Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

Werinher von 
Tegernsee 
GUS. 
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und Paffiarßhßn lllld für die EllgeV) das antike Kostüm beibehalten war, 
in die unsrigen eingeführt zu sein scheint; oder er ist kleiner, nur bis 
gegen die Knöchel gehend, mit einem kurzen , zurückhängenden Kragen 
und mit besonders bezeichnetem Futter ß), 
Der Kopf ist meist uubedeckt; als Kopfbedeckung kommen bei den 
Hirten und Kriegern runde Hüte mit etwas breiterem Schirm, sonst auch, 
bei vornehmeren Personen, kostbare Mützen vor. Auch Reifen und Bänder 
werden zum Schmuck im Haar getragen. Die Krone besteht aus einem 
breiten goldenen Reif, der mit Steinen geschmückt ist und über der Stirn 
ein erhabneres Sehildchen hat. Der Scepter ist ein Stab mit einer grossen 
Kugel an dem oberen Ende, welche zuweilen wieder zierlich geschmückt 
erscheint. Die Beobachtung des gleichzeitigen Costüms geht soweit, dass 
die Juden zuweilen in derselben spitzen Mütze erscheinen, welche sie im 
Mittelalter zur Unterscheidung von den Christen tragen mussten 3).  Die 
Priester tragen entweder eine kegelförmige Mütze, die etwas höher, als die 
sonst gebräuchliche ist, oder sie haben den Mantel über den Kopf geschla- 
gen; auch tragen sie zuweilen die Dalmatien mit den weiten, bis an den 
Ellenbogen reichenden Aermeln, unten reich besetzt und an den Seiten ein 
wenig aufgeschnitten; zum Opfern haben sie ein grosses Messer mit aus- 
wärts gebauchter Schneide. . 
Die Wappnung des Kriegers, welche hier nur bei der zusammenstür- 
zenden Statue des Mars vorkommt, besteht aus einem Kettenhemde mit 
Aermeln und Kettenhosen. Der Schild des Mars ist klein, von abgerundet 
dreieckiger Form. Der Helm scheint eine eylinderartige, oben wenig abge- 
rundete Form zu haben, mit unbewegliehem Visir, in welchem nur Löcher 
für die Augen sind; dagegen im Hortus delieiarum sich nur eine einzelne 
Schiene über Nase und Mund von dem mehr kegelförmigen I-lelme herun- 
terzieht. lieber dem Kettenpanzer liegt eine ärmellose Tunika, welche im 
Hortus deliciarum nirgend vorkommt. Das grosse breite Schwert hängt an 
einer eigenen breiten Koppel um die Lenden. 
1) Die Engel werden, wie im Hortus deliciarum, in der Gestalt von Jüng- 
lingen und mit grossen Flügeln dargestellt. Gegen Ende des XIII. Jahrhunderts 
scheint diese Art der Darstellung verlassen zu sein und schon von da ab die 
Sitte zu beginnen, die Engel als Kinder zu bilden, wie sich aus Bertholds, eines 
Franziskanermönchs  1272) Teutschen Predigten, hsgbn. von Kling, Ber- 
lin 1824, ergiebt, wo es heisst: S. 184: „Ihr seht wohl, dass sie allesammt sint 
junkliclze gemalt, als ein kint, daz da funf jar alt ist, swa man sie malt."  
S. 238: "Die sint alter, drmne sehziy hundert 1m. und swa man sie malt, da 
malt man sie anders niht, danne als ein kint, daz da funf jar alt ist."  
S. 282: „So malet man die engcle  da seht ihr wohl, swa man sie nmll, daz 
man sie eht anders niht enmalt, wan als ein kint von funf jarn, als junklich, 
oder von sehsen."  E) So wie in dem Hortus delieiarxlm, S. 79.  3) Durch 
diese Mütze werden sie in den Bildern des Heidelberger Sachsenspiegels (B1. 12 b, 
13 b, 19, 24) bezeichnet. Und wenn im Text des sächsischen Landrerhts Selbst 
von dieser Auszeichnung nichts steht, so heisst es doch im schwäbischen (349. 
XII. 45. 46,  in Schiltefs Thesaurus II. p 154) ausdrücklich; Die Juden 
sulen gespitzet hüte tragen in allen steten, da si sint, wan damit eint si uzge- 
zaichent vor den Cristen." Durch diese Tracht findet man auch an andern 
Orten bei den Darstellungen von Begebenheiten der heil. Geschichte die Juden 
bezeichnet. Einen altfranzösischen Psalter aus dem XIII, Jahrhundert, in dessen 
gglfliaäuren derselbe Fall eintritt, hat Docen im Kunstblatt, 1820", Nro. 76 be- 
r1e en.
	        
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