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Verzierungen gehören dem ägyptisßhfn Afiflbien an und sind, in den bei-
den bis jetzt erschienenen Heften, sammtliclnvon Gebäuden Kairos ent-
llommen. Dem grösseren Theile nach sind "S18 in jenem seltsamen For-
menspiel ausgeführt, welches das Auge zunachst wie ein labyrinthischeg
Gewirr berührt, bei längerer Betrachtung jedoch ein, zumeist mit grösster
Künstlichkeit durehgeführtes Gesetz, das immer nur das gleichartige in
wachsenden Lagen durcheinander zieht, erkennen lässt: lineare Figuren
(bei Täfelwerk und Wandmalerei), die sich 1Il allen möglichen Winkeln
durchkreuzen und doch regelmässige Hauptformen zu Wege bringen,
oder mehr freie, zum Theil blätterartige Verzierungen (in Mosaiken), bei
denen das lneinandergreifen entsprechender, aber stets verschieden zusam-
mengelegter Figuren oft bis zum äussersten Rafhnement getrieben ist. An-
dere Blätter enthalten ein freies plastisches Ornament, wie die geschmack-
voll durchbrochenem Luftfenster der Moschee Mamhammed ge Woalli, die
an unseren sogenannt byzantinischen Styl erinnern, oder WIBIÖIB Füllun-
gen in dem Grabgebäude des lbrahim Aga, auf denensich die bekannten
Formen des orientalischen Blattwerkes in zierlichst weichen Verschlingun-
gen durcheinander ziehen. Die altitalienischen Ornamente enthalten
theils musivische Verzierungen, theils Wandmalereien, die der Mehrzahl
nach in einem gewissen Teppich-artigen Charakter, in einem _Nebenei_nan-
der-reiben gleichartiger, meist bewegterer Formen gehalten sind. Einige
folgen mehr dem Decorations-Prinzip der gothischen Kunst, bei den mei-
sten jedoch treten bereits die Elemente der classischen Bildnngsweise hin-
zu; unter letzteren sind namentlich die Wandmalereien in S. Francesco zu
Assisi als vorzügliche Beispiele anzuführen. So nähern sich diese bereits
unmittelbar dem Geschmacke unserer Zeit, die sich an der nie versie-
genden Quelle griechischer Kunst emporgebildet hat, eine Bildung,
durch welche auch die Aneignung und modificirte Benutzung des Fremd-
artigen, wie jener arabischen Muster, möglich sein wird. Sämmtliche
Blätter sind in farbigem Steindruck ausgeführt, einige in einer harmoni-
schen Zusammenstellung der Farben, die uns jedoch bei andern in etwas
zu schwer und dumpf erscheint. Der Herausgeber verspricht in einem
später beizugebenden erläuternden Texte seine Ansichten über Decoration
im Allgemeinen und die in dieser Sammlung enthaltenen Ornamente insbe-
sondere auszusprechen, sich über die Art, wie dieselben für den jetzigen
Bedarf angewendet werden können, zu äussern, und die Erfahrungen mit-
zutheilen, welche er bereits bei der Ausführung von Decorationen nach
diesen Mustern gemacht hat.