uvuu
493
linien der Composition in einer überaus edlen, freien und lauteren Weise
geführt. Abgüsse der antiken Theile der Gruppe sind auch der schönen
Sammhlng von Gypg-AbgüSSell, welche die Kunst-Akademie zu Berlin be-
sitzt, einverleibt worden.
Ausser diesem ist das leztgenannte Institut in neuester Zeit noch in
mannigfaeh sehätzenswerther Weise durch Abgüsse bereichert werden
Ausgel- dem schönsten Beispiele archaistrscher Sculptur, der herkulanischen
Diana im Museum von Neapel, ausser dem Abgusse eines äusserst leben-
vollen bronzenen Portraitkopfes (vor _einigen Jahren auf der Rhede von
Palermo gefunden), der sich ebendaselbst befindet, und andern Gegenstän-
den, ist hier vornehmlich der Abguss eines kleinen Bronze-Gefasses anzu-
führen, welches vor etwa Jahren in der Gegend von Bonn gefunden
wurde und im dortigen Museum aufbewahrt wird, unbedenklich eines
der anziehendsten und schönsten Werke, die uns aus dem Alterthum er-
halten sind. Es ist ein Trinkbecher, ohne den neu angefügten Fuss etwa
53], Zoll hoch, in der Mitte mit höchst zart gearbeiteten Reliefs umgeben,
deren Fläche eine Höhe von 3718 Zoll hat. Die Reliefs zerfallen in zwei
gesonderte Darstellungen. Auf der einen Seite sieht man erneweiblrche
Gestalt, welche, scheinbar schlafend, am Boden liegt, indem Sie slch auf
den rechten Arm gestüzt hat und den linken Arm über den Körper hinab-
streckt. Nur der Untertheil ihres Körpers ist mit einem Gewande bedeckt;
sie wendet dem Beschauer den reizendsten Rücken zu, dessen sanfte Linien
durch ein breites Gürtelband, sowie die Linien des linken Armes durch
eine Spange, in anmuthigem Spiele unterbrochen werden. Ueber ihr, zu
ihr herabschwebend, ist eine männliche Gestalt, behelmt, den Schild an der
vor-gestreckten Linken, in der Rechten eine Art Wurfpfeil oder Lanze, und
nur mit einem Mantel bekleidet, welcher beim Niederschweben in schönen
leichten Falten zurück und empor getrieben wird. Der nackte Körper ist
ebenfalls in den schönsten Verhältnissen gebildet und entwickelt sich in an-
muthvollster Weise. Ihm gegenüber schwebt ein Amor, welcher eine Fackel
schwingt. Ohne Zweifel sehen wir hierin den Mars dargestellt, welcher
sich zu Rhea Silvia niedersenkt. Von nicht geringerer Vollendung ist
die Darstellung der andern Seite, in deren spezieller Erklärung wir jedoch
den Archäologen nicht vergreifen wollen. Es ist eine Kampfscene. Man
erblickt Herkules, ganz in seiner eigenthümlichen Körperbildung, welcher
vorschreitend mit der linken Hand das Löwenfell wie einen Schild vor
sich hinstreckt, indem er mit der Rechten die Keule schlagfertig erhebt.
Ihm gegenüber, hastig anstürmend, ist ein Krieger, behelmt, aber nackt
und mit flatterndem Mantel, das Schwert im Gehänge auf der linken Seite
tragend, mit der Rechten den Wurfspeer erhoben, die Linke mit dem
Schilde ebenfalls vorgestreckt. Die Aussenseite des Schildes ist dem Be-
schauer zugewandt und zeigt das Bild der römischen Wölfin mit den bei-
den säugenden Zwillingen. Zwischen den beiden Kämpfern gewahrt man
noch einen andern Krieger, welcher niedergestürzt ist und, indem er sich
auf den rechten Arm stützt, dem Beschauer den Rücken zuwendet.