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und
Berichte
Kritiken.
subsequentilvzts festis ad summum altare et non aliter item in feste
natalz", pasce, pentecostes, corporis Christi, Henrici imperatoris, assunztionis
Mariae, in dedicatione omniuvn sanctorum. Aus dieser Urkunde geht deut-
lich hervor, welch einen hohen Werth das Basler Domkapitel auf die
Votivtafel Heinrichs legte; denn nur auf dem Hochaltar sollte sie zur
Ausstellung kommen und als etwas Ausserordentliches nur die kirchlichen
Ausserordentlichkeiten. die höchsten Feste_ der Christenheit, als da sind:
das Weihnachts-, Oster- und Ptingstfest, den Frohnleichnamsw, Mariä
Himmelfahrts- und den Allerseelentag, durch ihren ächten Goldglanz ver-
herrlichen helfen. Dass sie auch den Namenstag ihres Stifters, den Hein-
richstag beleuchtete, war ein Tribut der Dankbarkeit, dessen sich das
Basler Domkapitel, wenn es nicht der Undankbarkeit geziehen sein wollte,
nicht entschlagen konnte."
Bewunderungswürdig ist der Styl, in welchem die gesammte Arbeit
der Tafel ausgeführt ist, auch wenn wir, wie wir nicht wohl anders können,
gewisse Feinheiten in den Formen, namentlich die naturgemässe Behand-
lung der Hände, Füsse und Gesichter, welche an dem vorliegenden Umriss-
blatte bemerklich werden, auf Rechnung des Zeichners desselben setzen.
Es ist der Typus des sogenannten byzantinischen Styles, wie er sich bis
zum Anfange des dreizehnten Jahrhunderts vorherrschend zeigt. aber in
einer merkwürdigen Lauterkeit und Klarheit durchgebildet. Stellung und
Verhältnisse der Figuren sind im Allgemeinen vortrefflich, nur die Extremi-
täten noch etwas schwer und die Schultern schmal. Der Faltenwurf ist,
obwohl noch nicht strenge gebildet, so doch meisterlich, und namentlich
bei den Engeln in grosser Schönheit durchgeführt. Die Köpfe sind von
einer weichen rundlichen Form, die bei den Engeln, und noch m'ehr bei
der Figur des heiligen Benedikt, bereits an die altkölnische Schule erinnert,
es scheint nicht, dass auch diese Motive von dem Zeichner des Umrisses
herrühren. Die Architektur ist in reichem byzantinischem Style gehalten,
mit zierlicher Einfassung der Bögen, reich verzierten Säulenkapitälen und
schlanken Schäften der Säulen, deren jeder in der Mitte durch ein
geschmilcktes Band umgeben ist.
Die Vorzüglichkeit der Arbeit bewegt den ungenannten Verfasser der
vorliegenden Abhandlung zu dem Ausspruch, dieselbe einem wirklichen
Byzantiner beizumessen: neinem jener wandernden Meister, die von Kon-
stantinopel kommend, die Blüthen orientalischer Kunst nach dem Oeeident
brachten Die goldene Altartafel ist nicht deutschen Ursprungs und
kann es nicht sein, weil sie nichts gemein hat mit jener derben Eckigkeit,
welche das deutsche Kunstgebiet beherrschte Könnte noch ein Zweifel
ob des byzantinischen Geschlechts unserer Votive obwalten, so würde der-
selbe durch das griechische Kreuz in der Glorie des Erlösers vollständig
niedergeschlagen werden. Die Leichtigkeit in den Arabesken, die richtige
Zeichnung der Thiere setzen Studien voraus, die man zu Anfang des
eilften Jahrhunderts nur auf griechischem Boden machen konnte. Aus den
Arabesken schaut endlich die gemächliche Genusslust des Orients her-
voru u. s. w.
Wir können diesen und ähnlichen Aussprüchen des Verfassers nicht
eben mit Ueberzeugung beiptlichten. Was er über die nderbe Eckigkeit"
der deutschen Kunst sagt, passt nur auf das funfzehnte Jahrhundert und
nicht weiter; das griechische Kreuz in der Glorie des Erlösers kommt aller
Orten im früheren Mittelalter ebenso vor. Von einer so vorzügliche"