Innere
Das
der
alten
oder des
Unterkirche
Münsters.
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msc der Säulenkapiläle.
(überdies noch unsichern und schwunglosen) Linien derselben nur durch
abgeschrägte Vvertiefungen und Erhöhungen dargestellt und somit keine
eigentlichen Reliefbildungcn hervorgebracht werden; alldem 1719115 aber
sind sie nach den Gesetzen einer wirklichen, mehr oder minder vollkom-
menen Plastik ausgemeisselt. In letzterem Betracht sind vornehmlich jene
korinthisirenden Blätterkapitäle merkwürdig. Abgesehen von den Voluten
dieser Kapitale, welche theils kleiner, nach Art der wirklich korinthischen,
theils grösser, etwa nach Art der römischen Kapitale gehalten sind, zeigen
ihre Blätter zumeist eine einfache, breite Form, mit einem Zapfen am oberen
Ende, so dass sie ungefähr der Gestalt unserer Dachziegel zu vergleichen
sein dürften. Doch scheint es, dass diese rohe Bildung zur Ausführung
eines anderweitigen, reicheren Schmuckes bestimmt war. Wenigstens sieht
man an den Kapitälen zweier Halbsäulen (Grundriss, o: und (3) in einem
jeden dieser grösseren Blätter, auf vertieftem Grunde, wiederum eine, wenn
auch nicht vollkommen genaue, so doch feine und saubere Blättersculptur
ausgearbeitet und auch jene Zapfen zu einem feinen Blattwerk ausgemeis-
selt, so dass hiedurch eine gewisse Aehnlichkeit mit denjenigen ägyptischen
Kapitälen entsteht, in welchen sich auf den grossen Lotosblättern ein fei-
neres Laubwerk hinzieht. An dem einen dieser Kapitäle aber (Säule u)
bewahrt eins der Blätter noch jene oben beschriebene rohere Form, auf
welcher sich nur erst die Zeichnung des feineren Blätterschmuckes leicht
eingeritzt vorfindet. Dass überhaupt die Arbeit an den Kapitälen der Unter-
kirche nicht gänzlich vollendet worden, geht noch aus einigen andern Um-
ständen hervor: an dem Kapital der Halbsäule ö gewahrt man an den roh
geformten Blättern noch die deutlichen Spuren der Meisselschläge; und
ebenso zeigt es sich an dem, mit einfacher Bandverschlingung versehenen
Würfelkapitäl der Halbsäule s (und zwar an den Füllungen der unteren
Ecken) auf die augenscheinlichste Weise, dass eine angefangene Arbeit
unterbrochen wurde. Endlich ist noch der auffallende Umstand zu bemer-
ken, dass die Blätterornamente an den Deckgesimsen der Halbsäulen y und
ß einen so vollendeten Schwung der Zeichnung, eine so feine Ausbildung
des Reliefs erkennen lassen, wie dergleichen an keinem Theil der in Rede
stehenden Architektur vorkommt, ohne dass jedoch der Anschein vorhan-
den ist, dass diese Stücke später eingefügt seien, und ohne dass die ver-
schiedenartig rohere Arbeit der übrigen Theile nur als die Anlage zu ähn-
lich vollendeter Ausführung irgend betrachtet werden darf. Ohne Zweifel
hat man dies als den in späterer Zeit unternommenen Versuch einer Uebcr-
arbcitung zu betrachten. Bei den Viertclsäulen. welche in den Winkeln