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Berichte und Kritiken.
Naivetät und unmittelbarer Wahrheit. Das Bild ist mit dem Namen des
Künstlers und mit der Jahrzahl 1661 bezeichnet. _
Von Juan Bautista del Mazo, dem Hauptschüler des Velasquez.
der vornehmlich als Portraitmaler bekannt, doch auch in landschaftlichen
Darstellungen ausgezeichnet ist, sieht man eine Ansicht von Saragossa (vom
Jahre 1647). Es ist das Ufer des Ebro; der Vorgrund reich mit den man-
nigfachsten Gestalten spanischen Lebens bedeckt; dann der weite Spiegel
des Flusses, mit leichten Gondeln belebt, und gegenüber hingebreitet die
Stadt, die mit ihren alterthümlichen Kirchen, Thürmen, Thürmchen, Er-
kern und Hallen ein äusserst romantisches Ganzes bildet.
Murillo zeigt sich uns in drei Werken auf's Neue in seiner aner-
kannten Meisterschaft. Von höchstem Werthe ist unter diesen eine Ver-
kündigung Mariä. Die Jungfrau hat an ihrem Betpulte gekniet und wen-
det sich, die Hände über der Brust gekreuzt, demüthig dem himmlischen
Boten zu, der sich, lebhaft niederschwebend, so eben vor ihr auf das Knie
niederlässt; er trägt in der einen Hand die Lilie, mit der andern weist er
empor. Das Gemach ist von einer wundersamen Glorie erfüllt, in deren
Mitte die Taube, von spielenden Cherubim umgaukelt, schwebt. Der Ge-
sammt-Effekt des Bildes ist, ohne überraschend zu sein, von einer freudi-
gen Feierlichkeit; Maria erscheint als die schlichte Magd des Herrn, aber
die Gewandung, die schönen, grossen Falten des Mantels geben ihr eine
eigenthümliche Würde. Vielleicht möchte man es wünschen, dass ihre Ge-
stalt um einen. nur sehr geringen Grad freier, weniger bedrückt, erscheine;
was hier indess zu tadeln sein dürfte, verschwindet durchaus vor der gött-
lichen Schönheit des Engels, der in seiner Gesammt-Erscheinung, wie in
allem Einzelnen der Stellung, Geberde und Gewandung, vor Allem aber
in dem Profil seines Gesichtes das Gepräge der edelsten, lautersten An-
muth trägt. Eine Anbetung der Hirten repräsentirt mehr die naturalisti-
sche Richtung des Künstlers; aber sie erscheint in ihrer Art nicht minder
meisterhaft. Vornehmlich der im Vorgrunde knieende alte Hirt ist von
unübertrelilicher Wahrheit; Maria, minder würdevoll als im vorigen Bilde,
ist doch von grosser Lieblichkeit, und das Kind, welches sie dem Auge
der Anbetenden entblösst, ist äusserst reizvoll gebildet. Eine büssende
Magdalena ist ein Bild von energischer Wirkung: es erinnert, der Auffas-
sung nach, etwa an die früheren Leistungen eines Guercino. Sie sitzt dem
Beschauer entgegengewandt, indem sie mit der einen Hand ein Buch auf
dem Schoosse hält und den Kopf voll tiefen Nachsinnens in die Höhe
richtet. Das Bild ist also wesentlich verschieden von einer zweiten Dar-
stellung desselben Gegenstandes von Murillo's Hand, die sich in einer
deutschen Privatsammlung befindet und im Kupferstich und Steindruck be-
kannt ist. In letzterem Bilde kniet die Heilige an einem Felsaltare und
hat die Hände zum Gebete gefaltet.
Murillo's lebensgrosse Darstellungen von Scenen des gemeinen Lebens
sind allgemein bekannt; unter den vorliegenden Blättern finden wir ein
Paar, welche, vonnNachfolgern des Meisters ausgeführt, ähnliche Gegen-
stände behandeln. Das eine Bild , von einem unbekannten Künstler her-
TÜhYCIld, ist nicht ohne ansprechendes Leben. Es stellt eine Küche dar.
in welcher die Köchin, einen Hahn rupfend, sitzt; seitwärts ist ein Koh-
lenbecken, über welches der Bratspiess mit aufgestecktem Braten ange-
bracht ist; ein aufrechtsitzender Hund, der den Stiel des Bratspiesses mit
Seinen Vorderpfoten fasst, ist, wie es scheint, zum Drehen abgerichtet;