Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

Die goldem 
Altartafel 
Kaiser 
Heinrichs 
487 
wenigen andren, bis auf unsre Zeit erhalten worden,  e], aber in ihre, 
ursprünglichen Gestalt, möge zunachst unentschieden bleiben. _]3ei der im 
Jahr 1834 vorgekommenen Theilung des Basler KlfCllt-Enßßllatzes Zwischen 
Basel-Stadt und Basel-Landschaft fiel sie der letzeren zu und wurde von 
der Regierung zu Liestal nebst den übrigen auf Basel-Landschaft gekem- 
menen Kleinodien (wie bereitsmehrfach in diesenBlattern erwähnt) im 
vnrigen Jahre öiientlich versteigert. S0 befindet sie sich gegenwärtig im 
Besitz des Hrn. J. J. Handmann in Basel. Die vorstehend genannte Schrift 
giebt über dies merkwürdige mittcllalteäiche Werk nähere Nachricht und 
eine saubere Abbildung in genügellfßr TÖSSS- 
Ihren Ursprung verdankt die Votivtafel einer wunderbaren Begeben- 
heit. "Heinrich wurde, so will es die Legende, von heftigen Steinschmerzen 
gephge Vergebens hatten sich die Aerzte an ihm versucht. Der Kaiser 
war von der Nutzlosigkeit menschlicher Hülfe überzeugt, und richtete 
darum vertrauurigsvoll den Blick nach Oben. Er nahm die Fürbitterschaft 
des heiligen Benedikt in Anspruch. Auf den Fall der Genesung gelobte 
er seinem Schutzpatron ein Andenken, das der ganzen christlichen WVelt 
Zeugniss geben sollte, wie mächtig das Gebet des heiligen Abtes von Monte 
Casino sei. St. Benedikt erschien bald darauf dem Kaiser im Traume und 
legte ihm den Stein, den Grund seiner vieljährigen Leiden, schweigend in 
die Hand. Heinrich genas; dankbar hielt er, was er gelobt. So entstand 
'ene berühmte Votive." 
J Die Tafel, deren Goldgewicht weit über 400 Loth beträgt, ist 3 Fugs 
8 Zoll französisches Maass hoch, 5 Fuss 6 Zoll breit, und ruht auf einer 
3 Zoll dicken Bohle von Cedernholz. Sie ist mit einer reichen Reliefarbeit. 
versehen, welchezunächst aus einer Stellung von 6 Säulen, mit Halbkreis- 
bögen verbunden, besteht und von einer viereckigen Einrahniung umfasst 
wird. Zwischen den Säulen stehen einzelne Gestalten: In dem breiteren, 
durch einen höheren Bogen überwölbten Mittclraume der Heiland, in der 
Linken eine Scheibe mit dem Moriograinm und der Bezeichnung seines 
Namens, die Rechte segnend erhoben; zu seinen Füssen, knieend hinge- 
worfen, zwei kleinere Gestalten, eine männliche und eine weibliche, welche 
man, dem Ursprunge der Tafel gemäss, für Heinrich und seine Gemahlin 
Kunigunde halten muss, obschon sie kein besonderes Abzeichen kaiser- 
licher Würde tragen. In den Seitenräumen stehen die drei Erzengel mit 
kleinen Flügeln an den Schultern, Gabriel und Raphael mit Stäben, 
Michael, eine Lanze in der Hand haltend, und der heilige Benedikt, im 
Gewande des Abtes, mit Buch und Hirtenstab. ]n den Bögen über jeder 
einzelnen Gestalt liest man ihren Namen, übenChristus steht: Rex Regum 
et Dominus Dominantiuin. ln den Zwickelii über den Bögen sind 
kleine Medaillons mit weiblichen gekrönten Brustbildern angebracht, welche, 
den abbrevirten Beischriften zu Folge, die Kardinaltugenden der Klugheit, 
Gerechtigkeit, Mässigung und Tapferkeit darstellen. Alles Uebrige des 
Feldes über den Bögen und die Einrahmung ist reichlichst mit byzaritinj- 
Schein Arabeskeiiwerk geschmückt, welches die mannigfaltigsten Gestalten 
kleiner Thiere in sich einschliesst. Oben und unten läuft in grossen Buch- 
staben eine Inschrift hin, die sich, wenn freilich sehr allgemein gestellt, 
enf die wunderbare Heilung des Kaisers beziehen lassen dürfte; die Cha- 
raktel-e sind, bis auf einige Ausnahmen, rein lateinische Üncialen. 
"Auf einem alten, halb unleserlichen, der Altartafel beigegebenen 
Per-gemeinte heisst es: Ordinatum est per capztzelum, quod aurea tabula, in
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.