550
Schlosskirche zu
Quedlinburg
etc
des nördlichen und südlichen Ausbaues (A B und U D) vorhanden sind,
bemerkt man eine ähnliche Ausbildung des Details, wie bei den ebenbc-
sprochenen Säulen und Halbsäulen, so jedoch, dass hier in den Kapitälen
jene einfachere Bildungsweise (einer nur sculptirten Zeichnung) durchweg
Vorherrscht.
Beträchtlich verschieden von der Detail-Bildung der gesammten so eben
besprochenen Anlage und als das Zengniss eines späteren Umbaues erscheint
der Pfeilerbau im Westen der Unterkirche, zunächst die Reihe der beiden
freistehenden Pfeiler 11 und d und der Halbpfeiler Q und t, soweit letztere
an die grössercn Pfeilermassen, Welche die Ausbauten von dem I-Iauptraume
absondern, angelehnt sind. Nicht nur verräth das Kämpfergesims dieser
Pfeiler eine wesentlich verschiedene Formation, indem
'ß,l y, es nur aus Viertelstäben und Plättchen zusammenge-
setzt ist, und diese sowohl in der Bildlung als Kor-
Cgj nehmlich in der Ausführung höchst nach ässig e an-
delt sind; auch der Stein ist hier von andrer Beschaffen-
heit (ein schlechtelr, wieicher Saädsäein, während an den
4' fyfä übri en 'l'heilen urc weg ein an stein von tretflicher
Textgur gefunden wird), und die beiden Halbpfeiler C
Xyr und 1. sind an die erwähnten rösseren Pfeilermassen,
wie sich aus den Fugen der? Steine aufs deutlichste
ergicbt, nur angelehnt, nicht mit ihnen in durchgeführ-
tcm Verbandc, so dass sie keinesfalls zu der ursprüng-
xÄ liehen Anlage gehoren kennen. Dasselbe Kampferge-
sims ist auch bei der Bogenstellung u I. p, fortgesetzt,
so dass auch diese als ein späterer Umbau erscheint. (Ueber die ent-
sprechende Bogcnstellung auf der Nordseite ist kein Urtheil abzugeben, da
diese, wie aus dem Grundriss ersichtlich, in moderner Zeit verrnauert ist,
um aus dem gesammten nördlichen Ausbau, C D, zwei verschlossene Ge-
mächer zu gewinnen.) Die Säule I. unterscheidet sich ebenfalls von den
übrigen Säulen der Unterkirche; ihr Kapitäl, von einer gänzlich abweichen-
den Form, entspricht jenen Säulen, welche man im Schilf der Krypta der
St. WVipertilairche bei Quedlinburg findet [vergL unten] 1), und ihre Basis hat
ein ungleich höheres Verhältniss der Kehle, als es an den übrigen Säulen
dieses Raumes der Fall ist. Uebrigens gehört dieser Umbau, wie sich mit
Bestimmtheit aus der Formation des besprochenen Kämpfergesimses ergiebt,
noch in die Periode des sogenannten byzantinischen Baustyles. Als ein
noch späterer, vielleicht erst in moderner Zeit hinzugefügter Zusatz erschei-
nen die beiden noch ungleich roheren Pfeiler 11 und g, und mit ihnen gleich-
zeitig das schlechte Kappengewölbe, welches diesen westlichen Theil der
Unterkirche bedeckt.
Iu der östlichen Hälfte der Unterkirche, gegen den heiligeren Raum
des Altares hin, sieht man verschiedene Spuren einer reichen Malerei, mit
welcher hier die Gewölbe geschmückt waren. Sie scheinen an sich schon
1) Ilieraus ist jedoch nicht der etwaige. Beweis zu entnehmen, dass der Bau
der Krypta der St. Wipertiläirehe mit dem Umbau, welcher in der Unterkirchß
des Stiftes Statt gefunden, gleichzeitig sein müsse. Es kann im Gegentheil sehr
Wohl möglich sein, dass man für die in Rede stehende Säule (l) ein älteres Ka-
pitül benutzt habe, was hier in der Thut der wiederum härtere Stein, "daraus
dasselbe gearbeitet ist, sehr wahrscheinlich macht.