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und Kritiken.
Berichte
Bei den übrigen der vorliegenden Blätter möge es hier an der Bezeichnung
des Namens genügen: Joh. Brenghel (eine brillante Paradieslandschaft),
Poelenburg, Wouvermann, {Peniers (eine Dorfkirmes und, als sel-
tenes Beispiel, eine Felslandschaft mit einer Rinder- und Schaafheerde),
P. Neefs (drei Intericurs gothischer Kirchen). van der Meulen, Paul
und Cornelius de Vos.
Wir wenden uns nunmehr zu den Nachbildungen der Gemälde spani-
scher Meister, die in den vorliegenden Lieferungen des Werkes enthalten
sind. Hier begegnet uns zuerst Juan de Jnanes (oder richtiger: Vi-
cente Juanes) mit der Darstellung des Begräbnisses des heil. Stephan,
Das.Bild gehört einer grösseren Reihenfolge aus dem Leben des genannten
Heiligen an und bildet deren Beschluss. Man sieht vorn den Sarkophag,
in welchen vier Männer den Leichnam des, mit dem prächtigen Diak0nen-
Gewande geschmückten Märtyrers hineinlegen; vier andre, mit dem Aus-
druck schmerzlicher Theilnahme, werden hinter ihnen sichtbar. Auch in
diesem Bilde, wie in den andern desselben Meisters (der der Mitte des
16. Jahrhunderts angehört) gewahrt man noch die Nachklänge der alter-
thümlichen Schule des Landes, welche hier vornehmlich in der höchst
schlichten Gesammt-Anordnung auf eine anziehende Weise hervortritt; doch
fehlt es zugleich nicht an den Zeugnissen des Studiums florentinischer
Meister. Und wenn das Bild somit den Leistungen gleichzeitiger Nieder-
länder, wie etwa des Bernhard van Orley, verwandt erscheint, so ist doch
wiederum in den Physiognomieen der Köpfe eine gewisse hervorstechende
Eigenthümlichkeit zu bemerken, die entschieden auf die spanische Natio-
nalität hindeutet und in der späteren. entwickelten Periode der spanischen
Kunst in noch bestimmterer Ausprägung wiederkehrt.
Entschiedenen Einfluss florentinischer und römischer Studien finden
wir in einem kleinen Gemälde von J. F. Navarrete, el mudo
(1526-1579), welches die Taufe Christi darstellt. In der Mitte des Bil-
des steht Christus mit den Füssen im Wasser (welches hier als ein klei-
ner Bach vorgestellt ist); auf der einen Seite, auf einem Steine knieend,
Johannes, indem er das Wasser auf Christi Haupt giesst; auf der andern
eine Gruppe von Engeln mit den Gewändern des Heilandes. Drüber
schwebt Gott-Vater, halb von Wolken verhüllt, mit segnender Geberde,
und von anbetenden himmlischen Schaaren umgeben. Die Gestalten der
Engel sind ganz im Style der Raphaelischen Schule, der Gott-Vater ist
eine Nachahmung Michelangelds. Dieser Umstand ist auffallend, da Na-
varrete sonst gerade als einer derjenigen hervorgehoben wird, welche für
die Einführung der venezianischen Behandlungsweise in die spanische
Kunst besonders thätig gewesen sind, wie er denn auch den Beinamen des
spanischen Tizian führt. Indess scheint das kleine Bild, trotz verschiede-
ner ansprechender Einzelheiten, nicht als ein sonderlich bedeutsames Werk
gelten zu dürfen und mehr nur einer vorübergehenden Richtung anzu-
gehören.
Die Mehrzahl der Lithographieen gehört der Blüthenperiode der spa-
nischen Kunst und zwar der Schule von Sevilla, an. Unter diesen nen-
nen wir zuerst zwei, zu einer grösseren Folge gehörige Darstellungen von
Franzisco Zurbaran. Sie stellen Visionen des heil. Petrus von N0-
lasco dar. Auf dem einen Bilde sieht man den Heiligen, an seinem Tische
knieend und die Hand stützend, eingeschlafen; ein Engel tritt in mäch-
üger Geberde zu ihm und deutet auf das Bild des himmlischen Jerusalem,