Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

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Schlosskirche zu 
Quedlinburg 
etc 
des nördlichen und südlichen Ausbaues (A B und U D) vorhanden sind, 
bemerkt man eine ähnliche Ausbildung des Details, wie bei den ebenbc- 
sprochenen Säulen und Halbsäulen, so jedoch, dass hier in den Kapitälen 
jene einfachere Bildungsweise (einer nur sculptirten Zeichnung) durchweg 
Vorherrscht. 
Beträchtlich verschieden von der Detail-Bildung der gesammten so eben 
besprochenen Anlage und als das Zengniss eines späteren Umbaues erscheint 
der Pfeilerbau im Westen der Unterkirche, zunächst die Reihe der beiden 
freistehenden Pfeiler 11 und d und der Halbpfeiler Q und t, soweit letztere 
an die grössercn Pfeilermassen, Welche die Ausbauten von dem I-Iauptraume 
absondern, angelehnt sind. Nicht nur verräth das Kämpfergesims dieser 
Pfeiler eine wesentlich verschiedene Formation, indem 
 'ß,l y, es nur aus Viertelstäben und Plättchen zusammenge- 
 setzt ist, und diese sowohl in der Bildlung als Kor- 
  Cgj nehmlich in der Ausführung höchst nach ässig e an- 
 delt sind; auch der Stein ist hier von andrer Beschaffen- 
 heit (ein schlechtelr, wieicher Saädsäein, während an den 
4'   fyfä übri en 'l'heilen urc weg ein an stein von tretflicher 
 Textgur gefunden wird), und die beiden Halbpfeiler C 
Xyr und 1. sind an die erwähnten rösseren Pfeilermassen, 
  wie sich aus den Fugen der? Steine aufs deutlichste 
  ergicbt, nur angelehnt, nicht mit ihnen in durchgeführ- 
 tcm Verbandc, so dass sie keinesfalls zu der ursprüng- 
xÄ liehen Anlage gehoren kennen. Dasselbe Kampferge- 
sims ist auch bei der Bogenstellung u I. p, fortgesetzt, 
so dass auch diese als ein späterer Umbau erscheint. (Ueber die ent- 
sprechende Bogcnstellung auf der Nordseite ist kein Urtheil abzugeben, da 
diese, wie aus dem Grundriss ersichtlich, in moderner Zeit verrnauert ist, 
um aus dem gesammten nördlichen Ausbau, C D, zwei verschlossene Ge- 
mächer zu gewinnen.) Die Säule I. unterscheidet sich ebenfalls von den 
übrigen Säulen der Unterkirche; ihr Kapitäl, von einer gänzlich abweichen- 
den Form, entspricht jenen Säulen, welche man im Schilf der Krypta der 
St. WVipertilairche bei Quedlinburg findet [vergL unten] 1), und ihre Basis hat 
ein ungleich höheres Verhältniss der Kehle, als es an den übrigen Säulen 
dieses Raumes der Fall ist. Uebrigens gehört dieser Umbau, wie sich mit 
Bestimmtheit aus der Formation des besprochenen Kämpfergesimses ergiebt, 
noch in die Periode des sogenannten byzantinischen Baustyles.  Als ein 
noch späterer, vielleicht erst in moderner Zeit hinzugefügter Zusatz erschei- 
nen die beiden noch ungleich roheren Pfeiler 11 und g, und mit ihnen gleich- 
zeitig das schlechte Kappengewölbe, welches diesen westlichen Theil der 
Unterkirche bedeckt. 
Iu der östlichen Hälfte der Unterkirche, gegen den heiligeren Raum 
des Altares hin, sieht man verschiedene Spuren einer reichen Malerei, mit 
welcher hier die Gewölbe geschmückt waren. Sie scheinen an sich schon 
1) Ilieraus ist jedoch nicht der etwaige. Beweis zu entnehmen, dass der Bau 
der Krypta der St. Wipertiläirehe mit dem Umbau, welcher in der Unterkirchß 
des Stiftes Statt gefunden, gleichzeitig sein müsse. Es kann im Gegentheil sehr 
Wohl möglich sein, dass man für die in Rede stehende Säule (l) ein älteres Ka- 
pitül benutzt habe, was hier in der Thut der wiederum härtere Stein, "daraus 
dasselbe gearbeitet ist, sehr wahrscheinlich macht.
	        
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