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Berichte und Kritiken.
wäre dem Beschauer sehr erwünscht gewesen. Sämmilißhß Ecken des Ge-
bäudes erhalten durch starke Rundsäulen einen festen Schluss. (Ein vier-
ter, ebenfalls vortretender Ausbau, der sich an den Alfilrrallm nülehnt und
den Umgang unterbricht, scheint ein späterer Zusatz; wenigstens unter-
scheidet er sich in der Aussenansicht des Gebäudes von dem Uebrigen
durch das rohere Zimmerwerk, in dem er aufgeführt ist. Er dient ohne
Zweifel als Sakristei.)
Das Innere des Schiifes wird durch Stellungen von je vier starken
Rundsäulen in ein breites Mittelschiff und schmale Seitenschife abgesondert.
Dieselben Säulenstellungen ziehen sich jedoch auch vor dem westlichen
Eingange und vor dem Zugänge zu dem Altarraurne hin. Ein perspekti-
vischer Aufriss des Inneren (Tab. III.) lässt uns die nähere Einrichtung
dieser Anordnung erkennen. Die Säulen scheinen sehr einfach, ohne Kapi-
täle, gebildet und sind nur oberwärts, wo ein flaches Gesims über ihnen
hinläuft, durch zwischen-eingespannte Halbkreisbogen verbunden. Ueber
dem Gesims sieht man noch eine kurze Fortsetzung der Säulen und zwischen
ihnen buntverzierte Kreuzbalken. Ob dies die Fenster sind, ist nicht wohl
ersichtlich, indem in der Aussenansicht an den entsprechenden Stellen nur
kleine runde Löcher bemerkbar werden; das Hauptlicht scheint von den
Giebelseiten einzufallen. Das Mittelschiff ist mit einer hohen gewölbten
Bretterdecke, in der Form eines Tonnengewölbes, versehen; die Seiten-
schiffe zeigen als ihre Decke die einfache Dachschräge. Ob übrigens diese
gesammte innere Einrichtung oder wie viel davon ursprünglich sei, sind
wir, in Ermangelung näherer Notizen, ausser Stande zu bestimmen. Das
im Inneren vorhandene Gestühl u. dergl. ist natürlich als spätere Hinzu-
fügung zu betrachten. Die Kanzel springt zur Seite der Thür, welche in
den Altarraum führt, hervor.
Sehr interessant und nicht minder eigenthümlich erscheint das Aeussere
des Gebäudes. (Tab. II.) Jener Umgang, der sich um das Gebäude herum-
zieht, ist an seiner oberen Hälfte offen und enthält daselbst kleine, mit
flachen Bögen überspannte Arkaden. Darüber erheben sich in buntem
Wechsel die verschiedenen, nach und nach zurückspringenden Dächer und
Giebel des Umganges, der Vestibüle, der Seitenschiiie, des Mittelschiifes,
welche wiederum nach den Verhältnissen des Altarraumes und des Schiffes
gebrochen werden. Ueber der Altarnische erhebt sich ein seltsames Kup-
pelthürmchen; über der Mitte des Mittelschiffes, als Schluss des Ganzen,
ist ein andres, viereckiges und in mehrere Geschosse zerfallendes Thürm-
chen, an welchem man eine Uhr bemerkt, angeordnet. Jede der zahlreichen
Giebelspitzen enthält ihren besonderen Schmuck; an den unteren Theilen
besteht derselbe zumeist aus einem einfachen Kreuze, an den oberen Haupt-
giebeln aus einer seltsamen, vorspringenden Verzierung, welche den antiken
Schiiisschnäbeln verglichen werden könnte. Mit Ausnahme der untersten
Theile des Gebäudes sind sämmtliche Flächen, Dächer und Wände mit
rautenformig gelegten Schindeln bedeckt.
Zwei Blätter (Tab. IV.. und V.) sind der Darstellung zweier Portale
derselben Kirche gewidmet; sie geben die Hauptbeispiele für die bei den
älteren Bauwerken dieses Styles angewandte Verzierungsweise. Beide sind
auf ihren Seiten mit schlanken Säulen versehen, denen sich oberwärts ein
verzierter Halbkreisbogen anschliesst. Sehr eigenthümlich sind die Kapi-
täle dieser Säulen; sie haben die Gestalt eines länglichen Cylinderß, etwas
stärker als der Säulenschaft und gegen diesen schräg abgeschlliilell- Das