Baukux
der
Denkmals
in Sachsen.
des Mittelalters
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Die Pfenei-siellnngen im Schiff, das Iiauptportal i), die äusseren Bögen der
Fenster, Welche zur. Crypta führen, sind im Spitzbogen, und zwar in jener
Schweren, massigen Form, welche dessen erstes Auftreten bezeichnet, ge-
bildet; die durchgehende glockenfbrmigß Bildung der Kapital? Zeigt Sich
ebenfalls in der Üebergangs-Periode vorherrschend: Im Uebnge" findet
man die Elemente des byzantinischen Styles, namentlich was die Bundbögen
an dem kleinen Seiten-Portal und an dem oberen Theile des Chorschlnsseg
hie; sind auch die Fenster rundbogig überwolbt, ebenso wie, einer älteren
Abbndung Zufdge, 3118 übrigen Fenster der Kirche gebildet waren und
was das gesammge Innere der Crypta unter dem hohen Chore anbetrifft.
Wc aber diese byzantinischen Elemente eine reichere Formation zulassen:
an dem zierlich gebildeten rundbogigen Friese (iCILChOTDIISOhB, an den
schlanken Säulen der Crypta mit ihren leichten Blatterkapitalcn und der
Blattverzierung auf dem unteren Wulste des Fusses, da erkennt man die
bestimmtem, Analogie mit denjenigen Gebäuden, welche der letzten _Ent-
wickelungs-Periode des byzantinischen Styles (somit ebenfalls der _Leit Jenes
Ueberganges) angehören; und insbesondere wird diese spatere Periode auch
durch das Gewölbe der Crypta charakerisirt, indem hier nenilich sämmt-
liche Säulen unter sich und mit den Wandconsolen durch breite Gurtbän-
der verbunden und zwischen diesen erst die Kreuz-Gewölbe eingesetzt sind,
während sich die älteren byzantinischen Crypten stets ohne Gurtungen der
Art überwölbt zeigen. Aus verschiedenen Anzeichen lässt sich endlich mit
Bestimmtheit annehmen, dass die Kirche selbst nicht durch ein Gewölbe,
sondern durch ein flaches Täfelwerk bedeckt war.
Durch die, vom Herausgeber mitgetheilten Notizen erfahren wir sodann
über die ältere Geschichte des Klosters, dass Memleben bereits zu der Zeit
König Hcinrich's I. (der bekanntlich daselbst starb) ein namhafter Ort, ein
"Castellu, mit einer Kirche und Priesterschaft war; dass die Abtei um das
Jahr 975 gestiftet wurde und sich unter Otto II. und Otto III. bedeutender
Schenkungen zu erfreuen hatte; dass dieselbe aber unter Heinrich ll., im
Jahre 1015, einer andern Abtei, der zu Hersfeld, untergehen wurde, an-
geblich wegen der Armuth des Klosters, ein Grund, der indess nach dem
abweichenden Berichte eines andern Zeitgenossen (nicht minder auch bei
Berücksichtigung der bis auf das Jahr 1002 fortgeführten Begünstigungen)
verdächtig wird. Dann schweigen die Berichte über das Kloster fast zwei-
hundert Jahre lang. Erst im Jahre 1202 wird des Klosters wieder, bei
Gelegenheit eines Güter-Verkaufes, gedacht. Später, vom Jahre 1250 ab,
finden neue Verkäufe statt, und es wird dabei mehrfach ausdrücklich er-
wähnt, dass dies wegen grosser Verschuldung des Klosters geschehen sei,
Weil nun das Kloster unter den sächsischen Kaisern in so bedeutender
Blüthe stand, so fanden sich die Kunstforscher seither bewogen, das vor-
handene, nicht unansehnliche Kirchen-Gebäude als einen Rest eben derselben
Periode, somit dessen architektonische Eigenthümlichkeiten als charakter_
istisch für die letztere zu betrachten, eine Schlussfolgerung, die bei einem
i) Charakteristisch für die Eigenthiirnlichkeiten des gothischen Styles ist die
Gliederung des spitzen Bogens über diesem Portale, indem darin mehrfach um
die schwere Form der Ecken zu brechen, das Profil der Kehle angewandji; ist
Leider hat der Herausgeber das Proül dieser Bogengliedernng nicht mitgethglt-
und in jener Vignette, welche eine Ansicht derselben giebt. iindet man stattä .
Kehlen überall rechtwinklige Vertiefungen. "r