Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

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Kritiken. 
und 
Berichte 
Von Schwibbogen umspannt aus Marmor, schwebet die Orgel, 
Und mit der Vögel Gesang eifert ihr lieblicher Ton, 
Wie von dem Lenze geweckt aus frisch umlaubtem Gezweige 
schmelzende Klage und Lust tönen in siissem Gewirr. 
Bald auch rauschet sie auf mit dem Klang hellschmetternder Erze, 
Bald nachahmend im Ton mächtiger Trommel Geroll, 
Trommelgetön, Werkzeug des in Wuth hinstürmenden Mavors, 
Muth einflössend und Lust, feindlichen Kampf zu bestehn. 
Mit den Gemälden, die hier voll Anmuth prangen, verglichen, 
Schwindet der Göttin Gestalt, welche Apelles erschuf; 
Doch kein sinnebethörendes Werk ist hier zu erblicken, 
Venus, der lockenden, sind heilige Orte versagt.  
Wie von Qualen zerfleischt, starkmüthig die Gläubigen litten, 
Zeigt dem ergriifnen Gemiith rührend das reine Gebild  
Wie uns der Jungfrau Sohn, dem Himmel und Erde gehorchen. 
Heilig in Leben und That lehrte des Vaters Gebot, 
Wie sein heiliges Blut hinströmt am Stamme des Kreuzes, 
Welches von Sünde und Tod löset der Menschen Geschlecht, 
Wie er am Ende der Welt einst naht als mächtiger Richter, 
Wägend Verdienst und Schuld, göttlich bestrafet und lohnt.  
Dort, wo mitten im Tempel empor zur ätherischen Wölbung 
Rastlos wechselnder Chor sendet den frommen Gesang, 
Hemmet die eiserne Schranke den Schwarm andrängenden Volkes, 
Und reichschimmernde Pracht glänzt dem erstauneten Blick; 
Röthliche Flammen umglühn zahllos die erhabnen Altäre, 
Wie von der Sterne Gewühl funkelnd der Himmel erglüht. 
Was aus Minen zu Tag Pannonien fördert an Silber, 
Was von Gold ihm gewährt nimmer versiegender Schacht, 
Was in den Wellen der Tagus wälzt und der reiche Paktolus, 
Scheinet, den einzigen Ort herrlich zu schmücken, vereint. 
Dort steht Carl, der Beherrscher des Reiches, in würdigem Abbild, 
Strahlend im lockigen Haar tragend des Reichs Diadem. 
Wie er erscheint, wenn Herrschergewalt ausübend im Rathe, 
Er rechtskräftigen Spruch mächtigen Fürsten ertheilt; 
Köstlich verziert umschlingt ihm den Nacken des phrygischen Widder-g 
Goldenes Vliess, und die Hand fasset das blitzende Schwert. 
Albert selbst steht hier in ähnlichgestaltetem Bildniss, 
Der aus eigenem Schatz kaufte den kirchlichen Schmuck; 
Edles Gestein umfasst weitleuchtend die doppelte Krone, 
Während den Bischofstab kräftig die Rechte umschliesst, 
Doch vor sämmtlicheu ragt ein silbergetriebenes Bildwerk. 
Panzergeschmeide bedeckt schützend die Rittergestalt; 
Held Mauritius ist es, im Bild auch zeiget die Kraft sich, 
Seine Gebeine bewahrt sorglich der innere Raum."  U. s. w. i) 
1) Der Verfasser theilt obiges Gedicht als Probe einer Anthologie aus latei- 
nischen Dichtern des 15. und 16. Jahrhunderts mit, welche er, besonders in 
Beziehung auf Vaterländische Geschichte, zu bearbeiten beabsichtigt. Gewiss 
wird er sich durch ein solches Unternehmen den lebhaften Dank der Freunde 
der Geschichte erwerben, indem die Quellen der Art, in welchen sich das liild 
der Zeiten oft am Unmittelbarsten abspiegelt, bisher gewiss noch lange nicht 
genügend benutzt sind.
	        
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