elastischen Organismus entspricht, der
diesen Theilen bei der schönsten Entwickelung des Styles insgemein eigen
ist, sondern ebenfalls eine mehr nüchterne und willkührliche Conse-
quenz, somit eine spätere Periode des gothischen Styles, erkennen lässt.
Nur das _Portal, welches in die Unterkirche führt (Grundn, zeichnet
sich durch eine zierlichere Gliederung der Thürgewände und des Bo-
geus 1), sowie durch eine geschmackvolle Umfassung des oberen Theiles
aus und ist mithin an dieser Stelle allein geeignet, das gothische System
in seiner anmuthigeren Form zu repräsentiren, obgleich es ebenfalls schon
das Gepräge einer späteren Entwickelung trägt. Der letztere Umstand wird
durch eine Inschrift bestätigt, welche sich auf einem Steine links über dem
Portale befindet und die Aebtissin Jutta von Kranichfeld als die Erbauerin
und das Jahr 1320. als die Zeit des Baues nennt i).
Wohl in Rücksicht auf jene feinere Gliederung wurde zu diesem Portale
ein noch härterer Stein, als zu der Gesammt-Anlage des Baues, gewählt; es be-
steht nemlich aus dem trefflichen Blankenburger Sandstein.
2) Die Inschrift, deren Buchstaben durchaus den Charakter des vierzehnten
Jahrhunderts tragen, lautet wörtlich so: "Anno domini MCCCMXX opibus JuttelAb-
betisse de ] Kranekefeld l aediiicatum," Die Aebtissin Jutta regierte von 1309 bis
1347; doch kann weder der Anfangspunkt noch der Endpunkt der Zeit, während
welcher sie diese Würde bekleidete, mit Genauigkeit festgesetzt werden. S. Fritsc h,
Gesch. v. Quedl. I, S. 139-173.
Qäifb-f
kugler, Kleine Schriften.
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