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Berichte
und Kritiken.
Endlich haben wir noch über die Lithographie eines Gemäldes zu
sprechen, welches der gegenwärtigen Kunst von Spanien angehört und von
einem jungen Künstler, Don Federico de Madrazo, ausgeführt ist.
ES Stellt die Krankheit, welche der verstorbene König Don Fernando VII.
im September 1832 zu S. lldefonso erlitt, und die theilnahmvolle Pflege
seiner Gemahlin Maria Christina dar. Der königliche Kranke liegt, auf
ein prächtiges Bett hingestreckt, in der Mitte des Bildes; zu seinen Häup-
ten steht die Königin in der sogenannten Karmeliterinnen-Kleidung; sie
ist beschäftigt, ihm das Blut abzutrocknen; zu beiden Seiten des Bettes
Kammerdiener mit Arzneien u. drgl. Hinter dem Bett, dessen seidene
Vorhänge auseinander geschlagen sind, erscheinen die Aerzte, von denen
der vorderste, Don Pedro Castellö, den Puls des Königes fühlt. Kostbare
Mobilien im Vordergrunde deuten auf das fürstliche Lokal der Begeben-
heit und schliessen das Ganze auf eine gefällige Weise ab. Die Compo-
sition ist einfach und ungezwungen; sie erinnert, ohne jedoch als beson-
dere Nachahmung zu erscheinen, an den Tod Napoleon's von Steuben und
theilt mit letzterem die Eigenschaften, die mit einer Scene unvermeidlich
sind, wo bei geringem Ausdrucke des Aiiektes, eine Anzahl von Portraits
vereinigt werden müssen; doch haben sämmtliche Köpfe, unter denen na-
türlich die des Königes und der Königin das besondere Interesse erwecken,
eine lebendige, charaktervolle Individualität. Der junge Künstler über-
reichte das Gemälde (es ist 4 Fuss hoch und 5 Fuss 3 Zoll breit), dem
Könige nach dessen Wiederherstellung; dieser schenkte es der Königin,
"als ein Zeichen der Liebe, mit welcher er der ihrigen entgegenkomme"
(en muestra de! amor con que al suyo correspondia), und befahl, dasselbe
in der vorliegenden Sammlung herauszugeben, obgleich es nicht zu der
Sammlung des Madrider Museums gehört.
Arabische und Alt-Italienische Bau-Verzierungen. Gesammelt
und gezeichnet von F. M. Hesscmer, Professor der Baukunst am Städel-
sehen Kunst-Institut zu Frankfurt am Main. Berlin bei G. Reimer, Heft
1 und 2 (jedes zu 10 Blatt in Folio), 1836, 1.837.
(M useum.
1837
Bei dem lebendigen Fortschritt, den man seit den letzten Jahrzehnten
in einer geistreichen, gesetzmässigen, künstlerischen Behandlung des Or-
namentes gemacht hat, muss Alles, was hier unsern Ideenkreis in einer
angemessenen Weise erweitert, was unserm Geschmacke nen anzuwendende
oder umzubildende Motive der Darstellung mittheilt, mit Dank aufgenom-
men werden. S0 namentlich auch das vorliegende Werk, welches in der
That einige, nicht unwesentliche Lücken auszufüllen verspricht und, wie
es uns den Formensinn fremder Nationalitäten für eine mehr wissenschaft-
liche Betrachtung anschaulich entwickelt, so zugleich zu mannigfaßher
Bereicherung unserer heimatlichen Kunst Gelegenheit giebt. Die aPabiSChßn