Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

Vorbemerkung. 
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anderen Gegenden Deutschlands kommen ähnliche Gebäude "ungleich sel- 
tener und eigentlich nur ausnahmsweise vor, wie z. B. die Kloster-Ruine 
von Paulinzellc im Thüringer Wald, die JakßbSkirehe zu Bamberg, die 
Schottenkirche zu Regensburg u. s. w.  
Indem wir hier schliesslich einige allgemeine Eigenthümlichkeiten des 
Basiliken-Styles folgen lassen, behalten wir jedflßll D"? diejenigen Gebäude 
der Art im Auge, welche der nächsten Umgegefld VW Quedlinburg ange- 
hören. Ihre Grundanlage stimmt durchweg dann übäßlni dass "sie an der. 
östlichen Seite ein Querschitf, von der Höhe des Mittelschiifes, besitzen, 
dass die Durchschneidung beider durch vier groSSß, aüfwßnflpfeilern ruhende 
Scllwibbögen vermittelt wird, und dass der Raum vom Querschiff bis zu 
der grossen Altar-Nische insgemein die Grundform eines Quadrates (nur 
ausnahmsweise die eines länglichen Vierecks) hat. An den östlichen Wän- 
den des Querschitfes sind in der Regel kleinere Altarnischen angebracht. 
Ist ein hoher Chor angeordnet, S0 begleifi deßelbe den ganzen östlichen 
Raum der Kirche mit Einschluss des Querschiffes; unter ihm erstreckt sich 
die Gruftkirche, welche mit kleinen Säulenstellungen ausgefüllt und mit 
Kreuzgewölben gedeckt ist. Die eigentliche Kirche selbst hat kein Gewölbe, 
sondern ist ursprünglich überall flach mit Brettern gedeckt. Alle Oeffnun- 
gen der Thüren und Fenster sind im Halbkreisbogen überwölbt; ebenso 
die Bogenstellungen, welche das Mittelschiff der Kirche von den Seiten- 
schitfen sondern. Diese Bogenstellungen werden durch Säulen, welche mit 
viereckigen Pfeilern abwechseln, getragen: entweder wechseln je"zwei_ oder 
je eine Säule mit einem Pfeiler (die letztere Einrichtung erscheint im All- 
 gemeinen als die jüngere). Die Pfeiler der einzelnen Bogenstellunc haben 
stets eine Entfernung von einander, welche der Breite des Mittelschitfes 
gleich ist, so dass sie dasselbe in einzelne quadratische Räume abtheilen- 
hienach wird, wenn zwei Säulen zwischen den Pfeilern stehen, die Bogen: 
Stellung enger, als wenn nur eine zwischen ihnen befindlich ist.  Anhdei- 
Westseite bildet sich bei den meisten dieser Gebäude eine Vorhalle welche 
durch eine offene Bogenstellung mit dem Mittelschiif verbunden rind über 
welcher eine Loge oder Empore angeordnet ist; letztere erscheint entweder 
durch eine reichgeschmückte Bogenstellung von dem inneren Raume des 
Mittelschiffes abgesondert, oder ganz otfen und nur in der Höhe durch einen 
grossen Schwibbogen (den Schwibbögen in der Durchschneidung des 
Kreuzes vollkommen ähnlich) überwölbt. Diese merkwürdige Einrichtung 
ist bei einigen Gebäuden noch vorhanden, bei anderen die (leutlichg 
Spur, dass eine solche ursprünglich Statt gefunden hat. Die Thürnie, welche 
sich gegenwärtig an dem Aeusseren der Westseite erheben, gehören sämmt- 
lich nicht in die frühere Zeit des Basilikenbaues, und es ist die Frage, ob 
Sie mit jener Einrichtung von Halle und Loge (die wenigstens bei den 
älteren Gebäuden die Breite der gesammten Kirche gehabt zu haben scheint) 
wohl zu verbinden waren.  Endlich kann man an diesen Gebäuden des 
Basilikenstyles zwei verschiedene Stadien der Entwickelung nachweisen, 
von denen die zweite eine reichere Ausbildung der architektonischen An- 
lage und einige, aber noch ganz vereinzelte Motive des byzantinischen 
Styles erkennen lässt; hierüberfolgt das Nähere im Anhang.  
Zu bemerken sind sodann noch einige besondere Veränderungen, die 
mit mehreren dieser Gebäude vorgenommen sind. Mehrfach nämlich findet 
sich (was jedoch auch in andern Gegenden Deutschlands häufig ist), dass 
Kugler, Kleine Schriftrn. I. 35_
	        
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