Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

Dia Miniaturen etc. 
der Kg]. 
in Aschaffenburg. 
I-Iofbibliothek 
479 
(auf T. IV abgebildet); ebenso wird das Bild der Busse rühmlich hervor- 
gehoben. Das Gebet des Bischofes nach vollendetem Messopfer, in der 
Umgebung seines geistlichen und weltlichen Gefolges, ist in Bezug auf 
Charakteristik, Anordnung und Ausführung gleich lobenswerth (T. V). 
Auch die Bilder der Messe und der Communion sind von vorzüglichem 
Werthe, "Wir müssen bemerken (fügt der Verfasser hinzu), dass diese 
Miniaturen um se interessanter sind, als unseres Wissens von H. S. Beham 
keine Oelgemälde vorhanden sind (auch dem Referenten ist kein solches 
bekannt); dass diese Bilder in Geist und Behandlung von seinen Kupfer- 
stichen abweichen, ja sich wohl über dieselben erheben, lässt sich durch 
die ihm hier gesetzte Aufgabe und durch den höheren Schwung erklären, 
den sein Geist durch die Aufforderung, ja vielleicht durch die bestimmte 
Vorschrift des kunstliebenden Fürsten erhielt." 
Ein viertes, im Auftrage des Kurfürsten gefertigtes Miniaturwerk ent- 
hält Abbildungen des Domsch atzes, welchen Albert zu Halle gesammelt 
und nach der Auflösung des Stiftes nach Mainz gebracht hatte. Die Blätter 
sind 13' hoch und 9' breit; die Abbildungen belaufen sich auf 344. Sieben 
derselben stellen kostbar verzierte Bücherdecken vor; 50 Monstranzen in 
der reichsten Fülle gothischer Architekturformen; 52 ganze Figuren, unter 
welchen besonders die Abbildungen der silbernen Apostel, ganz im Style 
A. Dürers ausgeführt, sich auszeichnen; 15 Brustbilder und Köpfe, nebst 
vielen Bildern von tragbaren Altären und seltsam gestalteten Reliquiarien. 
Die Abbildungen des Domschatzes in dem bekannten Werke „Vorzeichnus 
und Zceigung des hochlobwirdigen Heiligthumbs der Stifftkirchen der heil. 
Sankt Moritz und Marien Magdalenen zu Halle. 1520" (übrigens nur 232 
der Zahl nach) sind, wie sich aus der Vergleichung ergiebt, nicht nach den 
Gegenständen selbst, sondern nach den Malereien des in Rede stehenden 
Miniaturwerkes gefertigt worden. Es ist zu bedauern, dass der Verfasser 
über letzteres nicht genauere und ausführlichere Nachrichten mitgetheilt hat. 
Hierauf folgen Notizen über 32 andere Manuscripte der Aschaffenburger 
Bibliothek , welche zum Theil ebenfalls reichlich mit Miniaturen ge- 
schmückt sind. Auch hier müssen wir es bedauern, dass der Verfasser 
nur flüchtige Notizen mittheilt und nirgend in die Charakteristik des Styles 
und der Technik der vorhandenen Malereien näher eingeht. Vornehmlich 
gilt dies von den beiden ersten Handschriften, welche nach Angabe des 
Verfassers aus dem neunten Jahrhundert herrührenf ebenso dürften auch 
die zahlreichen Miniaturen der dritten Handschrift (die Evangelien, mit 
goldenen Buchstaben geschrieben), für die Entwiekelungsgeschichte der 
Kunst von namhafter Wichtigkeit sein.  Bei drei andren Handschriften 
werden diese Mängel der Beschreibung zum Theil durch die beigefügten 
Abbildungen gut gemacht.  
Die älteste unter diesen ist ein kleines Psalterium (N0. 32,  T. X 
und XI), welches der Verfasser als „wahrscheinlich aus dem 12. Jahrhun- 
dert" herrührend, bezeichnet. Dies passt Jedoch nicht, indem die Figuren 
und das architektonische Ornament, besonders in dem zweiten Bilde auf 
Tafel X, bereits vollkommen das Gepräge des germanischen Styles, wel- 
eher erst im Veriauf des 13. Jahrhunderts auftritt, tragen. Interessant. 
obgleich nicht gerade sonderlich geistreich, sind dieabenteuerlichen Figuren 
der Randvel-ziemngen, von denen auf T. Xl eine bedeutende Anzahl 
zusammengestellt ist.   
Der weiteren Entwiekelung des germanischen Styles im I3.Jahrhundert
	        
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