Der
Dom
Ilalberstadt,
ZU
seine Geschichte,
Architektur
etc.
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Motive des Uebergauges zum gothischen beigemischt sind l). In den in
Rede stehenden Theilen des Halberstädter Domes aber, welche zwar gleich-
falls das hyzantinische Element noclrnißhf 1161151115119", herrscht der Spitz-
bogen bereits wesentlich vor, und wir können somit ein Gebäude der Art
nicht etwa in eine frühere Zeit zurücksetzen, dasselbe nicht, wie der
Herausgeber will, als einen Rest der früheren Anlage des Domes, Welche
um das Jahr 1181 begonnen wurde, Odef 8313 W19 auch Wohl V0" Andern
eine solche Meinung aufgestellt ist, als einen Rest noch älterer, an dieser
Stelle stattgefundeuer Bauten betrachten. Dass aber der Unterbau der
Thürme und die nächstfolgenden, bereits vollkommen gothischen Bautheile
des Domes nur durch eine, verhältnissmässig kurze Reihe von Jahren
getrennt sind, darf uns auf keine Weise befremdcn, da es sich in Folge
aller neueren kritischen Untersuchungen zur Evidenz ergeben hat, dass
überall in Deutschland der entwickelte gßthisßhe BaUStYI Plötzlich und
unvorbereitet, oft sogar ohne eine solche Vermittelung, wie wir doch an
dem in Rede stehenden Unterbau bemerken, neben den älteren, den soge-
nannten byzantinischen Baustyl hintritt.
Verzeichuiss und Beschreibung der im Dom vorhandenen und ihm
zugehörigen Kunstwerke und Alterthümer beschliessen das Werk. Als
besonders bedeutend werden zunächst die erhaltenen Glasmalereien hervor-
gehoben. Sodann die zahlreichen, in einem Zimmer der Stiftsgebällde allf-
bewahrten Heiligthümer und Kirchenschätze, unter liehen VÜTnehlIlllCll ein
consularisches Diptychon von grossem Interesse ist, sowie es auch an andern
wichtigen Merkwürdigkeiten nicht fehlt. Endlich die Gemälde, welche
jetzt in dem ehemaligen Kapitelsaale aufbewahrt werden, und unter denen
besonders das bekannte Bild von Johann Raphon von Eimbeck, vom
Jahr 1508, als ein bedeutsames Zeugniss der norddeutschen Kunst, für die
Geschichte der Malerei nicht ohne specielle Wichtigkeit ist. Der Heraus-
geber hat sich das Verdienst erworben, dies beachtenswerthe Werk so
kunstreich und glücklich zu reinigen, dass es in der ursprünglichen Frische
und Kraft seiner Farben dasteht. Auf Taf. VIII ist von demselben eine
geistreich gearbeitete Abbildung, von H. Schaefer gezeichnet und gravirt,
beigegeben, die den Freunden der vaterländischen Kunstgeschichte gewiss
höchst willkommen sein wird. Es stellt auf dem Mittelbilde die Kreuzi-
gung etwas überladen, ungefähr nach der Weise der westphälischen
Schule der Zeit auf den Seitenbildern, in kleinerem Maasse, die Ver-
kündigung, die Geburt Christi, die Anbetung der Könige und die Dar-
stellung im Tempel dar. Da dieser Meister noch so wenig bekannt ist,
so sind wir dem Herausgeber durch die Mittheilung der folgenden Notizen
zu besonderem Dank verpflißhleii
"Von Raphon sind nur vier Gemalde bekannt. Das früher in Walken-
rled belindliehe, später nach Prag getlüchtete und dort verschollene Altar-
bild: „Christus am Kreuz zwischen den Schaclicrn", auf dessen Klappen
Q0 ideine Darstellungen aus dem Leben Christi; ferner das jetzt in der
Universitätsbjhliothek, früher in der St. Jürgenskapelle zu Göttingen
i! Um hier weitläuftiger Anführuijgen und Untersuc
sein, )möge statt weiterer Belege auf die treftliche Schrift häifeg. äsäftrili-gl-Näugzu
schichte und Beschreibung des Domes zu Mainz", und zwar auf die Anlm. i; e-
S. 49 verwiesen werden, wo dies gesammte Verhältniss bereits an" er ung
unwiderleglich auseinandergesetzt ist. g ugend und