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und Kritiken.
B arichte
Figuren fast ganz erloschen; erst wenn man die Steine mit Wasser anfeuchtet,
treten die Linien hier und dort erkennbar hervor, aber auch so sind mehrere
Gestalten auf keine Weise mehr in ihren Umrissen deutlich zu verfolgen.
Der Herausgeber indess war im Stande, eine vor längerer Zeit gefertigte
Zeichnung zu benutzen, welche uns namentlich die ganz oder zum Theil
verschwundenen Figuren noch auf gewisse Weise erkennen lässt, wie z. B.
die Gestalt des Abtes (N0. 8.) und jene fürstliche Gestalt, unter deren
Füssen eine andre sichtbar wird (No. Vielleicht aber hat sich der Zeich-
11er des vorliegenden Blattes zu sehr und ohne mit genügender Sorgfalt die
noch vorhandenen Spuren der Gemälde zu verfolgen, an jener älteren Ab-
bildung gehalten; wenigstens möchten wir einen gewissen Mangel in Bezug
auf die Wiedergabe des eigenthümlichen Styles dieser Gemälde lieber einer
solchen (da man bekanntlich in früherer Zeit nicht sonderlich auf den Cha-
rakter alterthümlicher Darstellungen einzugehen pflegte) zuschreiben. Es
fehlt diesen Abbildungen an einer gewissen volleren, grossartigeren Ent-
wickelung der Gestalten, an der stylistischen Bestimmtheit in der Linien-
führung, an der feineren Beobachtung einiger zarteren künstlerischen M0-
tive, wie sich dies Alles auch in den geringen erhaltenen Resten immer
noch mit Bestimmtheit erkennen lässt; auch die Gesichtstheile sind durch-
weg zu schwer, zu wenig in dem besonderen Charakter der Originale auf-
gefasst. Referent ist zufallig verpflichtet gewesen, sich mit den Resten
dieser Malereien sorgfaltigst bekannt zu machen; auch glaubt er durch
langjährige ausschliessliche Beschäftigung mit Arbeiten des früheren mittel-
alterlichen Styles sein Auge genügend geschärft, um ein Urtheil, wie das
vorstehende, mit Sicherheit aussprechen zu können. Bekanntlich galten
diese Malereien, ebenso wie das Gebäude der Kirche, früher für WVerke
des zehnten Jahrhunderts; Referent indess hat bereits (Museum 1834, a. a. O.)
die Gründe dargelegt, die ihn veranlassen, auch diese etwa in den Anfang
des dreizehnten Jahrhunderts zu setzen, und von denen abzugeben er noch
keine Veranlassung findet 1). Der Herausgeber spricht keine Ansicht über
das muthmaassliche Alter der Malereien aus und bemerkt nur, dass sie
einer nandern Periode" als die von ihm bekannt gemachten Wechselburger
Sculpturen angehören dürften.
Das 8te Blatt der vorliegenden Lieferungen stellt das Portal der Kirche
zu Schraplau, in einer lithographirten Ansicht, dar. Es ist in einem
schweren byzantinischen Style ausgeführt und gehört, wie der Herausgeber
gewiss richtig bemerkt, etwa der Mitte des zwölften Jahrhunderts an. Sehr
eigenthümlich und für das heutige Wiederaufnehmen byzantinischer
Motive besonders interessant ist der rechtwinklige Einschluss, mit dem
das im Halbkreisbogen überwölbte Portal versehen ist. Die Begränzung
dieses Einschlusses besteht aus zwei schlanken Säulchen, deren Höhe den
in der Gliederung des Portales befindlichen Säulen entspricht, und aus
einem Wulst von der Stärke der Säulchen, welcher die über letzteren
befindlichen vertikalen und die obere horizontale Linie des Einschlusses
umgiebt.
Das 9te Blatt endlich giebt eine äussere Ansicht und einige Details der
kleinen Treben-Kirche bei Weissenfels, welche, der vom Herausgeber
mitgetheilten Sage zufolge, zum Andenken an die grosse Hunnenschlacht
unter Heinrich I. (im Jahr 933) errichtet sein soll. Die Chornische und
Vergl.
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