Joseph Werner und Ludwig XIV.
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erhebt sie einen Pokal, in der linken hält sie einen goldnen Teller mit
Seifenblasen. Zwischen beiden, hinter (lefn rlfschfii 518m man ihTell 3m"
der, den Comte de Vivonne, der, dick Ü"? am 5119111 "Unken und llaCkf,
eine Art Maccaroni zu verzehren beschäftigt 1st Sam KOPf ruht im Schoosse
einer weiblichen Figur mit verbundenen Augen lllld Libßllßnilügeln, die
ihm mit einem Fächer Kühlung zuweht; sie mochte als Personification der
Wollust zu fassen sein. Neben der Montespan produciren sich allerlei an-
di-e aiiegoi-isehe Wesen, So zunächst, an ihrem Sitze laiiernd ,1 ein Weib-
liches Ungethüni mit der seheiiehhapp? und 611161111 m Vlßll? Fesßttßn se-
schiiifeiicn Spiegel, Ohne Zweifel die Verleumdung. Dahinter steht die
Dame I-lochmuth, mit Pfauenfcdern geschmückt, und Scepter und Krone
in den Händen haltend; die Schnieicheleii lwlßlßtä? Rätechßrzvßljkhtßuf den
i" thische Person, we cie t ie weige s reic u. s. w.
3655211331221, fänigirfgdiilgh grinst ein hässlicher Satyr hervor, der eine
Medaille in der Hand hält und mit einem Dolche nach derselben Zlßll-ä
mit dieser Figur hatte der Künstler die Absicht, seinen tnumphirenden Ge-
nossen Lebrun zu bezeichnen. Oben aber naht Slßhi _V011 dann? Vvol"
ken getragen, ein strafendes Gericht. Da sieht man einen Jünghngi de?
aus Augen und Mund Feuer sprüht, 43111911 Krieger mit Schweiß Fackel
und den Tafeln des Gesetzes, einen andern mit Pfeilen, den Winter, Tod-
tenköpfe u. s. w. Unter der Wolke blitzt es bedeutend und 61116 MHSSB
würrn fällt auf den Köni herab.
Ge Es gewährt einen eigenän Eindruck, in einem Bilde, wie dem eben
beschriebenen, das Ringen nach Hass und Zorn, und doch zugleich allen
Mangel an Ausdruck entschiedener Leidcnschaftlichkeit vor sich zu sehen;
denn trotz jenes mannigfachen Apparates von Karikatur, Symbolik und
Blitzen ist das ganze Bild ohne inncrliches Leben, ohne Schärfe, ohne
Humor. Man sieht nur einen nüchternen, grübelnden Verstand, aber keine
Thatkraft, kein innerlich durclibrechendes Gefühl darin. Es ist, wie ge-
sagt, charakteristisch für eine Zeit, da man die Kunst überhaupt scltcii in
denjenigen Punkten zu fassen verstand, wo sie hervortreten muss, da die
Kunst von Laune und Willkür abhing, und gekränkter Künstlerstolz we-
nigstens im Stillen sein Müthchen an dem verhassten Gegenstande zu küh-
len benöthigt war. Man lächelt, wenn man den sonderbaren Fehdehand-
schuh betrachtet, den der Maler freilich von einer sicheren Stätte aus
hti sten Fürsten seiner Zeit hinwarf.
dgtgieniilgf Väerner durch jene Entlassung aus französischen Diensten ge-
kränkt sein musste, lässt sich auch aus einigen Zügen abnehmen, die IIHS
sein Schüler W. Stettler, der sich in Paris bei ihmaufhielt, über die Art
und Weise seines Charakters mittheilt, und die für ihren Theil nicht min-
der beweisen, wie sehr man die Kunst in andern Dingen, als in der Kunst
Selbst suchte_ "Seine Pinsclstiele (so erzählt Stettler) warcn_ von Silber,
wie ich meinte nur zur Pracht; darumiragte ich ihn,_ob die hölzernen
nicht eben so gut wären. Er sprach nein denn so kleinehölzerne Stiele
seien ihm zu leicht." Und bei Gelegenheit einer Reise, die Werner nach
Deutschland machte, berichtet derselbe: „Als nun I-Ierr Werner in Ge-
sellschaft ein paar guter Freunde vcrreiset und zu Schatfhausennangekoni-
men, stunden die Thorwächter zur Wehr,_sahen Herr Werner kostlich ge-
kleidet vorheii-eiten, als ob die" andern seine Diener waren. Die_Wacl_iter
fragten ihn alsobald. wer er ware? Herr Werner aber wollte sie keiner
Antwort würdigen, oder vielmehr, er schamte sich seines Hcrkommens und