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Kritiken.
Berichte und
um so weniger, als in obiger Urkunde ausdrücklich von einem nnenen
Chore" die Rede ist. Ich hoffe, dass die sorgfältige Mitheilung obiger
Angaben den Freunden der Architektur-Geschichte nicht überflüssig schei-
nen, und dass sie vielleicht auch zur Erläuterung anderer Fälle der Art
brauchbar sein wird.
Antiken.
Berlin.
(Museum ,
1837,
Für die Antiken-Gallerie des hiesigen Museums ist vor einigen Jahren
eine höchst schätzbare Erwerbung gemacht, welche kürzlich hieselbst an-
gekommen ist und baldiger Aufstellung entgegen sieht. Es ist das Frag-
ment einer bacchischen Gruppe, welches in den Ausgrabungen, die die
K. Sardinische Regierung in den Jahren 1824-27 zu Tusculum veranstal-
ten liess,_gefunden und von dem Bildhauer Ant. d'Este zu Rom, der das-
selbe an sich gebracht, käuflich erstanden wurde. Ursprünglich bestand
diese Gruppe aus drei Figuren; Bacchus in der Mitte, wie im Rausche
schwankend bewegt, und zu den Seiten zwei Satyrn, auf die er sich stützt.
Leider jedoch ist die Gruppe bedeutend zerstört; von dem einen Satyr ist,
ausser kleineren Fragmenten, nur noch ein losgetrenntes Stück der Brust,
mit der Hand, welche der Gott um seinen Hals geschlungen hatte, vor-
handen; die beiden andern Figuren sind zwar noch nicht getrennt, aber
dem Bacchus fehlen der Kopf, der linke Arm ganz, der rechte, über den
Rücken des zweiten Satyrs gelegte Arm vom Ellbogen ab, das eine Bein
vom Knie, das andere von der Hälfte des Schenkels ab; eben so fehlen
dem zweiten Satyr der Kopf, der rechte Arm und beide Beine vom Knie
ab; doch ist noch eine Anzahl einzelner Fragmente der zerstörten Theile.
namentlich der Arme und Füsse, vorhanden. Wenn nun freilich dies so
arg zerstörte Werk zunächst ein schmerzliches Bedauern hervorrufen muss,
so fühlt sich doch der Beschauer bei längerer Betrachtung auf's Lebhaf-
teste von der ausserordentlichen Schönheit des noch Erhaltenen angeregt.
Der Körper des Gottes zeigt das anmuthvollste Ideal, ganz dieselbe zarte
Weichheit, dieselbe jugendlich kräftige Fülle, in welcher er in den Zeiten
der schönsten Kunstblüthe des classischen Alterthums gebildet wurde, und
findet in dem straffen, musculösen Körper des jungen Satyrs den v0rtheil-
haftesten Contrast. Eine Restauration dieses Fragmentes wird, wie wir
hören, nicht stattfinden; doch ist ein restaurirter Gyps-Abguss desselben
von dem Bildhauer E. Wolf zu Rom, in einer wohlgelungenen Weise, an-
gefertigt und in einem der Nebensäle der hiesigen Antiken-Gallerie aufge-
stellt worden, so dass uns hieraus wenigstens die grossartigen und bedeut-
samen Intentionen des Ganzen für das Auge deutlich gemacht werden. So
tritt uns die Gruppe hoch und feierlich, wie der Triumphzug des Gottes,
entgegen und doch in all der zarten Anmuth und Begeisterung, welche der
Gegenstand erforderte. Vornehmlich in der oberen Hälfte sind die Haupt-