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Zll
Schlosskirche
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Quedlinburg
am westlichen Ende des Mittclschitfes, die ursprüngliche Anlage desselben
aufhebend, eine zweite grosse Nische, wie zur Einrichtung eines ziveiten
Chores, angebaut ist; eine derselben (in der Kirche von Gernrede) scheint
bereits in eine sehr frühe Zeit zu gehören. Auffallender aber ist es, dass
man in einigen Kirchen kleine Kapellen eingebaut hat, welche ihrer Be-
schaffeuheit nach nur zu Gruftkirchen bestimmt sein konnten: im einzelnen
Falle (ebenfalls in Gernrode) sogar in einer Kirche, welche überdies schon
eine Gruftkirehe besass; so dass hieraus auf das grosse Bedürfniss nach
mysteriösen Functionen zur Zeit dieser Einbauten geschlossen werden darf.
Diese allgemeinen Bemerkungen dürften hinreichen, um uns nun zu
einer näheren Betrachtung der Schlosskirche von Quedlinburg anzuleiten,
welche im Folgenden vorgelegt werden soll.
Beschreibung
der
Schlosskirche
Zll
Quedlinburg.
Die Sehlosskirche zu Quedlinburg ist eine ursprünglich flachgedcckte
Basilika mit Querschiif und hohem Chor, welcher letztere den gesammten
Raum des Querschiifes mit in sich begreift und durch das Gewölbe einer
ausgedehnten Unterkirche, des sogenannten alten Münsters, getragen wird.
Sie ist in jenem, zwar reichen, aber höchst alterthümlichen Stylc erbaut,
welcher dem ältesten deutschen Basilikenbau eigen ist und welcher noch
Nichts von den besonderen Eigenthümliehkeiten des sogenannten byzanti-
nischen Styles trägt. Nur der Chor, bis zu seiner Berührung mit dem
Quer-Schiff, zeigt die Formen des gothischen Baustyles und giebt sich dem-
nach als ein späterer Neubau zu erkennen; ausser diesem sind noch einige
Umänderungen, welche der modernen Zeit angehören, von den alten Bau-
theilen auszuscheiden. Das Material, aus welchem das Gebäude der
Sehlosskirehe aufgeführt ist, besteht aus dem ziemlich hartem Sandstein, der in
der Nähe von Quedlinburg selbst gebrochen wird; vermuthlich rührt es aus dem
sehr alten Bruch am "Steinholze" her, der noch jetzt einen Reichthum von
Steinen enthält. Die folgende Beschreibung der einzelnen Theile möge
dazu dienen, ein näheres Bild des merkwürdigen Gebäudes zu entfalten.
alten
oder des
der Untcrkirche
Innere
Das
Münsters.
beiliegenden
(Vergl. den
Grul
uiriss
der Unterkirclm )
Die Grundrissform der Unterkirehe bestimmt sich dureh die darüber
befindlichen oder befindlich gewesenen Räume der Oberkirehe; sie ent-
spricht vollkommen dem ursprünglichen Chor und Quersehiß der letzteren.
Die grosse Altarnisehe, am östlichen Ende des Hauptraums, hat ilieselbe
Ausdehnung, welche der Altarnische des Chors in der Oberkirehe ana-
log allen erhaltenen Gebäuden eines verwandten Styles angemessen sein
musste, ehe dieselbe durch den gothischen Neubau des Chors vernichtet
ward; die kleineren Altarnisehen an dem südlichen und ilemmörlllißhirll