Nachträgliches
über
den
zu Halberstadt.
Dom
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künstlerischen Dnrchbildung fehlt es uns in der neugriechischen Kunst um
die Zeit des Jahrs 1000 an allen Beispielen (einzelne Naßhälhmungen antiker
Figuren in nengriechischen Manuscripten der Zeit beweisen nichts, da sie
überall, wo eigne Erfindung hlnzutritt, der crassesten Rohheit gegnnbei-
stehen); auch das durchgeführte Latein der lnsehriften wurde bei einem
Griechen befremdlich Sein, Aber die deutsche Kunst Jener Zeit ist in der
That ebenso im tiefsten Verfall, und gerade mit der Zeit Heinrichs ]I_
macht sich eine unerträgliche Verkrüppelung in der Bildung der Gestalten
bemtääääghten wir dagegen den Styl der Arbeit, wie wir ihn vorhin mit
flüchtigen Zügen geschildert haben: die Bildung und Gewandung der
Gestalten, die architektonischen Eigenthümlichkelten, das Ornament mit
voihrtheiisihsem Biieke, so linden wir ihn durchaus Jener bedeutenden
Reihe vei-Zügiieher, in Deutschland vorhandener Kunstwerke verwandt,
welche dem Ende des zwölften oder dem AnfangQ des dfelzehnten Jahr-
hunderts angehören, und auf welche sich neuerhchst eine so lebendige
Aufmerksamkeit der Kunstforscher gerichtet hat Außh der Charakter der
Schrift stimmt viel mehr für das Ende des zwölften als den Anfang des
elften Jahrhunderts. Wir müssen uns deshalb für genügt erklären, das
Werk der eben angedeuteten Periode zuzuschreiben. Freilich scheint es,
wie aus den angeführten Umständen hervorgeht, dass es gleichwohl in
nächster Beziehung zu Heinrich gestanden habe und alle Zeit als dessen
Votivtafel betrachtet worden sei; aber auch dies stellt unsrer Annahme
keine unautlösliche Schwierigkeit entgegen, denn es ist leicht denkbar,
dass, aus irgend beliebiger Veranlassung. eine Umarbeitung der alten Tafel
mit Beibehaltung der ursprünglichen Anordnung nöthig oder wünschens-
werth geworden sein kann.
Auch so indess muss das Werk als ein höchst merkwürdiges Ueber-
bleibsel des Geistes und Sinnes unsrer Vorfahren betrachtet werden, und
es dürfte als ein erfreuliches Zeichen der Zeit anzusehen sein, wenn das-
selbe, zur künftigen sicheren Aufbewahrung, von einer öffentlichen Samm-
lung als Eigenthum erworben würde.
Nachträgliches
über
den
Dom
zu
Halberstadt.
(Museum,
1337,
In N0. 14 des diesjährigen Museums (vgl. oben, S. 480) ist von mir
ein Bericht, das Werk des Hrn. Dr. Lucanus über den Halberstädtei. Dom
betreffend, vorgelegt. welchem hier noch einige nachträgliche Bemerkungen
beizufügen sind. Zunächst Einiges aus einem Briefe des Hrn. Dr. Lucanus
in welchem er sich über einige Punkte, in welchen ich seiner Meinung:
nicht beigepflichtet hatte, näher ausspricht.
Ich hatte in Zweifel gezogen, 0b sich die Annahme eines früher vor-
halldenen Vorbaues vol. dem Hauptportale des Domes mit der Art und