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der
Handbuch
der Malerei.
Geschichte
zusammengestellt wurde, und in denen der Leser eine weitere Belehrung
findet, sind der Hauptsache nach überall angegeben; auch ist dabei kein
Anstand genommen, diese oder jene Stelle wörtlich aufzunehmen, da es
nicht gerathen schien, das was einmal gut gesagt war, dllrßll Umänderung
zu verschlechtern. Manche Sätze, manche Worte sind jedoch nicht immer
ausdrücklich als fremdes Eigenthum bezeichnet: die Anmerkungen hätten
hiedurch eine unnöthige Breite gewonnen. Auch ohne das wird der kun-
dige Leser dieselben leicht erkennen. Einzelnes dürfte hie und da als
das Ergebniss eigener Anschauung von Seiten des Verfassers zu bemerken
sein, namentlich im zweiten Theil bei den Betrachtungen über deutsche
Kunst, welche in einigen Punkten näher kennen zu lernen, der Verfasser
mehrfach Gelegenheit hatte.
Indess war, obschon das compilatorische Element im Ganzen und auch
in den letztgenannten Beziehungen vorherrscht, die Absicht des Verfassers
zugleich dahin gerichtet, soviel als möglich seine eigenthümliche Ansicht
und Auffassungsweise zu bewahren. Vielleicht ist hiedurch manche
Schroffheit, Einseitigkeit, oder wenn man es gelinder bezeichnen will
manche Subjektivität im Urthcil erzeugt worden; vielleicht fühlt sich
Mancher, der einer andern Auffassnngsweise folgt, hiedurch mehrfach
verletzt. Doch dürfte eine solche Einseitigkeit einen andern, unangeneh-
meren Mangel, der nur zu häufig bei Compilationen ähnlicher Art hervor-
tritt, wiederum gut machen: den nernlich, dass dergleichen Arbeiten, cha-
rakterlos ihren verschiedenen Quellen folgend, auf der einen Seite dem
romantischen, auf der andern dem classischen Elemente huldigen, hier in
der Naivetät jugendlicher Epochen, dort bei der Begelrichtigkeit späterer
Akademiker das einzige Heil finden. In solcher Behandlungsweise verliert
der noch unerfahrene Leser leicht den Faden, der ihn durch das Laby-
rinth verschiedenartiger Kunstrichtnngen hindurchführen sollte. Wo er es
dagegen mit einer bestimmten Persönlichkeit zu thun und sich mit deren
Sinnesweise vertraut gemacht hat, wird er ohne Mühe das fremde Urtheil
in das eigne zu übersetzen im Stande sein. Wenigstens hat es der Ver-
fasser bei ähnlichen Studien gern mit ausgesprochenen Persönlichkeiten zu
thun gehabt; möge er in seinem eigenen Vorhaben nicht fehl gegangen sein.
Noch Manches mag der Subjektivität des Verfassers seine Entstehung
verdanken, was diesem oder jenem Leser missfällig sein dürfte, z. B. die
Inconsequenz in der Rechtschreibung der Namen. Der Verfasser konnte
sich nicht enschliessen, gewisse Namen, an deren eigenthümlichen Klang
sein Ohr sich von Jugend an gewöhnt hat und die in solcher Weise mit
dem Bilde einzelner Künstler für ihn einmal verschwistert sind, in ihrer
landesgemässen Form wiederherzustellen. Raff aele erscheint ihm unwill-
kürlich als eine fremde Person, während ihm mit Raphael zugleich
das Bild der holdesten Anmuth emportaucht. Johann van Eyck, Hans
Hemling sind ihm befreundet; während das niederländische Jan ihm
bei diesen Künstlern nicht recht über die Lippen will. Indess ist das eine
äusserliche Sache und wäre von anders Fühlenden leicht zu berichtigen.
Schwieriger möchte es sein, die Charakteristik der Gruppen, in welche er
die Geschichte der Malerei abgetheilt hat, überall genügend zu rechtferti-
gen. Der Mensch ist Gott sei Dank! keine Pflanze, dass er nach
Blättern und Staubfäden in Classen zu rubriciren wäre; die Freiheit des
Einzelnen spottet dieser philosophischen Ansieht und leicht sind die Aus-
nahmen häufiger als die Regeln. Aber zur Uebersicht eines Ganzen sind