Vorbemerkung.
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burgs die historische Bedeutung der Kirche zu zeigen und wenigstens einen
Begriff von deren Bauart zu geben.
Allein zu einer solchen Arbeit gehört nicht lalos gründliche Kenntniss
der Quellen, aus denen sich Notizen _ülier die Kirche "schopfeil lfiSSßn, S011-
dern auch eine durch genaue Studien gewonnene nahem Einsicht in die
baulichen Verhältnisse des Mittelalters, Welche V0" 1116111911 blshßrlgen Be-
schäftigungen allzu fern lag.
In Uebereinstirmnung mit dem Hrn: Pastor Fricke forderte ich daher
HHL Proi Kughl- zu Berlin zur Theilnahme an_ der Untersuchung auf,
der die Sclilogskifche zu Quedlinburg schon selbst in Augenschein genom-
men und eine bestimmte Ansicht über den Bau derselben ausgesprochen
hatte. Er schloss sich bereitwillig an: unterzQg fneulefxrbe-lt Cm" 80T?"
faltigen Prüfung und untersuchte die Kirche bei einem langem Aufenthalte
in Nein-siegt bei Quedlinburg (1836) von Neuem, so dass auch nicht der
kleinste Theil des Gebäudes unbeachtet blieb.
Eine völlige Umwandlung meineräflufsatzes fwar 21g; llflollälzaa daavoä ; jetzt
erst gewann er auch im artistischen 81 61118 6S_ 9T g "n 8111911
weiteren Umfang, indem He" Prof, Kugler zu vergleichenden Untersuchungen
über den Baustyl der benachbarten älteren Kirchen veranlasstward- und die
eigenthümliclien Resultate derselben, welche, an sich schon nlchtmlinteles-
sant, zugleich dem Hauptzweck des Aufsatzes förderlich entgegenkameii,
darin mit aufnahm.
Auf diese Weise ist vorliegende kleine Schrift entstanden, deren histo-
rische Theile, so weit sie sich auf Quedlinburg und die Schlosskirche be-
ziehen, ich zu vertreten habe, deren artistische Abschnitte aber Hin Prof
Kugler angehören.
So viele Schwierigkeiten auch die Natur der historischen Quellen dein
Forschenden entgegenstellt, da sie nur dürftige, zusamrnenhangslose Nach-
richten aus verschiedenen Zeiten und diese oft sogar in vieldeutigen Aus-
drücken enthalten; so viel eindringende Kenntniss und Scharfsinn erfordert
wird, um bei einem Kirchenbau die älteren und neueren Thcile zu iinter-
scheiden und aus dem Vorhandeiien auf die erste Grundanlage und den
nach und nach erfolgten weitem Ausbau der Gebäude zu seliliessen; so
Wenig also anmaassende Versicherungen, die Wahrheit entdeckt zu haben,
bei solchen Gegenständen am Orte sind: so dürfen wir doch mit Recht be-
haupten, dass nur wenige Kirchen aus dem zehnten Jahrhundert so viele
Wege zur Erforschung des Wahren darbieten möchten, als die Schlosskirche
Zii Quedlinburg, und dass wir diese mit Sorgfalt aufgesucht und nach
Kräften benutzt haben. Beides wird man den Verfassern gewiss gern zu-
gestehen. ft
Quedlinburg, am 8. October 1837.
F. Ranke.
V
m
Auf dem Schlossberge. zu Quedlinburg, über dem südlichen Felsab-
bange desselben, erhcpt slch un_ter_den vwlfaclfcn und versclpedenartigen
Gebäudm der ehemahgen Abtel 6lI16 ehrwürdlge alterthümhche Kirche,