Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

Miniaturen 
Die 
ßtß. 
Hofbibliothek 
Aschaffenburg. 
477 
Wir gehen nunmehr zu dem ßigentliChell Gegenstande, den das vor- 
liegende Werk behandelt, über, zunächst zu den Albertinischen Hand- 
scliriften, welche mit Miniaturgemälden versehen sind. Zwei von diese", 
ein Missale und ein Gebetbuch, sind von dem berühmten Miniaturmaler 
Nlßolaug Gleekenton von Nürnberg ausgemalt. Neudörlfer sagt von 
diesem; "leh habe, nicht gehört, dass ein fertiger Illuminist, als dieser Mann, 
Nicelans mein lieber Freund, gewesen sei, der auch darzu fleissig wer, er 
illnminirte dem Bischof von Mainz ein Messbuch, dafür gab er ihme 500 11., 
und hat aueh Solisten viel Fürsten arbeit. Starb A. 1560." 
Von vorzügligher Bedeutung ist das eben erwähnte Missale, auf 
dessen letzter Seite sich die folgende Inschrift befindet: Ich Nicklas 
GlOßkeridon zu Nurenberg hab disses Bhucli illuminiert und 
vollent im jar1524. Die Malereien entsprechen im Allgemeinen dem 
Styl der Nürnberger Schule, wie sich derselbe unter Dürers Nachfolgern 
und Anhängern gestaltete: „T reuherzige Naivetat (sagt der Verfasser), haus- 
machene Tüchtigkeit, frommes Gefühl sprechen hier ruhrend oder fröhlich 
und schalkhaft sich aus; oft nicht ohne zarte EmPfänghChkeit und Sinn 
für die Natur und ihre Formationen in Thier- und Pflanzenwelt, in Luft 
und Wasser. In den Randzeichnungen begegnet uns eine Fülle von Blu- 
men, bisweilen von ausgezeichneter Natürlichkeit und Färbung, umgun-g 
von feingegliederten glänzenden Käfern und bunten Schmetterlingen, die 
aus den süssen Kelchen emsig naschen  Pfauen in stolzer Farbenpracht, 
Libellen und Schnecken, knappernde Eichhörnchen, Windspiele und Hasen 
über die leichtgezogenen Arabeskenbahnen hinjagend; kampflustige Hahnen 
sich zornig inessend; Hasen, die mit behaglicher Schadenfreude den Jäger 
braten etc.  vor Allem zeigt sich Reinecke Fuchs, der Schelm, in man- 
cherlei Geschäften etc.  Dann ziehen uns wieder Engel an, die in Blumen- 
kelchen auslaufen, Kinder, die auf Blütlien schaukeln; andre, welche tanzen 
oder in Blumen sitzen und musiciren" etc. 
Die ersten zwölf Seiten nimmt, wie gewöhnlich, der Kalender ein, mit 
ringsumlaufenden Randzeichnungen. Von den Monatsbildern sind auf 
T. III. einige Scenen des Januar, März, Mai und November in Umrissen 
mitgetheilt, welche eine gemüthlich naive Auffassung des Lebens zeigen. 
Unter den hierauf folgenden Bildern sind 33 von grösserem Format 
(11' hoch und 8' breit); theils sind dies eigene Oompositionen des Künst- 
lers, theils Nachahmungen nach Albrecht Dürer, so wie auch nach Lucas 
Cranach, Martin Schön u. A. Unter den Compositionen eigner Erfindung 
wird zunächst die Darstellung der Kirchweihe, in Bezug auf den charakte- 
ristischen Ausdruck der Köpfe und die Natürlichkeit des Faltenwurfes 
hervorgehoben. Sodann ein imposantes Bild der Dreieinigkeit  in der 
eiggnthümlichen Darstellung dreier, auf reich verziertem Throne sitzender 
Weltkönige, deren jeder in der Linken eine Krystallkugel mit dem Kreuze 
hält und die Rechte segnend erhebt. Die Frohnleichnamsprocession, treff- 
lich componirt, in der Mitte Albertselbst, in vollem Ornate und die 
Monstranz tragend. Der heilige Mauritius mit seinen Watfengefährten, eine 
i-ittelqich prächtige Darstellung, etwa im Styl des Tlieuerdank, auf T. I. 
abgebildet.     
Unter den 116 kleineren Bildern, welche sich zumeist in den 3' hohen 
und 3, breiten Anfangsbuchstaben befinden, werden ebenfalls die beden- 
{endeten namhaft gemacht. Fünf derselben werden in Abbildungen mitge. 
theile Auf dem Titelblatte des vorliegenden Werkes sieht man den
	        
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