Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

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und 
Berichte 
Kritiken. 
Fagade de Ruffec. Poitou. ln ähnlichem Style, aber ungleich 
gemässigter, mehr den italienischen Kirchen des zwölften und (lfeizehntgn 
Jahrhunderts verwandt. Auch ziehen sich hier an den Ecken der Facade 
und zu den Seiten des Hauptportales Halbsäulen bis zu dem Giebel, wel- 
cher das Ganze bedeckt, empor.  Ausserdem Details verschiedener and1'er 
byzantinischer Kirchen in Frankreich, unter denen vornehmlich die anti- 
kisirenden Säulenkapitäle von St. Germain zu Paris interressant sind; 
ebenso die Details des Kapitelsaales von St. Georges zu Bocherville, in 
denen sich ein Beispiel des byzantinischen Styles, in der schönen gesetz- 
mässigen Entfaltung seiner späteren Zeit, bemerklich macht. 
Notre-Daene de PEpinepräs Chälons sur Marne Ein be- 
deutendes Gebäude, an welchem der gothische Baustyl in einer ernsten, 
schlichten Weise zur Anwendung kommt. Eigenthümlich macht es sich, 
dass nichts von den Dächern sichtbar wird und auch von den kleinen 
Spitzthürmchen nur Weniges über die horizontalen Kranzgesimse emporragt, 
so dass das Ganze hiedurch einen sonderbar massenhaften Charakter er- 
hält.  Noch werden uns verschiedene, meist bedeutend reiche, aber in 
diesem Reichthum auch zum Theil bereits ziemlich verworrene, gothische 
Architekturen vorgeführt, wie die Kathedrale zu Senlis(Seitengiebe1), 
St. Pierre zu Senljs, die Kathedrale zu Limoges, die zu Laon, u. a. m. 
Unter den nicht-französischen machen wir eine Ansicht des Domes von 
Bern bemerklich. Von andren Kirchen, wie von der zu Ville-Fran che 
(im Rhone-Departement], St. Gervais zu Paris u. s. w. sind nur einzelne 
charakteristische Details mitgetheilt. 
Sodann fehlt es auch nicht an den Beispielen städtischer Pracht-Archi- 
tektur. Das mächtige und wohlerhaltene Stadtthor von Vendöme mit der 
Brücke davor giebt ein malerisches Bild; mehr noch eine Ansicht in Caen, 
wo sich auf der einen Seite des Vorgrundes die barock-romantische Kirche 
St. Pierre erhebt und in der Ferne die Abtei de 1a Trinite die übrigen 
Banlichkeiten überragt.  Das Portal im alten Palast der Herzöge von 
Lothringen zu Nancy zeigt den sogenannten Burgundischen Baustyl in 
einer verwunderlich ungefügen Pracht. Der Treppenthurm im Schlosse von 
Bleis, einer späteren Periode dieses Styles angehörig, erscheint dagegen 
als ein solides, mehr durchgebildetes Ganze. Aeusserst zierlich aber, in 
dem letzten Uebergange des Styles zu dem der Renaissance, nimmt sich 
ein Schlösschen bei Chateaugontier aus, welches, von aller Uebel-ladung 
frei, mit feinem Geschmacke aufgeführt ist.  In reinerem spätgothischem 
Style erscheinen das Stadthaus zu Arras und die kleine Kapelle des heil- 
Blutes zu Brügge. 
Eine Reihe von Blättern ist der Darstellung von Möbeln gewidmet, 
unter denen sich aber nur sehr wenig Mittelalterliches findet; das Meiste 
von diesen gehört der späteren Zeit der modernen Kunst, da die Perrückcn 
aufkamen, und somit einer neu hervorgesuchten Liebhaberei an , der wir 
nicht allzuviel Geschmack abzugewinnen wissen.
	        
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