Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

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Zll 
Schlosskirche 
9120 
Quedlinburg 
am westlichen Ende des Mittclschitfes, die ursprüngliche Anlage desselben 
aufhebend, eine zweite grosse Nische, wie zur Einrichtung eines ziveiten 
Chores, angebaut ist; eine derselben (in der Kirche von Gernrede) scheint 
bereits in eine sehr frühe Zeit zu gehören. Auffallender aber ist es, dass 
man in einigen Kirchen kleine Kapellen eingebaut hat, welche ihrer Be- 
schaffeuheit nach nur zu Gruftkirchen bestimmt sein konnten: im einzelnen 
Falle (ebenfalls in Gernrode) sogar in einer Kirche, welche überdies schon 
eine Gruftkirehe besass; so dass hieraus auf das grosse Bedürfniss nach 
mysteriösen Functionen zur Zeit dieser Einbauten geschlossen werden darf. 
Diese allgemeinen Bemerkungen dürften hinreichen, um uns nun zu 
einer näheren Betrachtung der Schlosskirche von Quedlinburg anzuleiten, 
welche im Folgenden vorgelegt werden soll.  
Beschreibung 
der 
Schlosskirche 
Zll 
Quedlinburg. 
Die Sehlosskirche zu Quedlinburg ist eine ursprünglich flachgedcckte 
Basilika mit Querschiif und hohem Chor, welcher letztere den gesammten 
Raum des Querschiifes mit in sich begreift und durch das Gewölbe einer 
ausgedehnten Unterkirche, des sogenannten alten Münsters, getragen wird. 
Sie ist in jenem, zwar reichen, aber höchst alterthümlichen Stylc erbaut, 
welcher dem ältesten deutschen Basilikenbau eigen ist und welcher noch 
Nichts von den besonderen Eigenthümliehkeiten des sogenannten byzanti- 
nischen Styles trägt. Nur der Chor, bis zu seiner Berührung mit dem 
Quer-Schiff, zeigt die Formen des gothischen Baustyles und giebt sich dem- 
nach als ein späterer Neubau zu erkennen; ausser diesem sind noch einige 
Umänderungen, welche der modernen Zeit angehören, von den alten Bau- 
theilen auszuscheiden. Das Material, aus welchem das Gebäude der 
Sehlosskirehe aufgeführt ist, besteht aus dem ziemlich hartem Sandstein, der in 
der Nähe von Quedlinburg selbst gebrochen wird; vermuthlich rührt es aus dem 
sehr alten Bruch am "Steinholze" her, der noch jetzt einen Reichthum von 
Steinen enthält. Die folgende Beschreibung der einzelnen Theile möge 
dazu dienen, ein näheres Bild des merkwürdigen Gebäudes zu entfalten. 
alten 
oder des 
der Untcrkirche 
Innere 
Das 
Münsters. 
beiliegenden 
(Vergl. den 
Grul 
uiriss 
der Unterkirclm ) 
Die Grundrissform der Unterkirehe bestimmt sich dureh die darüber 
befindlichen oder befindlich gewesenen Räume der Oberkirehe; sie ent- 
spricht vollkommen dem ursprünglichen Chor und Quersehiß der letzteren. 
Die grosse Altarnisehe, am östlichen Ende des Hauptraums, hat ilieselbe 
Ausdehnung, welche der Altarnische des Chors in der Oberkirehe  ana- 
log allen erhaltenen Gebäuden eines verwandten Styles  angemessen sein 
musste, ehe dieselbe durch den gothischen Neubau des Chors vernichtet 
ward; die kleineren Altarnisehen an dem südlichen und ilemmörlllißhirll
	        
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